Constantin Film
Der Gott des Gemetzels

Der Gott des Gemetzels

Originaltitel
Carnage
Alternativ
God of Carnage
Regie
Roman Polanski
Darsteller
Kate Winslet, Jodie Foster, Christoph Waltz, John C. Reilly
Medium
DVD
Im Handel ab
10.05.2012 bei Constantin Film Home Entertainment
Kinostart Deutschland
Der Gott des Gemetzels
Genre
Komödie
Land
Frankreich, Deutschland, Polen, Spanien
Jahr
2011
FSK
ab 12 Jahren
Länge
77 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
5,0 (3 User)
Extras: Interviews (ca. 32 Min.) • Original-Kinotrailer • Darstellerinformationen
Bissiger Abgesang auf die gutbürgerlichen Werte
Mit "Der Gott des Gemetzels" bringt Roman Polanski das gleichnamige Bühnenstück Yasmina Rezas auf die Leinwand. Im Mittelpunkt stehen zwei Ehepaare, deren Söhne sich auf dem Schulhof eine Prügelei geliefert haben. Da die Eltern Konflikten selbstverständlich mit Worten, statt mit Fäusten begegnen, wollen sie den unangenehmen Vorfall mit einem klärenden Gespräch aus der Welt schaffen. Also folgen Nancy (Kate Winslet) und Alan Cowan (Christoph Waltz) der Einladung von Penelope (Jodie Foster) und Michael Longstreet (John C. Reilly).

In deren Wohnung angekommen, lösen sich die guten Vorsätze innerhalb kürzester Zeit in Luft auf. Da der Sohn der Longstreets bei der Schlägerei gegen den Cowan-Jungen ein paar Zähne einbüßen musste, ist vor allem Penelope nicht gewillt, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Trotz der offensichtlichen Spannungen versuchen die beiden Ehepaare zivilisiert miteinander umzugehen. Mit jedem weiteren Wort droht die Situation jedoch immer weiter auszuarten. Als Nancy sich auch noch auf die heißgeliebten Kunstbücher Penelopes übergeben muss, brechen alle Dämme der zivilisierten Konversation.
Es ist einfach zum Kotzen. Das beschreibt nicht nur Kate Winslets Magenverstimmung, die in der derbsten und vielleicht auch witzigsten Szene von Roman Polanskis "Gott des Gemetzels" mündet. Es bringt in gewisser Weise auch die Haltung dieses kleinen, fiesen Kammerspiels zum Ausdruck. Ebenso wie bei der gleichnamigen Theatervorlage von Yasmina Reza werden wir auch in Polanskis Adaption Zeuge, wie die brüchige Fassade gutbürgerlicher Werte Stück für Stück abblättert. Was dabei zum Vorschein kommt, ist alles andere als schön, geschweige denn zivilisiert. Es ist wahrlich zum Kotzen.

Rezas Abgesang auf das Gutbürgertum wird von Polanski genüsslich zelebriert. Mit nahezu perfektem Gespür für Timing, vielsagenden Gesten und bissigen Dialogen setzt er voll und ganz auf das zunehmend exaltierte Spiel seines hochkarätigen Darsteller-Quartetts. Jodie Foster, John C. Reilly, Kate Winslet und Christoph Waltz danken es ihm - jeder von ihnen auf andere, eigentümliche Weise - mit sichtlicher Spielfreude und grandiosen Schauspielleistungen. Vor allem Foster entfesselt in der Rolle der Verfechterin für Kunst, Moral und Sozialengagement ein hysterisches Gewitter ohnegleichen. Besonders witzig ist, wie sich Winslet auf ihren wertvollen Kunstbüchern übergeben muss. An Fosters Figur wird die dünne Trennlinie zwischen gesellschaftlich anerzogenem Sozialverhalten und animalisch unkontrollierter Rage auf besonders amüsante Weise deutlich.

Äußerer Schein und innere Befindlichkeit - ein Gegensatz, der sich in Polanskis Film wie ein roter Faden durch die Handlung zieht. Nicht nur in körperlicher Hinsicht wird das Innerste im wahrsten Sinne des Wortes nach außen gestülpt, wie man besonders an Winslets Speifontäne beobachten kann. Auch in der räumlichen Inszenierung findet es seine Entsprechung. Nicht umsonst positioniert Polanski seine Darsteller gerade zu Beginn immer wieder vor den Wohnzimmerspiegel. Erst nach und nach verschwindet die mit Mühe und Not aufrechterhaltene Fassade der Selbstbeherrschung, weicht das Bild, das die Charaktere von sich selbst haben, wenn sie in den Spiegel blicken.

"Ich glaube an den Gott des Gemetzels", sagt Christoph Waltz mit schelmischem, man möchte fast sagen diabolischem Lächeln. Und je mehr die vier Protagonisten dieser blutdürstenden Gottheit huldigen und sich gegenseitig verbal zerfleischen, desto enger scheint Polanski den sie umgebenden Raum werden zu lassen. Den Gang vor die Wohnungstür oder ins Badezimmer, der zu Beginn immer wieder für kleine Verschnaufpausen sorgte, verweigert er seinen Figuren und damit auch uns Zuschauern schließlich. Bei Polanski und Reza thront der Gott des Gemetzels nicht hoch oben im Himmelreich. Er macht es sich vielmehr in unserem Wohnzimmer gemütlich.
Carlos Corbelle/Filmreporter.de
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2024