Kinowelt
Homies

Homies

Originaltitel
Homies
Alternativ
HipHop Express
Regie
Adnan Köse
Darsteller
Ann-Kathrin Kramer, Ali Murtaza, Selina Shirin Müller, Moritz Pliquet, Lucas Senzel, Detlef D. Soost
Kinostart:
Deutschland, am 18.08.2011 bei Kinowelt Filmverleih
Genre
Musikfilm, Romanze
Land
Deutschland
Jahr
2010
FSK
ab 0 Jahren
Länge
94 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.homies-derfilm.de
|0  katastrophal
brillant  10|
1,0 (1 User)
Misslungenes Musikdrama mit Jimi Blue Ochsenknecht
Dass Marvin (Jimi Blue Ochsenknecht) Gefangener in einer engen und unbehaglichen Welt ist, wird schon in den ersten Bildern von "Homie" deutlich. Ebenso sein Traum, der nicht dem entspricht, das seine Mutter (Ann-Kathrin Kramer) für ihn ausgemacht hat. In ihre Fußstapfen soll er treten und wie sie Immobilienmakler werden. Ein solider Beruf, der einen hohen gesellschaftlichen Status verspricht. Dass diese Welt dem jungen Mann zu spießig ist und ihm sprichwörtlich die Luft zum Atmen raubt, dafür findet Adnan Köse einschlägige, zwischen Stilisierung und Banalität pendelnde Bilder.

Spießige, durch ihre uniformierte Kleidung gekennzeichnete Oberschichts-Sprösslinge und das aseptische Elternhaus stehen für ein Dasein, das steif und leblos ist. Szenen mit dem pathetisch inszenierten Abstreifen des Anzuges, unter dem der legere und lockere Kleidungsstil der Jugendkultur lauert, stehen für den Freiheitsdrang des Jungen. Oder die besagten Bilder zu Beginn des Films. Hier ist Marvin in seiner Welt, hier ist seine Musik und hier ist er bei seinem Vorbild, Rapper DW Court (Günther Kaufmann). Das ist Marvins Traum: er will ein erfolgreicher Musiker werden und mit eigenen Songs auf der Bühne stehen. Als er nach einem Unfall in einer Art Vision DW Court begegnet, ist Marvin endgültig entschlossen, seinen Traum zu verwirklichen.
Abgesehen von der wegen eines anderen Projekts bedingten Unterbrechung dauert die Arbeit an "Homies" ganze sieben Jahre, wie Regisseur Adnan Köse in einer Pressemittelung mitteilt. Vor diesem Hintergrund ist es besonders prekär, eine so vernichtende Kritik über diesen Film zu schreiben, bei dem so wenig stimmig ist. So viel investierte Zeit, Energie und Herzblut eines gesamten Mitarbeiterstabs zu disqualifizieren, ist ja nicht die Intention eines Kritikers. Oft ist das Schreiben einer Suche gleichzusetzen. Liegt ein handwerklich solides Werk vor, werden trotzdem routiniert Fehler gesucht und meist auch gefunden. Umgekehrt können auch in einem missratenen Werk durchaus positive Aspekte gefunden werden, wenn man an dieses unvoreingenommen herangeht. Auch in der Kunst gibt es eben nicht das Perfekte, umgekehrt ist kein Kunstwerk so schlecht, dass nicht ein, zwei positive Punkte aufgeführt werden können.

So gesehen ist das Suchen nach dem wenigen Positiven auch im Falle von "Homies" unser erster Ansatz. Einigermaßen geglückte Passagen hat die Mischung aus Melodram, Musical und Romanze tatsächlich zu bieten - wenn auch nur wenige. Ein Beispiel ist die Hip-Hop-Musik, die Regisseur Köse in die Dramaturgie eines Musicals zwängt. Der junge Jimi Blue Ochsenknecht erweist sich dabei als talentierter Hip-Hopper - leider nicht auch als überzeugender Schauspieler. Immerhin schaffen es seine Raps, den Zuschauer für sich einzunehmen. In der Choreografie von Detlef D. Soost ist der Schauspieler hingegen auffällig steif. Statt sich zu bewegen, beschränkt er sich auf sparsames Gestikulieren. Die große Katastrophe in der Mitte des Films, als Marvins wahre Identität auffliegt und ihm so der Boden unter den Füßen gerissen wird, verfehlt auch nicht ihre Wirkung. Zumindest kommt der Film hier den Mustern nahe, denen er offensichtlich nacheifert, ohne sich freilich davon lösen zu können.

Ansonsten ist die Geschichte von "Homies" unerträglich plakativ umgesetzt. Inszenatorisch zeichnet sich der Film durch gravierende Mängel aus. Da jagt eine Länge die andere. Auch strotzt das Werk nur so vor unfreiwilliger Komik, angefangen mit dem fantastischen Moment, bei dem der Hip-Hop-Aspirant im Traum seinem großen Idol begegnet, über die grobschlächtige Figurenzeichnung und Handlungsführung, bis hin zu der Tatsache, dass das Musik-Idol von Günther Kaufmann verkörpert wird. Die Besetzung des ehemaligen Fassbinder-Mimen mag zwar einerseits Sinn machen, wenn Köse damit vielleicht eine Reverenz an die Melodramen Fassbinders im Sinn hatte. Doch erschließt sich die Respektbekundung höchstens Eingeweihten, Laien ohne filmische Vorkenntnis und die junge Zielgruppe des Films dürften angesichts dieses Einfalls nur mit dem Kopf schütteln. Überhaupt ist "Homies" eklatant fehlbesetzt. Allenfalls Selina Shirin Müller verleiht ihrer zwischen Zuneigung zu ihrem Arbeitskollegen und mangelndem Selbstwertgefühl pendelnder Figur eine gewisse Tiefe. Auch Ann-Kathrin Kramer in der Rolle der Mutter kann durchaus überzeugen. Doch werden beiden Frauen nicht ausreichend Raum gegeben, die zahllosen Mängel des misslungenen Films zu kompensieren.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
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Kinowelt Filmverleih
"Homies"
2024