L'esquive

L'Esquive

Originaltitel
L'Esquive
Alternativ
Votre bouche avec la mienne (franz. Arbeitstitel)
Regie
Abdel Kechiche
Darsteller
Sylvain Phan, Olivier Loustau, Rosalie Symon, Patrick Kodjo Topou, Lucien Tipaldi, Reinaldo Wong
Kinostart:
Deutschland, am 10.03.2005 bei Peripher Filmverleih
Genre
Drama
Land
Frankreich
Jahr
2003
FSK
ab 12 Jahren
Länge
117 min.
IMDB
IMDB
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Der 15-jährige Abdelkrim (Osman Elkharraz), von allen Krimo genannt, steht vor einem Dilemma. Er ist hoffnungslos in seine Klassenkameradin Lydia (Sara Forestier) verknallt, bringt es aber nicht übers Herz, es ihr zu sagen. Dass beide bereits ein kumpelhaftes Verhältnis haben, macht es ihm auch nicht leichter. Krimo hängt meistens mit seiner Clique in der Sozialsiedlung vor den Toren Paris rum. Er ist nicht gerade der Eloquenteste und tut sich schwer, seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Coolness scheint im Umgang miteinander oberste Priorität zu sein und das reicht ihnen. Um sich Lydia zu nähern, hat Krimo nur eine Möglichkeit. Beim kommenden Schulfest soll eine Schülergruppe Marivaux' Liebeskomödie "Das Spiel von Liebe und Zufall" aufführen. Lydia spielt die weibliche Hauptrolle und blüht in ihrem Spiel regelrecht auf. Krimo hat keine Wahl: er überzeugt einen Kumpel, ihm den männlichen Gegenpart des Harlekin zu überlassen. Der Weg scheint erstmal geebnet, doch auf der Bühne richtet man als Introvertierter nicht viel an. Krimo muss irgendwann über den eigenen Schatten springen und sich seiner Liebe offenbaren.
Marivaux hat im 18. Jahrhundert die Pariser Theaterwelt mit geistreichen Komödien voller Wortwitz unterhalten. Sein Hauptaugenmerk galt der Liebe und den psychologischen Veränderungen, die sie verursachte. Um diese szenisch zu durchleuchten benutzte Marivaux eine kunstvolle, stets poetische Sprache. Regisseur Abdel Kechiche geht in "L' esquive" grundsätzlich nicht anders vor. Ähnlich wie im gespielten Stück Marivaux' benutzt Hauptfigur Krimo eine Verkleidung, um sich seiner Angebeteten Lydia und dem Zuschauer zu öffnen. Der gesprochene französische Slang des Originaltons hat - wie die Sprache des barocken Dramatikers - seine eigene poetische Dimension. Obwohl Kechiche mit Laiendarsteller gearbeitet und an Originalschauplätzen gedreht hat, ist "L' esquive" kein sozialkritisches Werk. Nicht das Underdogmilieu der Pariser Vororte mit ihren Drogenproblemen und der Orientierungslosigkeit ihrer Bewohner stehen im Mittelpunkt, als vielmehr einfach der jugendliche Held, der mit dem Phänomen der Liebe und des Theaters verzweifelt zurecht zu kommen versucht.
Vincenzo Panza/Filmreporter.de
2024