Universal Pictures (UPI)
Die kommenden Tage

Die kommenden Tage

Originaltitel
Die kommenden Tage
Regie
Lars Kraume
Darsteller
Bernadette Heerwagen, Daniel Brühl, August Diehl, Johanna Wokalek, Ernst Stötzner, Susanne Lothar
Kinostart:
Deutschland, am 04.11.2010 bei Universal Pictures International (UPI)
Kinostart:
Österreich, am 05.11.2010 bei Universal Pictures
Kinostart:
Schweiz, bei Universal Pictures
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2010
FSK
ab 12 Jahren
Länge
130 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.diekommendentage-film.de
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Science-Fiction über die Probleme der Gegenwart
Die Welt von morgen ist nicht so viel anders, als die Welt der Gegenwart. Die aktuellen Probleme - nationale und internationale - sind immer noch nicht gelöst, sondern haben sich im Gegenteil noch potenziert. Offenbar hat der Mensch nichts aus den früheren Krisen gelernt, so der Erkenntnisgewinn aus Lars Kraumes in der nahen Zukunft spielenden Films. Die Quelle allen Übels ist auch im Jahr 2020 die Gier nach Öl. Der Kampf um das schwarze Gold hat den vierten Golfkrieg ausgelöst. Die armen Regionen der Welt sind noch ärmer und die heute wohlhabenden Industrienationen sind auf demselben Weg. Die weltweite Instabilität stärkt die Position der terroristischen Organisation Schwarze Stürme. Auch Cecilia (Johanna Wokalek) sucht in der Ideologie der Gruppe Zuflucht. Dabei ist es weniger ihre Überzeugung, die sie zu diesem Schritt bewogen hat, als die Liebe zu ihrem Freund Konstantin (August Diehl). Dieser ist von der Heuchelei der zivilisierten Welt angewidert und bereit, alles zu unternehmen, um die Gesellschaft in ihren Grundfesten zu erschüttern.

Von einem stabileren Charakter ist Cecilias Schwester Laura (Bernadette Heerwagen). Sie ist Studentin und hat den Wunsch zu promovieren, um sich dadurch eine sichere Existenz aufzubauen. Als sie sich in Hans (Daniel Brühl) verliebt, scheint diesem Ziel nichts im Wege zu stehen. Doch da sie niemals gemeinsam ein Kind bekommen können, verlässt Laura Hans. Jahre später begegnet sie Konstantin. Nach anfänglichem Zögern, ob sie mit dem Ex-Freund ihrer Schwester eine Beziehung aufbauen soll, entschließt sie sich zu diesem Schritt. Sie bekommen gemeinsam ein Kind. Laura ahnt nicht, dass Konstantin sie nur für eine bürgerliche Scheinexistenz benutzt. Zu spät merkt sie auch, dass Cecilia noch immer an Konstantin hängt. Aus Verzweiflung trifft Cecilia eine folgenschwere Entscheidung.
"Entweder man lebt oder man ist konsequent". Erich Kästners Ausspruch kann man als thematisches Leitmotiv von "Die kommenden Tage" betrachten. Der Aphorismus ist es auch, der den mit vielen Nebenhandlungen und Themen überladenen Film von Lars Kraume zusammenhält. Die Konsequenz ist es, die Laura aus der glücklichen Beziehung mit Hans treibt. Sie ist für das Unglück der Eltern verantwortlich und sie ist es auch, wie Laura am Ende feststellt, die ihre Schwester Cecilia in den Terrorismus getrieben hat. Vordergründig ist "Die kommenden Tage" weniger ein philosophischer Film, als vielmehr ein Science-Fiction-Werk, das in der nahen Zukunft angesiedelt ist. Allein diese Tatsache ist schon bemerkenswert, zeichnet sich doch die deutsche Kino-Landschaft nicht gerade durch zahlreiche fantastische Stoffe aus. Dabei ist Regisseur und Drehbuchautor Kraume sichtlich bemüht, seine Fantasie zu zügeln. Die Welt von heute ist in der Welt von morgen deutlich sichtbar. Das mag daran liegen, dass Kraume seinen Blick nicht allzu weit in die Zukunft wirft, sicherlich aber auch daran, dass das deutsche Kino selbst im fantastischen Genre einen Zwang zum Realismus verspürt.

Das schadet Kraumes Utopie keinesfalls - ganz im Gegenteil. Es bietet sich dadurch die Möglichkeit, aktuelle Themen wie Terrorismus oder den Krieg um Öl zu behandeln. Dabei ist nicht zu verkennen, dass Kraume mit dem schweren Stoff sichtlich überfordert ist. Vieles wirkt allzu konfus und aufgesetzt und findet keinen Platz im Ganzen. Außerdem öffnet sich durch das Zurückdrängen des fantastischen Moments zugunsten des Naturalismus Raum für einen nuancierten Umgang mit dem Genre. Es ist durchaus sympathisch, wie unaufdringlich Kraume die Erscheinungsformen der zukünftigen Welt im Film platziert. Ob die Skyline Berlins, die Kleidung der Menschen, der Verkehr oder die Technik von morgen - diese Elemente leben nicht nur davon, dass sie stets eine Beziehung zur heutigen Welt aufweisen, sondern auch von der Subtilität, mit der sie in die Handlung integriert sind.

Im Ganzen ist "Die kommenden Tage" ein durchaus gelungener Science-Fiction, der trotz des etwas grobschlächtig ausgefallenen Schlusses nicht nur Genre-Fans unterhalten wird, sondern auch alle diejenige, die einen futuristischen Stoff gerne mit der Gegenwart fest verknüpft sehen wollen.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
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