Tony Takitani

Tony Takitani

Originaltitel
Tony Takitani
Regie
Jun Ichikawa
Darsteller
Shinohara Takahumi, Hidetoshi Nishijima, Issei Ogata, Yumi Endo, Rie Miyazawa
Kinostart:
Deutschland, am 09.06.2005 bei Alamode Filmdistribution
Genre
Drama
Land
Japan
Jahr
2004
FSK
ab 6 Jahren
Länge
75 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Die Wahl des Vornamen war als amerikafreundliche Geste seines Vaters gedacht, hat ihn jedoch in der Schule zum Außenseiter gemacht. Tony Takitanis Kindheit war sehr einsam. Sie war es auch deshalb, weil keiner seiner Mitschüler so hieß wie er. Das Alleinsein hat Tony als normalen Zustand kennen gelernt. Seine Mutter starb nur wenige Tage nach seiner Geburt und sein Vater, ein begeisterter Musiker, kümmerte sich mehr um den Jazz, als um den eigenen Sohn. Als Schüler entdeckt er seine Liebe zur Malerei und besucht nach dem Schulabschluss eine Kunstakademie. Er ist ein talentierter Zeichner, seine Werke sind detailgetreue wenn auch etwas gefühlsarme Nachbildungen. Überhaupt sind Emotionen in Tonys Leben Mangelware. Das ändert sich schlagartig als er sich in die süße Eiko verliebt und sie kurze Zeit später heiratet. Zum ersten Mal erlebt er, der Zeit seines Lebens allein zurechtkommen musste, Nähe und Geborgenheit. Nichts scheint das Glück Tonys zu trüben, wäre nicht Eikos besorgniserregende Kaufsucht da. Als technischer Zeichner verdient Tony kein Vermögen, um ihren finanziellen Kollaps abzuwenden versucht er Eiko das Einkaufen auszutreiben...
"Tony Takitani" ist die filmische Adaption einer gleichnamigen Erzählung des japanischen Beststeller-Autors Haruki Murakami. Die Geschichte eines introvertierten Einzelgängers, der als erwachsener Mann erstmals Emotionen empfindet, ist von Regisseur Jun Ichikawa mit ausgewogener Nüchternheit inszeniert. Tony kann seine Umgebung und deren Oberflächen genauestens abbilden, weiß aber nicht, seine eigenen Empfindungen zu ordnen. Parallel hierzu verwendet Ichikawa eine sich stets in Bewegung befindende Kamera. Die langsamen Horizontalfahrten vermitteln den Eindruck, der Betrachter würde über die Geschehnisse gleiten ohne sie genauer ins Visier nehmen zu können. Ähnlich wie die Hauptfiguren Tony und Eiko konzentriert sich der filmische Blick auf die Oberflächen der häufig durch ein Fenster oder eine Tür geöffneten Räumlichkeiten, dringt jedoch nie in die psychologischen Tiefen der Charaktere. Passend hierzu ist deshalb auch die Tatsache, dass die Darsteller Issey Ogata und Rie Miyazawa jeweils eine Hauptfigur und eine Nebenfigur verkörpern. Alles dreht sich in diesem Werk um den Kontrast zwischen Inhalt und Hülle. Deshalb ist "Tony Takitani" ein bewegender Film, der in der Ausführung den eigenen Inhalt konsequent und gekonnt widerspiegelt.
Vincenzo Panza/Filmreporter.de
2024