Zorro Film
Der Lebensversicherer

Der Lebensversicherer

Originaltitel
Der Lebensversicherer
Regie
Bülent Akinci
Darsteller
Thomas Bartholomäus Müller, Irina Potapenko, Lukas Weerts, Daniel Jeroma, Hussi Kutlucan, Patrizia Moresco
Kinostart:
Deutschland, am 07.12.2006 bei Zorro Film
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2006
FSK
ab 12 Jahren
Länge
101 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Versicherungsvertreter Burkhard Wagner (Jens Harzer) ist unterwegs auf Autobahnraststätten in ganz Deutschland. Er kann sich nicht mehr daran erinnern, wann er seine Familie das letzte Mal gesehen, geschweige denn gesprochen hat. Sein Kontakt mit seiner Frau und Kind beschränkt sich darauf, dass er auf dem Anrufbeantworter Nachrichten hinterlässt. Burkhard hat sie verlassen, um für sie ein besseres Leben zu ermöglichen. Seitdem folgt der hartnäckige Vertreter seinen Opfern selbst bis auf die Toilette, um ihnen eine Lebensversicherung anzudrehen. Wie lange er schon im Auto schläft und Reisenden Versicherungspolicen verkauft, dass weiß er selbst nicht mehr genau. 54 Verträge muss er noch unter Dach und Fach bringen, dann will er endlich nach Hause fahren. Doch der ruhelose Burkhard ist langsam fertig mit den Nerven, verkommt immer mehr zum seelischen Wrack. Auf einer Raststätte begegnet er der glücklosen Caroline (Marina Galic). Sie besitzt eine schlecht laufende Pension in der Nähe der Autobahn. Burkhard findet in ihrem Haus erstmals seit langer Zeit Ruhe und Geborgenheit. Beide verbindet ihre Leidenschaft für französische Chansons und ihre Einsamkeit. Durch Caroline lernt Burkhard endlich, wie er seine Odyssee beenden kann.
Regisseur Bülent Akinci entwirft in seinem Spielfilmdebüt eine Art Neuinterpretation des Fliegenden Holländers. Ähnlich wie der legendäre Seefahrer ist auch Versicherungsvertreter Burkhard Wagner dazu verdammt, auf den deutschen Autobahnen, ziel- und rastlos umherzuirren. Akinci hat einige Zeit selbst in der Versicherungsbranche gearbeitet. Er zeichnet aus seinen Erfahrungen ein intensives Portrait über einen durch die Einsamkeit zynisch gewordenen Menschen. Der aus dem Theater bekannte Jens Harzer verkörpert den teils komischen, teils romantischen Anti-Helden mit voller Hingabe. Bei den kurzen Glücksmomenten, die seine Figur bei einem Vertragsabschluss oder dem Hören französischer Chansons erlebt, freut er sich wie ein kleines Kind. Harzer unterstreicht die Augenblicke durch schrille, abstoßend wirkende Lacher. Doch danach kehrt Burkhard zurück in seinen tristen Alltag. Dem Regisseur gelingt es durch die dichte Atmosphäre die Gefühlswelt des Protagonisten fast greifbar zu machen. In Harzers Figur verwischen auch für den Zuschauer die Grenzen zwischen Realität, Vergangenheitsbewältigung und Wahn. Ob Caroline nur ein Traum aus vergangenen Tagen ist oder wirklich existiert, bleibt offen. Technisch unspektakulär, aber immer mit der richtigen Perspektive gelingt es Akinci auch einen Blick auf einen sozialen Brennpunkt in unserem Land zu richten. "Der Lebensversicherer" gewann auf der Berlinale 2006 den Hauptpreis der Perspektive Deutsches Kino.
Andreas Eckenfels/Filmreporter.de
Regisseur Bülent Akinci entwirft in seinem Spielfilmdebüt eine Art Neuinterpretation des Fliegenden Holländers. Ähnlich wie der legendäre Seefahrer...
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2024