Ventura Film
Das Fremde in mir

Das Fremde in mir

Originaltitel
Das Fremde in mir
Regie
Emily Atef
Darsteller
Susanne Wolff, Johann von Bülow, Maren Kroymann, Hans Diehl, Judith Engel, Herbert Fritsch
Kinostart:
Deutschland, am 16.10.2008 bei Ventura Film
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2008
FSK
ab 12 Jahren
Länge
99 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (1 User)
Meinungen
SIC 
Kein Einzelfall? Fremde ---
Tot wirkend und mit Erde bedeckt liegt eine junge Frau mitten im Wald; neben ihr umgestürzte Bäume. Ihr lebloses Gesicht spiegelt ihre Gefühlswelt der letzten Wochen wieder. Die Diagnose: Postnatale Depression, eine psychisch und hormonbedingte Krankheit. Es handelt sich um die 32-jährige Rebecca (Susanne Wolff), die in einem gefestigten sozialen Umfeld lebt, und keinerlei Gefühle für ihr neugeborenes Baby Lukas entwickeln kann. Ihr Mann Julian (Johann von Bülow) verbringt zunächst noch die meiste Zeit in seinem Büro und bekommt dadurch nur wenig von den Annäherungsschwierigkeiten zwischen Rebecca und Lukas mit. Auch Lore, die Mutter der Depressiven, lebt zur Zeit in Toronto und kann ihre Tochter vor Ort nicht unterstützen, wobei diese Hemmungen hat, über ihre Gefühle und Empfindungen zu sprechen. Die Situation spitzt sich zu, als Rebecca den Gedanken verspürt, ihren Sohn umbringen zu wollen; beim Baden taucht sie diesen unter Wasser, bevor sie merkt, dass sie ihn vor sich selbst schützen muss. Sie rennt in den Wald. Nach ihrem Suizidversuch wird sie psychologisch behandelt und vielseitig betreut. Klischeeartig haben alle gutmeinenden Helfer eine andere Erwartungshaltung gegenüber Rebecca und ihrer Krankheit. Ihr Psychiater ist ein älterer Herr, fast schon eine Vaterfigur. Oder auch die feministische Physiotherapeutin, die die Schuld für die Depression bei der egoistischen und rücksichtslosen Männerwelt sieht. Das typische Mutterbild taucht auf, als Lore plötzlich anreist, um ihrer Tochter Beistand zu leisten. Julians Schwester und dessen Vater hingegen haben keinerlei Verständnis für die Probleme der jungen Frau, da sie das eingefleischte Bild der ausnahmslosen Mutterliebe haben. Die Beziehung zwischen Julian und Rebecca bricht trotz guten Willens beider auseinander; Kommunikation ist noch weniger möglich. Entsprechend kurz sind auch die Dialoge, eine Lücke, die vor allem Susanne Wolff durch sehr gute schauspielerische Leistungen ausfüllt. Auf die Hintergrundmusik, die sonst interpretiert, wird fast komplett verzichtet. Unmittelbare, oft mobile Führung der Kamera mit Großaufnahmen auf die Mimik der Protagonistin übernehmen die Orientation des Zuschauers. Der Film spricht ein Thema an, das in unserer Gesellschaft taburisiert ist, obwohl jeder von uns sich im Klaren darüber sein sollte, dass die Krankheit jede Frau treffen kann, unabhängig von sozialer Herkunft und Abstammung. Zehn bis zwanzig Prozent der Mütter in Deutschland spüren „das Fremde“ in sich, ein fremdes Kind und fremde Gefühle… Daniel Muscheid, Janice Thelen (Werner-Heisenberg-Gymnasium Neuwied)
geschrieben am 20.06.2008 um 17:21 Uhr
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