Al!ve AG
Das Irrlicht

Das Irrlicht

Originaltitel
Le Feu follet
Regie
Louis Malle
Darsteller
François Gragnon, Romain Bouteille, Jacques Sereys, Alexandra Stewart, Claude Deschamps, Tony Taffin
Kinostart:
Deutschland, am 07.07.1994 bei MFA+ Film Distribution
Genre
Drama
Land
Italien, Frankreich
Jahr
1963
Länge
108 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Louis Malles emotionale Geschichte eines Trinkers
Die linke Hand sucht nach dem Herzen, die rechte umschließt den schwarzen Armeerevolver. Alain Leroy (Maurice Ronet), der melancholische Dandy, der aus der Entziehungsanstalt ausgebrochen ist, um sich zu testen, hat erkannt, dass er sich in der gesunden Welt nicht zurechtfindet. Eigentlich hat er alles, was man sich wünschen kann: Gutes Aussehen, Erfolg und Charme. Er ist ein Star der Pariser High Society. Doch innerlich fühlt sich Alain zerrissen und schwermütig. Er flüchtet sich in Alkohol- und Partyexzesse.

Sämtliche Barkeeper der Stadt kennen ihn. Um seine Probleme anzugehen, begibt er sich in eine Entziehungsklinik außerhalb von Paris. Die Fotos, zwischen denen er im geschmackvoll eingerichteten Zimmer des Hospitals für Alkoholiker in der Nähe von Versailles hin und her geht, sagen ihm nichts mehr. Er tauscht sie aus gegen Katastrophenmeldungen aus der Zeitung. Das Leben ist die Katastrophe. Obwohl ihn der Arzt für geheilt hält und entlässt, hat Alain keine Lust mehr, ins bürgerliche Leben zurückzukehren. Eine gemeinsam mit einer Freundin in Paris verbrachte Nacht hat ihm nicht mehr die Augen öffnen können. Sein Dasein ekelt ihn an. Jetzt will er seinem Leben ein Ende machen.
Louis Malle entwickelt ein emotionales, aber nicht zu kitschiges Portrait eines Mannes. Mit der Stimme aus dem Off werden die Motive und Gefühle des Protagonisten auf neutrale Weise erklärt. In seiner Erzählweise erinnert Malles hier an die Arbeitsweise seiner französischen Kollegen wie Robert Bresson. Auf den Filmfestspielen in Venedig erhielt "Das Irrlicht" den Spezialpreis der Jury. Maurice Ronet wurde mit Malles Spielfilmdebüt "Fahrstuhl zum Schafott" international berühmt.

Ein Star des französischen Kinos war er längst, und die Rolle des eleganten, blasierten Zynikers mit dem Hauch von Melancholie spielte er immer wieder. Er fällt als schwerblütiger, zur Melancholie neigender Mensch auf. Ronet ist ein Mann von nachdenklicher Traurigkeit oder der, der damit kokettiert. So wird er für Malle zur perfekten Besetzung. In "Das Irrlicht" überzeugte er Kritiker und Publikum durch sein zurückhaltendes und doch intensives Spiel in der Rolle des verzweifelnden Trinkers. Angeblich soll er zum Zeitpunkt der Dreharbeiten selbst ein Alkoholproblem gehabt haben, was seiner Darstellung zusätzliche Authentizität verlieh. Louis Malle nutzte für sein Drama auch die Stilmittel des Surrealismus und verband diese effizient mit der Musik von Erik Satie.
Jens Christian Johannsen, Filmreporter.de
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Das Irrlicht
2024