Unser America

Unser America

Originaltitel
Unser America
Regie
Kristina Konrad
Darsteller
Walfriede Schmitt
Kinostart:
Deutschland, am 03.11.2005 bei Neue Visionen Filmverleih
Kinostart:
Österreich, am 15.09.2006 bei Polyfilm
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland, Schweiz
Jahr
2005
Länge
84 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
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Was bewirken Revolutionen wirklich? Was wird aus den Protagonisten der Umwälzungen und speziell den Revolutionären? Lassen sich ihre idealistischen Ideale umsetzen und ausleben? Wie hoch muss der Preis sein, den ein Volk für diese Ideale zu zahlen hat? Filmemacherin Kristina Konrad kehrt nach 20 Jahren in das Land zurück, in dem sich das Volk erhob, um Armut, Korruption, Selbstbereicherung einer kleinen elitären Clique und Ungleichheit aufstand. Im Zentrum ihrer Dokumentation stehen die Frauen, die damals in großer Zahl zu den Waffen griffen, um für ein besseres Leben in dem von Männern dominierten Gesellschaft zu kämpfen. Mittlerweile müssen sie im neoliberalen, vom Krieg und Korruption geprägten Nicaragua ihren Alltag meistern. Konrad weckt Erinnerungen an die sandinistische Revolution und trägt Erfahrungen der Beteiligten zusammen. Dadurch entsteht ein lebendiges und sehr persönliches Bild Nicaraguas jüngerer Geschichte.
Die diktatorische Familienherrschaft Somozas und seiner Familie wurde in Nicaragua 1979 durch die sandinistische Revolution beendet. Doch in der über vier Jahrzehnte andauernden Herrschaft sicherte sich der Somoza-Clan je nach Bedarf mit antifaschistischer, antikommunistischer oder antikubanischer Rhetorik die Unterstützung der Vereinigten Staaten. Außerdem kontrollierte er den Staatsapparat ohne jegliche demokratische Kontrolle. Während das Land in Armut versank bereicherte sich Somoza sogar an Hilfsgeldern, die nach einem großen Erdbeben ins Land strömten. Als der Verleger Pedro Joaquin Chamorro 1978 ermordet wird, beginnen die größten Unruhen der Somoza-Ära. Sie weiteten sich schließlich zu einer Revolution aus, die schon seit den 1960er Jahren von den Sandinisten vorbereitet wurde. Um den Machtwechsel endlich durchzusetzen, setzten sie drei Mittel ein: Generalstreik, Volksaufstand und militärische Guerillaaktionen. Ihre Aktivitäten waren vom Erfolg gekrönt.

Die Sandinisten zogen siegreich in der Hauptstadt Managua ein, während Somoza sich unter Mitnahme der Staatskasse nach Miami absetzte. 50.000 Leben forderte der Befreiungskampf, er hinterließ ein zerstörtes und hoch verschuldetes Land. Von der Regierung des nationalen Wiederaufbaus wurden zahlreiche sozioökonomische und politische Reformen eingeleitet. Gesundheit, Bildung und Wohnungsbau hatten neben der Agrarreform Priorität auf der Agenda der Sandinisten. Auch das Justizsystem wurde reformiert und die Todesstrafe abgeschafft. Bald kündigten die bürgerlichen Kräfte jedoch die Kooperation mit den Sandinisten auf. Die USA unterstützte unter Präsident Ronald Reagan einen "Contra-Krieg" gegen die "marxistisch-leninistische" Regierung Nicaragua, und errichtete Wirtschafts- und Handelsblockaden gegen das kleine Zentralamerikanische Land in ihrem "Hinterhof". Nicaragua musste einen zermürbenden Krieg auf Kosten mancher sozialer Errungenschaften führen. Der Wunsch nach Beendigung dieses Krieges und nach wirtschaftlicher Verbesserung führte letztendlich dazu, dass die Bevölkerung 1990 mehrheitlich für ein antisandinistisches Bündnis aus 14 Parteien stimmte. Was seitdem aus diesem Land geworden ist, zeigt Kristina Konrad, die nach 20 Jahren erneut in das von Krisen geschüttelte Land zurückkehrt. Was ist aus den hehren sandinistischen Zielen geworden? Wie geht es dem Land heute?
Simone Seidel/Filmreporter.de
Galerie: Unser America
Nicaragua und seine Menschen sind die Protagonisten dieser sehr persönlichen Dokumentation. Filmemacherin Kristina Konrad widmet sich speziell der...
2024