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Melancholia

Melancholia

Originaltitel
Melancholia
Regie
Lars von Trier
Darsteller
Cameron Spurr, Deborah Fronko, Stefan Cronwall, Jesper Christensen, James Cagnard, Udo Kier
Medium
Blu-ray (Leihassung)
Verleih ab
19.04.2012 bei EuroVideo Medien
Kinostart Deutschland
Melancholia
Genre
Thriller
Land
Dänemark, Frankreich
Jahr
2011
FSK
ab 12 Jahren
Länge
135 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
6,5 (2 User)
Extras: Audiokommentar von Regisseur Lars von Trier • Vierteiliges Making-of • Trailer
Lars von Triers melancholischer Weltuntergang
Die Erde ist dem Untergang geweiht. Daran lässt Lars von Trier schon in den ersten Minuten von "Melancholia" keinen Zweifel. Während die Menschen ihren üblichen Beschäftigungen nachgehen, nähert sich ein riesiger Planet, der mit der Erde zu kollidieren droht. Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Apokalypse erzählt von Trier die Geschichte der zwei ungleichen Schwestern Claire (Charlotte Gainsbourg) und Justine (Kirsten Dunst).

Letztere sieht im Leben keinen Sinn und wird immer wieder von schweren Depressionen heimgesucht. Daran kann auch ihre Hochzeit mit Traumprinz Michael (Alexander Skarsgård) nichts ändern. Claire führt hingegen ein erfülltes Leben als glückliche Ehefrau und Mutter. Während Justine dem drohenden Weltuntergang mit einer gewissen Gelassenheit entgegensieht, ist für Claire der Gedanke an den bevorstehenden Tod unerträglich.
So schön ist die Erde noch nie untergegangen. Zu den elegischen Klängen von Wagners "Tristan und Isolde" fallen tote Vögel vom Himmel, während uns Kirsten Dunst mit leeren, emotionslosen Augen anblickt. Charlotte Gainsbourg versucht vor dem Unvermeidlichen davonzulaufen, doch ihre Füße versinken im satten Grün des fein säuberlich gestutzten Rasens. Der Tod streckt seine Krallen nach den beiden Frauen aus, während die Erde von einem herannahenden, majestätisch großen Planeten zerschmettert wird. Das Ende ist nicht nah, es ist bereits da.

Im Grunde beginnt "Melancholia" mit einem erschreckenden Szenario, wenn nicht die kunstvolle Inszenierung Lars von Triers wäre. Der Regisseur zeigt das Geschehen in extremer Zeitlupe, lässt die Bewegungen seiner Protagonistinnen förmlich einfrieren. Seine Szenen gleichen perfekt arrangierten Gemälden von dunkler, betörender Schönheit. Erst später erschließt sich dem Zuschauer die Logik des Prologs. Die Bilder entstammen dem fragilen Geist der von Kirsten Dunst gespielten Protagonistin Justine. Es sind die Visionen einer jungen Frau, die aufgrund ihrer schweren Depressionen an der bloßen Existenz verzweifelt, dem Ende allen Lebens jedoch mit einer großen Gelassenheit entgegenblickt. So nimmt von Triers Ästhetisierung des Weltuntergangs in der anfänglichen Traumsequenz das unausweichliche Ende vorweg und materialisiert zugleich den widersprüchlichen Seelenzustand Justines in ebenso schönen wie traurigen Bildern.

Trotz der apokalyptischen Prämisse vermeidet von Trier die typischen Erzählmuster des Katastrophenfilm-Genres. Er zeigt keineswegs die globalen Auswirkungen, die mit der drohenden Kollision zwischen der Erde und dem riesigen Planeten Melancholia einhergehen, sondern konzentriert sich auf den Seelenzustand der beiden ungleichen Schwestern Justine und Claire. Dementsprechend ist der Film in zwei Kapitel unterteilt, die jeweils nach einer der beiden Frauen benannt sind. Der erste Teil zeigt die Hochzeitsfeier Justines. Im deutlichen Kontrast zum hochartifiziellen Prolog strahlen die überwiegend mit Handkamera gedrehten Szenen eine lebendige, dokumentarisch wirkende Atmosphäre aus. Von Trier wählt die Hochzeitsfeier auf dem Landsitz Claires als exemplarischen Ort gesellschaftlicher Rituale, deren Sinn die depressive Justine nicht dechiffrieren kann. Dementsprechend tritt ihre Verzweiflung im Laufe der Zeremonie immer deutlicher zutage. Ihre Schwester Claire findet dagegen ihr Glück in ebendiesen Konventionen. Sie ist glücklich verheiratet, hat ein Kind, lebt ein erfülltes Leben.

Folgerichtig verkehren sich im zweiten Teil des Films die Verhältnisse. Der Hochzeit als zukunftsweisendes Ritual gemeinschaftlicher Lebensplanung, steht das unaufhaltsame Ende allen Lebens auf Erden entgegen. Von den Gästen der Hochzeitsfeier ist im zweiten Teil niemand mehr übrig. Stattdessen sind die beiden Schwestern von Einsamkeit und trügerischer Stille umgeben. Während Justine im Zelebrieren des persönlichen Glücks keinen Sinn sieht, verzweifelt Claire angesichts der kosmischen Gleichgültigkeit vor der Existenz der Menschheit. Diesem Dualismus bleibt von Trier bis zum konsequenten Ende treu, indem er einen Bogen zur anfänglichen Vision Justines schlägt, der trotz der inhaltlichen Parallelen einen stilistischen Kontrapunkt setzt. Anstatt die Szenen des Weltuntergangs durch die stilisierte Bildsprache des Filmbeginns zu ästhetisieren, wird Claires Gefühl der Ausweglosigkeit auch auf formaler Ebene intensiviert. Passend zur unheilvollen, bedrückenden Stimmung wird die Tonspur immer lauter, bedrohlicher, erreicht einen Pegel, der den Kinosaal förmlich zum Beben bringt.

'Die Erde ist schlecht', sagt Justine im Laufe des Films. 'Wir brauchen nicht um sie zu trauern. Niemand wird uns vermissen.' Wenn wir am Ende von "Melancholia" auf das Nichts der schwarzen Leinwand blicken, beschleicht uns ein unangenehmes Gefühl aber auch die Gewissheit, Zeuge durch und durch gelungener Filmkunst geworden zu sein.
Carlos Corbelle/Filmreporter.de
Videoclip: Melancholia
Schon zu Beginn wird deutlich, dass die Erde dem Untergang geweiht ist. Unaufhaltsam nähert sich ein riesiger Planet dem blauen Planeten und droht...
 
Galerie: Melancholia
Lars von Trier lässt die Welt untergehen. Mittendrin sind Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg, die als ungleiche Schwestern zwischen...
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2024