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Dekalog 5,6

Dekalog, Fünf

Du sollst nicht töten
Originaltitel
Dekalog, piec
Regie
Krzysztof Kieslowski
Darsteller
Jerzy Zass, Zdzislaw Tobiasz, Andrzej Mastalerz, Olgierd Lukaszewicz, Krystyna Janda, Aleksander Bednarz
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
Polen
Jahr
1990
FSK
ab 16 Jahren
Länge
57 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
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Minimalistische Inszenierung einer Gewaltreihe
In einem trostlosen Warschauer Vorort spaziert der 21-jährige Jacek (Miroslaw Baka) ziel- und lustlos durch die Straßen. Er zeigt sich interessiert an der Arbeit eines Künstlers, der gerade ein Mädchen porträtiert. Von einer Autobahnbrücke schmeißt er ohne spürbares Gefühl für die Konsequenzen Steine auf die durchfahrenden Fahrzeuge. Schließlich bereitet Jacek sich auf einen Mord vor. Er steigt in ein zufällig vorbeifahrendes Taxi. In einer abgelegenen Gegend, versucht er den Fahrer (Jan Tesarz) zu erdrosseln. Im Todeskampf kann sich der ältere Mann zunächst befreien, doch Jacek vollendet die Tat mit Knüppel und Stein auf brutalste Weise. Kurze Zeit später wird er von der Polizei geschnappt. Der frischgebackene Anwalt Piotr (Krzysztof Globisz) übernimmt die Verteidigung des Mörders, kann das Todesurteil jedoch nicht verhindern. Jacek wird durch den Strang hingerichtet. Der junge Anwalt beginnt bereits nach diesem missglückten ersten Fall seiner Karriere an den Methoden der Justiz zu zweifeln.
Krzysztof Kieslowski inszenierte im Auftrag des polnischen Fernsehens frei an die biblischen Gebote angelehnt, den zehnteiligen Kurzfilmzyklus "Dekalog". Darin überträgt er die biblischen Grundgesetze in Alltagsgeschichten. In der Langfilmfassung von Dekalog 5 setzt er sich auf eindringliche Weise mit dem Gebot "Du sollst nicht töten" auseinander. Dabei betont Kieslowski, dass er kein Plädoyer gegen oder für die Todesstrafe schaffen wollte, sondern dieser vielmehr ein Film gegen das Töten im Allgemeinen sei. Sowohl der Mord am Taxifahrer als auch an Jacek werden in ihrer grausamen Nüchternheit dargestellt. Damit setzt Kieslowski beide Taten auf die gleiche Stufe: Er bietet keinen Platz für Moralvorstellungen oder der logischen Konsequenz von Verbrechen und Bestrafung. Das Töten - egal von wem oder aus welcher Motivation ausgeführt - bleibt immer derselbe grausame Akt. Über die Motive für Jaceks Mord und deren Verurteilung soll sich die Zuschauer selbst ein Urteil bilden. Zusätzlich werden in dem komplexen Werk auch andere Fragen, wie das Schicksal, die Taten anderer oder der Zufall das eigene Leben beeinflussen können, gestellt. Gerade wegen der minimalistischen Inszenierung, bemerkt man in jeder Szene, dass sich der Regisseur über die Kraft der Bilder und der daraus resultierenden Wirkung bewusst ist. Dies wird durch die von Kameramann Slavomir Idziak eingesetzten Grünfilter, die den Warschauer Winter noch karger und trister erscheinen lassen, verstärkt. "Ein kurzer Film über das Töten" erhielt 1988 den europäischen Filmpreis und wurde im selben Jahr auf den Filmfestspielen von Cannes mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Auch in den 2003 von der Bundeszentrale für politische Bildung erstellten Filmkanon für die Arbeit an Schulen, wurde Kieslowskis Werk aufgenommen.
Andreas Eckenfels/Filmreporter.de
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2024