Koch Media
Choke - Der Simulant

Choke

Originaltitel
Choke
Regie
Clark Gregg
Darsteller
Suzanne Shepherd, Solo Scott, Mike S. Ryan, Yolonda Ross, Sam Rockwell, Donald Rizzo
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Komödie, Drama
Land
USA
Jahr
2008
FSK
ab 16 Jahren
Länge
88 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
3,5 (2 User)
Sexsüchtiger befindet sich in Identitätskrise
Wenn Victor Mancini (Sam Rockwell) einer Frau begegnet, stellt er sich als erstes ihre entblößten Brüste vor. Er kann nichts dafür - denn er ist sexsüchtig. Wenn er nicht gerade als Darsteller historischer Figuren in einem Themenpark jobbt, besucht er die Sitzungen der "Anonymen Sexsüchtigen". Geheilt wird er dort nicht. Stattdessen lässt er sich immer wieder auf flüchtige Sex-Affären mit anderen Leidensgenossinnen ein. Derweil geht es seiner demenzkranken Mutter Ida (Anjelica Huston) zunehmend schlechter. Weil Victor die teure Krankenhaupflege kaum bezahlen kann, greift er zu ungewöhnlichen Maßnahmen: In Restaurants verschluckt er sich mit Absicht an seinem Essen, um von einer möglichst reichen Person gerettet und unter dessen Fittiche genommen zu werden. Als Victor die junge Ärztin Paige Marshall (Kelly Macdonald) kennen lernt, hat er ein weiteres Problem: Er empfindet zum ersten Mal tiefere Gefühle für eine Frau, kann aufgrund plötzlich auftretender Erektionsprobleme jedoch keinen Sex mit ihr haben.
"Choke" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Chuck Palahniuk. Der Schriftsteller lieferte auch die Vorlage für den so gefeierten wie umstrittenen "Fight Club". Mit David Finchers abgründigem Meisterwerk kann "Choke" nicht mithalten. Doch auch die zweite Verfilmung eines Palahniuk-Buches weiß durch eine eigenwillige Geschichte und schrägen Charaktere zu überzeugen. Clark Gregg schickt seinen Antihelden Victor Mancini auf eine Identitätssuche, die zunehmend groteske Ausmaße annimmt. Zwischendurch glaubt man dieser tatsächlich, dass man ihn aus der Vorhaut von Jesus Christus geklont habe. Trotz des absurden Plots nimmt der Regisseur seine Figuren ernst. Die prekäre Situation, in die Mancini gerät, bringt den Zuschauer zum Lachen, die Gründe für sein Handeln lassen jedoch auf einen zutiefst verunsicherten Charakter schließen. Seine Sex-Sucht, die theatralischen Erstickungsversuche, die zynischen Kommentare - all das ist Ausdruck einer tiefen Sinnkrise. Die Gratwanderung zwischen Humor und Tragik gelingt Sam Rockwell großartig. Vor allem im Zusammenspiel mit der von Anjelica Huston verkörperten Mutter verleiht er seiner spöttischen Figur eine hintergründige Traurigkeit. Als ungewöhnliches Charakterdrama ist "Choke" gelungen, im Gegensatz zu Finchers "Fight Club" fehlt dem Film jedoch der nötige Biss sowie die sozialkritische Dimension von Palahniuks Vorlage.
Carlos Corbelle/Filmreporter.de
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Choke - Der Simulant
2024