Berlinale
Gardens of the night

Gardens of the Night

Originaltitel
Gardens of the Night
Regie
Damian Harris
Darsteller
Max van Ville, Shontae Saldana, Cornelia Guest, Raynold Gideon, Reedy Gibbs, Alexis Jackson
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
USA
Jahr
2007
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Eine Kindesentführung aus Sicht der Betroffenen
Leslie (Ryan Simpkins, Gillian Jacobs) ist acht Jahre alt, als sie von zwei Männern entführt wird. Sie erschleichen sich das Vertrauen des kleinen Mädchens und erzählen ihr Lügen über ihre Eltern. Alex (Tom Arnold) und Frank (Kevin Zegers) halten Leslie gemeinsam mit einem weiteren Jungen namens Donnie (Jermaine Scooter Smith) gefangen. Sie zwingen die Kinder zur Prostitution. Im Laufe der Jahre geben Leslie und Donnie die Hoffnung auf, dass ihre Eltern nach ihnen suchen. In Alex sehen sie eine Art Onkel. Gemeinsam erschaffen sich die Kinder eine Fantasiewelt, in der nur sie Zutritt haben. Als sie Jahre später auf der Straße landen und ihre Körper freiwillig für Geld verkaufen, gibt es für Leslie nur eine Familie, und das ist Donnie. Für ihn würde sie alles tun. Doch noch immer brennt in ihr die Erinnerung an ihre Vergangenheit. Langsam beginnen sich die Dinge zu ordnen, doch die lange Zeit in Gefangenschaft ist einfach bei Seite zu legen, für keinen der beiden.
Es dauerte rund 17 Jahre bis Regisseur Damian Harris das heikle Spielfilmprojekt realisieren konnte. Finanzielle Gründe spielten dabei auch eine Rolle. Viel wichtiger und zeitaufwendiger war jedoch die Recherche, welche er gemeinsam mit seinen Hauptdarstellern unternahm. Der Aufwand hat sich gelohnt. Aus der Sicht eines kleinen Mädchens erzählt Harris mit viel Sensibilität die Geschichte einer Entführung. Dabei lässt er die Eltern volkommen aus dem Spiel, fokussiert sich ganz auf die Kinder. Das Werk besteht aus zwei Teilen. Die erste Hälfte beschreibt das Schicksal der Kinder, ohne explizit auf die Kinderprostitution einzugehen. Diese angedeuteten und weggeblendeten Bilder lösen große Bestürzung aus. In der zweiten Hälfte des Films ändert sich die Perspektive. Die beiden Kinder sind erwachsen und schlagen sich weiter als Prostituierte durchs Leben. So als wolle Harris sagen, Jugendliche haben den Schutz der Erwachsenen nicht mehr so dringend nötig wie Kinder, zeigt er deren Schicksal aus der Sicht eines Aussenstehenden. Obwohl die Darstellerauswahl bis auf den letzten Moment nicht klar war, gelang es Harris, die richtige Wahl zu treffen. Tom Arnold gelingt mit seiner Figur eine seltsame Gradwanderung zwischen Mitgefühl und Abscheu, ohne den pädophilen Entführer von seiner Verantwortung freizusprechen. Auch die anderen Darsteller überzeugen. An dieser Stelle sei vor allem Ryan Simpkins ein großes Lob auszusprechen, der die kleine Leslie mit beeindruckender Authentizität spielt.
Andrea Niederfriniger, Filmreporter.de
Gardens of the night
2024