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Charlie Chaplin - Die Nächte einer schönen Frau ("A Woman of Paris: A Drama of Fate", 1923)

Die Nächte einer schönen Frau

Originaltitel
A Woman of Paris: A Drama of Fate
Alternativ
Eine Frau in Paris; Charlie Chaplin - Die Nächte einer schönen Frau
Regie
Charles Chaplin
Darsteller
Edna Purviance, Clarence Geldart, Carl Miller, Lydia Knott, Charles K. French, Adolphe Menjou
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
USA
Jahr
1923
FSK
ab 0 Jahren
Länge
78 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Erster dramatischer Film Charlie Chaplins
Die schöne Marie (Edna Purviance) leidet unter der erzieherischen Willkür ihres Stiefvaters (Clarence Geldart), der sie schon mal in ihrem Zimmer einschließt, um so die Kontrolle zu behalten. In der Flucht nach Paris sieht die verzweifelte junge Frau die einzige Chance auf Freiheit. Freund Jean (Carl Miller) soll sie begleiten. Doch am verabredeten Tag taucht Jean nicht auf, weil sein Vater (Charles K. French) verstorben ist. Marie glaubt, dass er einen Rückzieher gemacht hat und entschließt sich, alleine nach Paris zu fahren. Hier wird sie die Mätresse des reichen Pierre (Adolphe Menjou) und lebt fortan ein luxuriöses Leben voller Partys und Ausschweifungen. Doch es dauert nicht lange, bis Marie Jean wieder begegnet, der sich in Paris als Künstler niedergelassen hat. Als er Marie beteuert, dass er sie noch immer liebe, muss sie sich zwischen ihm und ihrem sorgenfreien aber lieblosen Leben entscheiden.
Gemeinsam mit Douglas Fairbanks Sr., Mary Pickford und D.W. Griffith gründete Charles Chaplin 1919 das Produktionsstudio United Artists. Während seine Kollegen mit ihren Filmen zum Profit des schnell wachsenden Unternehmens beitrugen, ließ sich Chaplin für seine erste Arbeit vier Jahre Zeit. Umso überraschender war für alle Beteiligten, dass sein erstes Projekt keine Komödie, sondern ein Drama wurde. Zumindest in ökonomischer Hinsicht hat sich Chaplins Einstieg in dieses Genre nicht rentiert, denn "Die Nächte einer schönen Frau" floppte an den Kinokassen. Das Publikum hatte von Chaplin eine Komödie mit dem beliebten Tramp erwartet und konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, ihn nicht vor der Kamera zu sehen. Für Chaplin war das Projekt die Erfüllung des lange gehegten Plans, sich auch mit Dramen zu profilieren. "Charlie Chaplin - Der Vagabund und das Kind" ging schon in diese Richtung und auch sein Kurzfilm "Arbeit" hatte vergleichsweise düstere Momente.

Trotz des neuen Terrains ist "Die Nächte einer schönen Frau" durch und durch ein Chaplin-Film. Das macht sich nicht nur an den melodramatischen Aspekten der Handlung bemerkbar, sondern auch an der differenzierten und lebensnahen Charakterzeichnung sowie den genau beobachteten Momenten. Als geradezu bahnbrechend erwies sich Chaplin in erzählerischer Hinsicht. Kennzeichnend für den Film ist das Erzählen in Bildern, die dem Zuschauer die jeweilige Situation erschließen lassen. So wird der Aufbruch Maries nach Paris durch eine Einstellung der Lichter des ankommenden Zuges visualisiert. Berühmt ist in diesem Zusammenhang auch jene Szene, in der Marie von ihrem Freund besucht wird. Als die Protagonistin an ihrem Wäscheschrank hantiert, fällt plötzlich eine männliche Krawatte aus der Schublade. Sowohl für ihren Freund als auch den Zuschauer macht dieser kurze Moment deutlich, dass sie einen neuen Geliebten hat. Eine solche Erzählweise erwies sich nicht nur als äußerst ökonomisch, sondern machte auch in dramaturgischer Hinsicht als so genannte "kleine Form" (Gilles Deleuze) des Erzählens Schule.

Dass Chaplin in "Die Nächte einer schönen Frau" nur als Regisseur agierte, stimmt nur bedingt. Auch als Schauspieler hat Chaplin einen kurzen Auftritt. So ist er zu Beginn für wenige Sekunden als Arbeiter am Bahnhof zu sehen. Damit nahm er die berüchtigten Kurzauftritte Alfred Hitchcocks um einige Jahre vorweg. Ein Visionär eben...
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Charles Chaplins erster Versuch eines Dramas.
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Charlie Chaplin - Die Nächte einer schönen Frau ("A Woman of Paris: A Drama of Fate", 1923)
2024