Rapid Eye Movies
Life in a Day - Ein Tag auf unserer Erde

Life in a Day - Ein Tag auf unserer Erde

Originaltitel
Life in a Day
Alternativ
Life in a Day - Das Leben in einem Tag
Regie
Kevin Macdonald
Darsteller
Shahin Najafipour, Shir Decker, Ayman El Gazwy, Boris Grishkevich, David Jacques, Christoper Brian Heerdt
Medium
VoD (Streaming)
Verleih ab
12.06.2017 bei Rapid Eye Movies
Kinostart Deutschland
Life in a Day - Ein Tag auf unserer Erde
Genre
Dokumentarfilm
Land
USA
Jahr
2011
FSK
ab 6 Jahren
Länge
96 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
7,0 (1 User)
Die einfache Poesie des Alltags auf unserer Welt
Am 24. Juli 2010 ist Vollmond. So beginnt "Life in a Day" mit Aufnahmen des wunderschön großen Mondes am Nachthimmel. Zwei Elefanten nehmen ein nächtliches Bad. Auf einer Parkbank diskutieren zwei Nachtschwärmer das Datum des beginnenden Tages und kommen zu dem Schluss: "Der 24. Juli, der beste Tag jemals". Es geht weiter mit Szenen aus dem Leben von Menschen auf der ganzen Welt. Wir erleben sie beim Aufwachen, wie sie schlaftrunken ins Bad schlurfen, Zähne putzen und Spiegeleier in der Bratpfanne brutzeln. Morgendliche Rituale, die nicht einzigartig sind. Durch ihre Universalität und Nebeneinanderreihung zeigen sie ein Stück Alltagspoesie. Diese Poesie des Alltäglichen ist es, was die Kurzfilmkompilation ausmacht.

Das Leben von Menschen auf der ganzen Welt, das sich in manchen Dingen unterscheidet, aber in vielem aber auch gleicht. Einigen Protagonisten haben Regisseur Kevin Macdonald und Schnittmeister Joe Walker mehr Raum gegeben, so etwa dem kleinen chinesischen Jungen, der in seinem morgendlichen Ritual die verstorbene Mutter grüßt oder einer Amerikanerin, die gerade eine schwere Operation hinter sich hat.

Auch dem Koreaner, der seit neun Jahren mit dem Fahrrad durch die Welt fährt, weil er die politische Situation in seinem Land nicht aushält, wird mehr Raum gegeben. Ein kleiner Schuhputzer erzählt, dass er seinen Papa am meisten auf der Welt liebt, weil der ihm Früchte zu essen gibt und er sich sicher ist, dass er auch von ihm geliebt wird. Andere Ausschnitte sind nur einige Sekunden lang und gewähren dem Zuschauer nur einen kurzen Einblick ins Leben derjenigen, die diese Filmschnipsel übers Internet den Regisseuren zur Verfügung gestellt haben. So sind schöne, lustige, ernste und tragische Momente entstanden.
Regisseur Kevin Macdonald und Schnittmeister Joe Walker mussten sich durch eine unglaubliche Fülle an Material kämpfen. Über 4.500 Stunden aus 190 Ländern waren auf ihren Aufruf im Internet eingegangen. Zur Strukturierung hatten sie den Teilnehmern drei Fragen mit auf den Weg gegeben: Was lieben sie am meisten auf der Welt? Wovor haben sie Angst? Was ist in ihren Taschen? Da musste im Vorfeld eine ganze Menge Sortierarbeit geleistet werden. Wie Macdonald, Walker und ihre Helfer das ganze Material in eine Ordnung gebracht haben, ist bewundernswert. Einen kleinen Eindruck davon kann man sich auf Youtube im LifeInADay-Channel machen. Dort sind alle eingegangenen Videos zu sehen. Sie sind zwar in Kategorien unterteilt, geben aber trotzdem einen guten Eindruck von der überwältigenden Fülle der eingesandten Clips.

Die Angst der Macher, nicht genügend oder nicht vielfältiges Material zu bekommen, war unbegründet. So war es am Ende möglich, aus den Videos den Ablauf eines Tages zusammenzuschneiden. Dabei wurden schöne und tragische Geschichten einander gegenübergestellt. Denn neben Geburten und Hochzeiten geschah am 24. Juli 2010 auch das tragische Unglück auf der Loveparade in Duisburg. Wie alle anderen Videos sind auch diese Momente der Massenpanik unkommentiert in den Strom der Clips eingebettet. Zu den beeindruckendsten Sequenzen des Films gehört diejenige, in der afrikanische Frauen Getreide zu Mehl zerschlagen. Dazu singen sie ein Lied, das mit dem monotonen Rhythmus des Schlagens unterlegt ist. Dieser Rhythmus und der Gesang ziehen sich für eine Weile hin und verbinden mehrere Clips miteinander.

Überhaupt ist die Leistung von Schnittmeister Joe Walker bemerkenswert, denn ihm ist es gelungen, eine formale Struktur in den Film zu bringen. Mal sind es gleichartige Dinge, wie Füße, die nebeneinander montiert sind. Dann wieder sind die Übergänge eher assoziativ oder kontrastierend. Die 'Handlung' springt zwischen den Kontinenten hin und her, zwischen Einsamkeit und Gemeinschaft, Trauer und Freude, Jung und Alt.

Am Ende kommt eine Amerikanerin zu Wort, die offen zugibt, dass sie große Erwartungen in diesen Tag gesetzt habe, in der Hoffnung, dass etwas Außergewöhnliches passieren würde. Aber das ist es nicht, sie hat den ganzen Tag einfach nur gearbeitet, wie an vielen Tagen ihres bisherigen Lebens. Trotzdem habe sie aber das Gefühl, dass es ein besonderer Tag gewesen sei. Vielen Zuschauern wird es ähnlich ergehen, wenn sie das Kino verlassen und wieder in ihr Leben treten. Durch die perfekte Einheit von Bildern und Musik gelingt es dem Film, den dafür empfänglichen Zuschauern in ihrem Innersten zu berühren. Etwas besonderes geschieht immer und seien es nur kleine Blasen, die auf die Oberfläche eines Sees hüpfen.
Tatjana Niezel, Filmreporter.de
Unzählige Menschen wachen morgens auf, gehen ins Bad, frühstücken, arbeiten und gehen abends wieder schlafen. Manche erleben dabei schöne Dinge,...
 
Wen oder was lieben sie? Wovor fürchten sie sich? Was haben sie in ihren Taschen? Diese drei Fragen gaben die Initiatoren des Youtube-Projektes den...
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2024