10 Sekunden

Der Zusammenprall zweier Flugzeuge nahe Überlingen am Bodensee sorgte Anfang Juli 2002 für Entsetzen und Schlagzeilen. 71 Menschen, die meisten Kinder, fanden den Tod. So war es nur eine Frage der Zeit bis sich eine Filmproduktion der tragischen Geschehnisse in fiktionaler Form annehmen würde. Der Verlauf des Flugzeugcrashs spielt in Nicolai Rohdes "10 Sekunden" allerdings eine untergeordnete Rolle. Stattdessen widmet sich der Film dem Schicksal von Hinterbliebenen und Verantwortlichen. Was sofort auffällt, ist die nonlineare Erzählstruktur. Die Zeitebenen der Ereignisse sind durchmischt, was nicht zur Verständlichkeit der Exposition beiträgt. Aber wahrscheinlich ist genau das Rohdes Regiekonzept: Der Zuschauer soll in eine ähnliche Orientierungslosigkeit und Verwirrung gestürzt werden wie die Protagonisten des Films. Im Mittelpunkt stehen Menschen im psychischen Ausnahmezustand: Der von Schuldgefühlen verfolgte Fluglotse (Wolfram Koch), seine hilflose Ehefrau (Marie Bäumer), ein von Hass getriebener Witwer (Filip Peeters) und ein von den Eindrücken am Unglücksort traumatisierter Polizist (Sebastian Blomberg). Die episodische Handlung verbindet diese Figuren auf eine geschickte, jedoch recht konstruiert wirkende Weise miteinander. Die Darstellung von Verzweiflung und Perspektivlosigkeit nimmt stellenweise einen zu breiten Raum ein, was auf Kosten des Handlungsflusses geht. Sehenswert sind vor allem die darstellerischen Leistungen von Filip Peeters und Hannah Herzsprung, die ein lebenslustiges Szenegirl im nächtlichen Leipzig spielt.