Neue Visionen
Brinkmanns Zorn

Brinkmanns Zorn

Originaltitel
Brinkmanns Zorn
Regie
Harald Bergmann
Darsteller
Shortie Scheumann, Andreas Bisowski, Felix Voertler, Andreas Maier, Katharina Kummer, Domenico Sambucco
Kinostart:
Deutschland, am 11.01.2007 bei Neue Visionen Filmverleih
Land
Deutschland
Jahr
2006
FSK
ab 6 Jahren
Länge
105 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
1,0 (1 User)
"...nichts, niemand, nirgendwo, nie..." Bewaffnet mit Trenchcoat, Mikrophon und Kassettenrekorder jagt Autor Rolf Dieter Brinkmann (Eckhard Rhode) durch die Straßen Kölns. Gnadenlose Wut entlädt sich bei ihm in unendlichen Schimpftiraden gegen alles und jeden. Wortkaskaden wechseln sich ab mit lustvoller Verweigerungshaltung. Die Abbildung seiner subjektiven Realität hält er detailliert auf Tonbändern fest, so etwa, wenn er das Ende der Literatur proklamiert. Er versteht sich als Wegbereiter einer orientierungslosen Kunst. Was ihm bleibt, ist die Liebe zur Sprache und zu seinem Sohn Robert (Martin Kurz). Ehefrau Maleen (Alexandra Finder) dient ihm bei seiner Feldforschung zusehends als Versuchsobjekt. Im familiären Umgang entgleitet ihm zusehends die Trennlinie zwischen Privatleben und Arbeit. Seine Leidenschaft macht ihn fremdbestimmt. "Brinkmanns Zorn" ist das Portrait eines von Sprache besessenen Dichters.
Der Schriftsteller Rolf Dieter Brinkmann gilt als einer der wichtigsten deutschen Nachkriegsautoren. Von der amerikanischen Beat Literatur um William S. Burroughs inspiriert, schuf er mit Hilfe von Collagen und Tonbandaufzeichnungen ein antierzählerischen Stil. Seine Radikalität gegen sich und andere war beispiellos. Brinkmann gilt als Vorläufer der modernen deutschen Popliteratur. Regisseur Harald Bergmann hat Brinkmanns gesprochene Literatur unter zu Hilfenahme der Originaltonbänder verfilmt. Er adaptiert die brinkmannsche Collagetechnik und die vielen Wiederholungen. Das strapaziert nicht nur die Nerven der Dichtergattin sondern auch die des Zuschauers. Getragen wird das Werk von einem überzeugenden Eckhard Rhode, der die Radikalauseinandersetzung mit Sprache glaubhaft transportiert. Die Inszenierung ist sperrig und experimentell und aus diesem Grund außergewöhnlich. Wer genug hat von leichter Unterhaltung mit angedeuteten Extremen darf "Brinkmanns Zorn" nicht verpassen.
Timo Buschkämper, Filmreporter.de
Galerie: Brinkmanns Zorn
Der Schriftsteller Rolf Dieter Brinkmann gilt als einer der wichtigsten deutschen Nachkriegsautoren. Von der amerikanischen Beat Literatur um...
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Brinkmanns Zorn
2024