Die Jahreszeit des Glücks

Die Jahreszeit des Glücks

Originaltitel
Štestí
Regie
Bohdan Sláma
Darsteller
Milos Cernousek, Zdenek Rauser, Marie Ludvíková, Iva Janzurová, Zuzana Kronerová, Martin Huba
Kinostart:
Deutschland, am 20.04.2006 bei Neue Visionen Filmverleih
Genre
Komödie, Drama
Land
Tschechische Republik, Deutschland
Jahr
2005
Länge
100 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.neuevisionen.de/index.php?http://www.neuevisionen.de/einzelfilm.php?id=354
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brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
9,0 (2 User)
Monika (Tatiana Vilhelmová), Jára (Marek Daniel), Toník (Pavel Liska) und Dáša (Anna Geislerova) wohnen in einer Kleinstadt irgendwo in Tschechien. Ihre Umgebung ist von tristen Mietskasernen, Fabriken und der verwahrlosten umgebenden Landschaft bestimmt. Monika und Jára sind ein Liebespaar. Doch Jára entschließt sich, nach Amerika zu emigrieren. Er will dort eine gute Arbeit finden und für sich und Monika eine sichere Zukunft aufbauen. Während Monika auf Nachricht von ihm wartet, muss sie sich um die zwei kleinen Kinder ihrer labilen Nachbarin und Freundin Dáša kümmern. Die hat eine Affäre mit einem verheirateten Mann. Sie steigert sich jedoch so sehr in ihre unglückliche Liebe hinein, dass sie nicht mehr fähig ist, sich um ihre zwei Jungs zu kümmern. Toník, der schon immer in Monika verliebt ist, steht ihr dabei zur Seite. Er wohnt mit seiner Tante auf einem alten und verfallenen Hof. Sein Ziel ist es, den Hof wieder herzurichten. Doch auch die benachbarte Fabrik hat ein Auge auf das Grundstück geworfen.
"Die Jahreszeit des Glücks" ist der zweite Spielfilm des tschechischen Regisseurs Bohdan Slama. In seiner Heimat avancierte das Drama in kürzester Zeit zum absoluten Publikumshit. Die Besetzung - bis in die Nebenrollen bekannte tschechische Stars. Ebenso wie sein Erstling "Wilde Bienen" gewann der Nachfolger zahlreiche internationale Preise. War der Erstling eine Komödie, ist die zweite Arbeit zu einem ernsten Werk geraten. Das Leben der Protagonisten ist in einer sozial schwachen Gesellschaftsschicht lokalisiert. Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Perspektivlosigkeit sind die zentralen Themen. Die Bilder der tristen Landschaft korrespondiert mit den Lebens- und Seelenzuständen der Protagonisten. Die Landschaft ist verwahrlost und ist von der trostlosen Fabrik dominiert. Die Kamera nimmt einen fast dokumentarischen Standpunkt ein. In langen, meist ungeschnittenen Sequenzen verfolgt sie die Figuren und umkreist sie dabei häufig. Die Inszenierung verdeutlicht das Gefangensein der Menschen in ihren Lebensumständen. Die extreme Nähe der Kamera zu den Figuren macht es den Zuschauern schwer, Distanz zu wahren. So ist er deren Emotionen nah. Dies funktioniert umso besser, da die Schauspieler ihre Rollen absolut überzeugend ausfüllen. Das Drama versteht sich nicht als Kritik am politischen System in Tschechien. Es betrachtet vielmehr die Figuren ihrem Umgang mit ihrem Leben. Was ist wichtig im Dasein? Wie wird man glücklich und was ist Glücküberhaupt? Jeder hat eigene Vorstellungen und sucht nach seinem persönlichen Weg. Für Monika ist die Konsequenz die Flucht in ein neues Leben, bedeutet es Verantwortung für die Heimat zu übernehmen. Das Glück ist bei all den Problemen stets gegenwärtig, auch wenn es oft nur an der Oberfläche aufblitzt. "Die beste Freude ist wohnen in sich selbst" ist das passende Zitat von Johann Wolfgang von Goethe. Denn was ein Leben glücklich macht ist die zentrale Fragestellung des Dramas.
Tatjana Niezel, Filmreporter.de
Die Jahreszeit des Glücks
2024