Paramount Pictures
Der Diktator

Der Diktator

Originaltitel
The Dictator
Alternativ
Finchley's Dream (falscher Arbeitstitel)
Regie
Larry Charles
Darsteller
Shawn Gonzalez, Aja Frary, Marshall Factora, Amanda Dutton, Stephen Dexter, Kevin Dedes
Kinostart:
Deutschland, am 17.05.2012 bei Paramount Pictures
Kinostart:
Österreich, am 17.05.2012 bei Paramount Pictures
Kinostart:
Schweiz, am 17.05.2012 bei Universal Pictures
Genre
Komödie
Land
USA
Jahr
2012
FSK
ab 12 Jahren
Länge
80 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.derdiktator-film.de/
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Sacha Baron Cohen droht der Welt mit Atomwaffen!
Admiral General Aladeen (Sacha Baron Cohen) hat große Sorgen. Sein idyllisches Leben ist in Gefahr. Eigentlich will er nur in aller Ruhe sein eigenes Volk unterdrücken. Doch der Tag rückt näher, an dem Aladeens Land Wadiya ins Chaos der Demokratie gestürzt werden könnte. Der Diktator aus Leidenschaft wird in die USA eingeladen, um das Atomprogramm seines Landes vor den Vereinten Nationen zu verteidigen.

Noch bevor er seine 14-stündige Rede halten kann, wird der Diktator entführt und durch einen Ziegenhirten ersetzt. Er findet sich obdachlos und auf sich selbst gestellt in der chaotischen Metropole New York wieder. Die Besitzerin eines kleinen Ökoladens nimmt sich seiner an und stellt ihn ein. An der Kasse des kleinen Geschäfts sitzend, plant Admiral General Aladeen die Rückkehr ins Zentrum der Macht.
Admiral General Aladeen tritt auf den Balkon seines Palastes. Er trägt eine völlig überladene Phantasieuniform und signalisiert mit seinem Auftreten und dem mächtigen Bart einen hohen Testosteronspiegel. Unten jubeln ihm die Massen zu. Sofort ist klar: hier haben sich zwei gefunden. Das Volk von Wadiya lässt sich begeistert unterdrücken und Aladeen dankt es ihm mit unbedingtem Einsatz gegen den Satan Demokratie.

In solchen Szenen ist "Der Diktator" am stärksten. Unermüdlich hetzt Aladeen gegen seine Feinde, deren es nicht wenige gibt. Seine Bemerkungen sind zwar nicht immer originell aber schon wegen ihrer Unkorrektheit meist witzig. Die groteske Figur des arabischen Tyrannen dient als Vehikel für Kommentare, die Silvio Berlusconis absurde Sprüche zu Geplänkel unter Grundschülern schrumpfen lassen.

Nicht nur die Pointen, auch die Figurenzeichnung funktioniert. Von Anfang an ist klar, dass hier mit Klischees gespielt wird. Sacha Baron Cohen als Aladeen funktioniert ebenso, wie Ben Kingsley als sein eifersüchtiger Onkel. "Mad TV"-Alumnus Bobby Lee hat eine witzige Nebenrolle als chinesischer Geschäftsmann. Seinen Machttrip lebt er aus, indem er hochkarätige Hollywood-Schauspieler für sexuelle orale Dienstleistungen bezahlt. Megan Fox prostituiert sich in einem selbstironischen Gastauftritt für Diamanten, will aber nicht mit dem in seiner Machtblase vereinsamten Aladeen kuscheln. Die große Leistung der Drehbuchautoren Alec Berg, David Mandel, Jeff Schaffer und Cohen selbst ist es, die klischeehaften Figuren in aller Kürze zu etablieren. Sie vermeiden den Fehler, alte Witze durchzukauen. So funktioniert sogar Anna Faris als haariger Bioladen-Betreiber-Weltverbesserungs-Hippie.

Inszenatorisch betritt Regisseur Larry Charles kein Neuland. Nach den Mockumentarys "Borat" und "Brüno" beweist er aber, dass auch klassische Spielfilmparodien bei ihm in guten Händen sind. Viel Arbeit hat er ohnehin nicht. Visuell lebt "Der Diktator" von Zitaten an jüngere Beispiele des Agenten-Genres, die ironisch gebrochen sind. Wenn Aladeens Autokorso durch die Wüste fährt, erinnert das an James Bond oder "Der Mann, der niemals lebte". Sobald seine persönliche Leibgarde aus handverlesenen Jungfrauen aussteigt, zeigt sich die Zielsicherheit Charles' und Cohens Gespür für visuell unterlegte Komik.

Die Ausstatter leisten ganze Arbeit. Ständig bewegen sie sich auf dem schmalen Grad zwischen Realismus und comichafter Übertreibung. Aladeens Phantasieuniform ist eben nur einen kleinen Tick bescheuerter als die exzentrische Garderobe von Muammar al-Gaddafi oder Idi Amin. Auf ganzer Linie weiß "Der Diktator" trotzdem nicht zu überzeugen. Angesichts kontroverser Pointen über Israel, Selbstmordattentate und tyrannische Unterdrückung mag diese Feststellung seltsam anmuten, aber die Komödie ist immer noch zu brav. Letztendlich erfüllt Sacha Baron Cohens erster Ausflug in die geskriptete Kino-Unterhaltung nicht den Anspruch, als beißende Politsatire wahrgenommen zu werden. Was "Borat" so gut gemacht hat, ist das schiere Ausmaß der Grenzüberschreitung und die entlarvenden Reaktionen seiner Gesprächspartner. Diese Dimension geht bei "Der Diktator" verloren, obwohl auch hier die Entlarvung gängiger politischer Praxis und verbreiteter Meinungen versucht wird.
Michael Domke, Filmreporter.de
Videoclip: Der Diktator
In "Der Diktator" verkörpert Sacha Baron Cohen Admiral General Aladeen, den Herrscher der fiktionalen Republik von Wadiya. Der Tyrann reist in die...
 
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