Pandora Film
Home for Christmas

Home for Christmas

Originaltitel
Hjem til jul
Regie
Bent Hamer
Darsteller
Morten Ilseng Risnes, Fridtjov Såheim, Sarah Bintu Sakor, Isaka Sawadogo, Kristine Rui Slettebakken, Reidar Sørensen
Kinostart:
Deutschland, am 02.12.2010 bei Pandora Film
Kinostart:
Österreich, am 10.12.2010 bei Filmladen
Kinostart:
Schweiz, am 09.12.2010 bei Filmcoopi
Genre
Drama
Land
Norwegen, Deutschland
Jahr
2010
FSK
ab 12 Jahren
Länge
79 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Poetischer Weihnachtsfilm mit leiser Botschaft
Die Szene am Anfang von "Home for Christmas" scheint auf den ersten Blick nicht zu passen. Das gilt vor allem topografisch. Sie spielt irgendwo im Osten Europas, während die übrigen Geschichten, die Bent Hamer in seinem einfühlsamen Weihnachtsfilm erzählt, in Skandinavien angesiedelt sind. Allenfalls zeitlich nimmt dieser Prolog auf den Hauptteil Bezug.

Es ist Weihnachtszeit und in der Familie, die wir beobachten, herrscht Not. Die Kinder sitzen vor einem Fernsehen und betrachten eine Weihnachtssendung. Das Gesehene weckt Sehnsüchte und so begibt sich der Junge aus dem Haus auf die Suche nach einem Weihnachtsbaum. Auf einem molochartigen Fabrikgelände - ein geradezu surrealistisches Bild - wird er fündig. Bevor er den Baum an sich nehmen kann, wird er von seiner ihn verzweifelt suchenden Mutter von dem trostlosen Gelände weggezerrt. Ihre Sorge ist begründet, denn der Junge befindet sich im Visier eines Schützen, der ihn offenbar erschießen will. Er setzt den Finger bereits zum Abdrücken an. Statt des Schusses erfolgt ein Schnitt - und der Zuschauer findet sich in Norwegen wieder.

Auch auf der semantischen Ebene fügt sich der Prolog an die restlichen Episoden. Es ist eine Weihnachtsgeschichte, eine Weihnachtserfahrung, wie sie sich auf der Welt millionenfach ereignet. Sie hat mit dem idealisierten Weihnachtskonzept nicht viel tun hat. Sie erzählt vom Mangel und nicht vom Beschenktwerden, von Verlust und der Einsamkeit und nicht von Harmonie. Diese Erkenntnis zeigt Hamer auch anhand der anderen Weihnachtsepisoden. Etwa anhand des Arztes, der mit seiner Frau ein Kind haben will, und doch nicht einmal am Heiligabend Zeit für sie findet. Oder anhand des Vaters, der den neuen Geliebten seiner Ex-Frau bewusstlos schlägt, um an seiner statt als Nikolaus verkleidet seine Kinder zu beschenken. Dann gibt es das nicht weniger brüchigen Verhältnis zwischen einer Frau und einem verheirateten Mann, der ihr den gleichen Schal zu Weihnachten schenkt, wie seiner Ehefrau. Oder die Geschichte einer anderen Frau, die das Fest in einem Wohnwagen mit einem fremden verwahrlosten Mann verbringt, in dem sie ihre alte Jugendliebe erkennt. Während eine Muslimin religionsbedingt Weihnachten nicht feiert, gesteht ihr ein Klassenkamerad, dass bei ihnen zu Hause Heiligabend ein Abend wie jeder andere ist. Schließlich illustriert Hamer die Weihnachtserfahrung einer Albanerin, die fernab eines norwegischen Dorfes in den Wehen liegt, während sich ihr Mann verzweifelt auf die Suche nach Hilfe macht.
Es sind keine glücklichen Schicksale, die Bent Hamer in seinem episodisch-strukturierten Film erzählt. Weihnachten ist keine Zeit göttlichen Handelns in unserer Welt, so die Erkenntnis des norwegischen Filmemachers. Und doch erzählt er zärtliche und poetische Wundergeschichten. Hamer ist ein Humanist, der den Glauben an den Menschen nicht verloren hat. Die Wunder, die seinen Charakteren widerfahren, sind alle von Menschenhand vollbracht. Etwa die Tat des Arztes, der in einer entlegenen Hütte Zeuge einer Geburt wird und aus Rührung der jungen Familie selbstlos sein Auto überlässt. Oder der Akt von Nächstenliebe der Weihnachtsbaumverkäuferin, die den Obdachlosen aufnimmt und ihn versorgt. Der Mensch ist von Natur aus gut und das nicht nur in Zeiten, in denen er gut sein muss. Oder ist die Handlung der emotional verletzten Frau boshaft, wenn sie sich in der Kirche neben die Ehefrau ihres Geliebten setzt und ihr den Schal präsentiert, den auch diese geschenkt bekommen hat? Man kann das für verletzten Frauenstolz halten oder aber als eine Handlung, die Gutes und Gerechtes im Sinn hat.

Hamer entgeht in seinem Weihnachtsfilm den üblichen Klischees dick aufgetragener Wundergeschichten. Es ist ein Film über den Menschen und sein existentielles in die Welt Geworfenseins. Trotzdem bietet auch "Home for Chrsitmas" mythische Weihnachtsbilder und -motive, die Hamer allerdings vom übernatürlichen Schwulst befreit und sie ganz im Diesseits verortet. Trotzdem finden sich auch hier die klassischen Weihnachtsmotive - wie etwa die Geburt eines Kindes in einer Hütte oder dem Stern von Bethlehem im Gewand der Polarlichter. Wenn dies Wunder sind, so die Botschaft, dann ist die Welt voll davon. Und das Gute im Menschen? Eine von Gott losgelöste Leistung des Menschen allein oder doch das Werk Gottes? Die Antwort liegt im Auge des Betrachters - und wird nicht von den Bildern gegeben. Auch das macht "Home for Christmas" zu einem kleinen Wunder.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
Videoclip: Home for Christmas
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2024