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Joe Pesci & Robert De Niro in "The Irishman" (2019)

The Irishman

Originaltitel
The Irishman
Regie
Martin Scorsese
Darsteller
Jesse Plemons, Robert De Niro, Anna Paquin, Al Pacino, Joe Pesci, Harvey Keitel
Kinostart:
Deutschland, am 27.11.2019 bei Netflix
Genre
TV-Mehrteiler, Biographie
Land
USA
Jahr
2019
Länge
208 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
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Martin Scorseses spektakulär besetztes Mafia-Epos!
Martin Scorseses neues Mafia-Epos deckt in dreieinhalb Stunden erzählerisch einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten ab. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sind der irische Gangsterscherge Frank Sheeran (Robert De Niro) und der Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa (Al Pacino).

Ersterer arbeitet für Mafiaboss Russell Bufalino (Joe Pesci), für den er die Schmutzarbeit erledigt. Letzterer ist dafür bekannt, auch mit der Cosa Nostra angebandelt zu haben. Die Wege der beiden Männer kreuzen sich, als Frank auf Vermittlung Bufalinos Hoffas Mitarbeiter wird. Aus der beruflichen Zusammenarbeit entwickelt sich erst gegenseitiger Respekt, dann auch eine Männerfreundschaft. Frank steigt in der Hierarchie der Mafia immer höher auf. Seine Gewalttaten nehmen nicht nur in der Zahl, sondern auch an Härte zu. Eines Tages bekommt er den Auftrag, Hoffa zu ermorden.
Endlich ist "The Irishman" im Kasten. Lange gehört das Mafia-Epos zu den sehnsüchtig erwarteten Filmen aus der Traumfabrik. Denn es ist aus etlichen Gründen vielversprechend. Da ist etwa der spektakuläre Stoff um die Verstrickung von Politik mit der Mafia in Person des Gewerkschaftsführers Jimmy Hoffa sowie des Gangsters Frank 'The Irishman' Sheeran. Dass dieser jenen auf dem Gewissen hat, gesteht der Auftragskiller angeblich dem Rechtsanwalt und Autor Charles Brandt, der die Geschichte in "I Heard You Paint Houses: Frank 'The Irishman' Sheeran and the Inside Story of the Mafia, the Teamsters, and the Final Ride by Jimmy Hoffa" verarbeitet. Das 2003 veröffentlichte Sachbuch dient Drehbuchautor Steven Zaillian ("Gangs Of New York") als Vorlage.

Vielversprechend ist "The Irishman" auch mit Blick auf die Macher vor und hinter der Kamera. Mit der Verfilmung des Drehbuchs von Oscar-Preisträgers Zaillian kehrt Kultregisseur Martin Scorsese zu dem Filmstoff zurück, der schon so manchen Klassiker zugrunde lag - so "GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia" und "Casino". Dass er seinen einzigen Regie-Oscar indes ausgerechnet mit "Departed - Unter Feinden" erhält, ist mindestens bemerkenswert. Das Werk gehört mit "Gangs Of New York" zu den eher schwächeren unter seinen Mafiafilmen. Beiden Werken muss man jedoch zugutehalten: Die Kritik jammert hier wie da auf hohem Niveau, denn die Erwartungen an einen Film von Scorsese sind hoch. Auch deshalb erwarten die Fans des Regisseurs mit "The Irishman" nicht weniger als ein Meisterwerk.

Und dann bietet das Mafia-Epos auch noch ein spektakuläres Schaulaufen von Schauspiellegenden. Robert De Niro und Al Pacino spielen in "Der Pate 2" zum ersten Mal zusammen in einem Film mit. Eine gemeinsame Szene haben sie im Mafia-Drama von Francis Ford Coppola jedoch nicht, ihre Figuren leben und wirken auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Ein erstes spektakuläres Zusammentreffen der Schauspiel-Giganten gibt es erst in Michael Manns Gangster-und Polizeidrama "Heat", in dem De Niro und Pacino mit ihren Leistungen Zuschauer und Kritiker gleichermaßen in Ekstase versetzen. Die beiden anderen im Bunde der Großen sind Joe Pesci und Harvey Keitel. Der eine ist der kongeniale Partner De Niros und Scorseses in "Wie ein wilder Stier", "GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia" und "Casino". Der andere dreht mit den beiden Klassiker wie "Hexenkessel" und "Taxi Driver".

Nicht zuletzt ist "The Irishman" eine Feier der digitalen Technik. Da die Erzählung einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten abdeckt, sind die Charaktere folglich in mehreren Altersstufen zu sehen. Anstatt die jeweiligen Rollen mit altersentsprechenden Darstellern zu besetzen, ließ Scorsese seine Schauspieler-Granden digital verjüngen. Damit demonstriert er nicht nur, dass er auf der Höhe der Zeit arbeitet, denn etwa zur gleichen Zeit kommt die so genannte digitale De-Aging-Technologie in Filmen wie "Captain Marvel", "Avengers: Endgame 3D", "Gemini Man" und "Terminator: Dark Fate" zum Einsatz. Scorsese beweist auch, dass sich Filmkunst und Filmtechnologie - und zwar aller Couleur - nicht ausschließen.

Dass der unermüdliche Kämpfer für den Erhalt der Filmkunst Film und das Überleben des Mediums Kino "The Irishman" jedoch ausgerechnet für Netflix dreht, hat einen weiteren Grund. Das Mafia-Biopic beginnt als Kinoprojekt, droht jedoch aufgrund von Finanzierungsproblemen zu scheitern. Mit dem Geld des Streaming-Dienstes kann es schließlich doch fertiggestellt werden. Damit wird mindestens eine weitere Facette im Charakter Scorseses sichtbar, der in seiner Arbeitseinstellung nicht nur Idealist und Realist, sondern auch Pragmatiker ist.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
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