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Gewalt und Leidenschaft (Gruppo di famiglia in un interno, 1974)

Gewalt und Leidenschaft

Originaltitel
Gruppo di famiglia in un interno
Regie
Luchino Visconti
Darsteller
Burt Lancaster, Helmut Berger, Silvana Mangano, Claudia Marsani, Stefano Patrizi, Elvira Cortese
Kinostart:
Deutschland, am 27.03.1974 bei
Genre
Drama
Land
Italien, Frankreich
Jahr
1974
FSK
ab 18 Jahren
Länge
121 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
8,7 (3 User)
Meinungen
8martin 
Interne Familienangelegenheiten
Da hat Visconti ganz schön viel hineingepackt und das geht auf Kosten der Spannung. Ein Familienclan unter Mutter Bianca Brumonti (Silvana Mangano) arbeitet sich an einander ab und mietet sich bei einem alleinlebenden Professor (Burt Lancaster) ein. Hierbei sorgt vor allem ihr Lover Konrad (Helmut Berger, damals noch bildschön) für Irritationen, wohingegen Tochter Lietta (Claudia Marsani) den alten Herrn anhimmelt. Der Professor lässt ansatzweise durchblicken, dass ihm Konrad nicht ganz gleichgültig ist. Gespräche über Kunst bringen sie einander näher. Ein buntes Kaleidoskop menschlicher Kontakte wird entfaltet: Einsamkeit und das Gegenteil davon, homo- und heteroerotische Beziehungen werden angedeutet, das Alter und die Jugend, Bildung und Vorlieben. Dabei ist der Titel die Abstraktion der Ereignisse. Eine wechselseitige Beziehung von beiden Phänomenen kristallisiert sich um Konrad herum (gewaltige Leidenschaft (Selbstmord) oder leidenschaftliche Gewalt). Aber die Wirkung leidet unter den endlos langen Dialogen. Dazwischen gibt es zwei überraschende Cameos von Claudia Cardinale als Frau des Professors und Dominique Sanda als seine Mutter. Sogar ein Hauch von Faschismus weht durch die Familienidylle. Niveauvolle Dialoge halten das Interesse der Zuschauer wach. Etwa wenn der Professor die Situation so beschreibt: ‘Raben fliegen in Schwärmen, der Adler fliegt allein.‘ Das interessiert die Kids nicht. Tochter Lietta meint ‘Im Grab gibt es keinen Sex.‘ Obwohl der Professor die Brumontis ‘oberflächlich, dumm und hohl‘ findet, haben sie ihn aber auch ‘aus dem Schlaf geweckt‘. Das ist widersprüchlich und macht den tränenreichen Schluss am Bett des Professors (Sterbebett?) etwas kryptisch. Schwer verdauliche Kost, wenn auch auf hohem Niveau.
geschrieben am 09.09.2014 um 18:25 Uhr
Pierrot le fou 
Viscontis vorletztes Meisterwerk
Visconti war ein Schwieriger des Kinos. Gewalt und Leidenschaft ist sein einziger Film, der sich mit einem aktuellen politischen Thema (den gesellschaftlichen Umwälzungen der 70er Jahre) beschäftigt. Es ist ein Film der großen, künstlerischen Meisterschaft und der Großzügigkeit eines Mannes, dessen gesellschaftliche Klasse, des Adels, in den Wirren des 2. Weltkrieges längst untergegangen ist. Wer noch nie etwas davon gehört oder gelesen hat, der wird durch diesen Film neugierig gemacht, sich mit der jüngsten Vergangenheit zu beschäftigen. Viel Spaß!
geschrieben am 22.03.2006 um 21:51 Uhr
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2024