Alamode Film
Amador und Marcelas Rosen

Amador und Marcelas Rosen

Originaltitel
Amador
Regie
Fernando León de Aranoa
Darsteller
Manolo Solo, Christian Sampedro, Raquel Pérez, Eleazar Ortiz, Antonio Durán Morris, Priscilla Delgado
Kinostart:
Deutschland, am 07.06.2012 bei Alamode Filmdistribution
Kinostart:
Österreich, am 08.06.2012 bei ThimFilm
Kinostart:
Schweiz, am 09.02.2012 bei Xenix Film
Genre
Drama
Land
Spanien
Jahr
2010
FSK
ab 6 Jahren
Länge
112 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Langatmiges Drama über das Puzzle unseres Lebens
Eigentlich wollte sich Marcela (Magaly Solier) von ihrem Freund Nelson (Pietro Sibille) trennen. Dafür hatte sie bereits einen Abschiedsbrief verfasst, den sie allerdings nicht abschicken hat. Ehe es dazu kommt, bricht die junge Frau auf der Straße zusammen, um wenig später im Krankenhaus von ihrer Schwangerschaft zu erfahren. Danach zerreißt sie den Brief und kehrt zu Nelson zurück. Ihre Entscheidung lässt auf das Verantwortungsbewusstsein der jungen Frau für ihr ungeborenes Kind schließen. Zugleich ist es ein Akt der Aufopferung. Denn die Lebensverhältnisse des Paares sind mehr als karg. Ihr einziges Einkommen ist der Handel mit Rosen, die Nelson von Mülldeponien klaubt, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.

Gelagert werden die Blumen im Kühlschrank der kleinen gemeinsamen Wohnung. Hier nehmen sie so viel Platz ein, dass für Lebensmittel kaum Platz bleibt. Als das Gerät eines Tages kaputt geht, muss schnell ein neues beschafft werden. Weil dafür das magere Einkommen nicht reicht, beschließen Marcela und mehr noch Nelson, dass auch sie sich über die Sommermonate einen Job suchen muss. So heuert Marcela als Haushälterin und Krankenpflegerin des alten, todkranken Amador (Celso Bugallo) an. Das Verhältnis zwischen den beiden ist zunächst kühl, Amador ist wortkarg und lässt Marcela nicht an sich heran. Kaum beginnt er sich dann doch etwas zu öffnen und die ersten Sätze zwischen den beiden gewechselt, erliegt Amador seinem Leiden. Zu früh für Marcela, ist der Monat doch noch lange nicht vorbei, um das erste Gehalt zu bekommen. Also fasst sie eine folgenschwere Entscheidung.
'Gott versteckt sich hinter den Wolken, weil er sich schämt für das, was er getan hat'. Das ist einer der Sätze, den der altersweise Amador gegenüber seiner jungen Pflegerin einmal äußert. Es sind Worte, für die Regisseur Fernando León de Aranoa passende Bilder findet. Später sieht man Marcela, wie sie in den wolkenbehangenen Himmel sieht, während ihr trauriger, klagender Blick Amador Recht zu geben scheint. Gott hat ihr die Last einer Schwangerschaft aufgebürdet, wo sie sich ein Kind doch gar nicht leisten kann.

Später variiert die um einige Erfahrungen gereifte Marcela das poetische Sinnbild des verstorbenen Amador. Gott versteckt sich nicht wegen seiner, sondern wegen der Taten des Menschen. Womit die Frau auch sich meint, ist sie doch drauf und dran in ihrer Not etwas Unerhörtes, für Außenstehende kaum Nachvollziehbares zu tun. Beim Thema Schuld hält sich Aranoa jedoch nicht lange auf, auch wenn er seine Protagonistin zu einem Priester gehen lässt. Was Marcela im Gotteshaus von Gottes Diener zu hören bekommt, sind kaum mehr als Floskeln und Allgemeinplätze. Die wahre Erkenntnis findet sie schließlich von Amador. Warum er denn die ganze Zeit Puzzles zusammenfüge, fragt sie ihn einmal. Seine schlichte Antwort: Puzzles sind wie das Leben. Wie man hier die ausgeschnittenen Teile zum Ganzen zusammenfügt, muss man auch im Leben die Stücke der Existenz in Ordnung bringen. Das tut Marcela denn auch. Ihr Handeln ist nichts anderes als Lebenskampf, Fragen nach Schuld und Gewissen sind vor diesem Hintergrund obsolet.

"Amador und Marcelas Rosen" sei vielleicht der heiterste Film, den er jemals inszeniert habe, bemerkte Aranoa im Pressheft. Der eigentliche Protagonist der Geschichte sei das Leben, 'mit seiner Mischung aus Hoffnung und Schuld, Schmerzen und Bedürfnissen', 'der Motor, der Anfang und das Ende und die Notwendigkeit', so der Regisseur. Von einer Demonstration der Leichtigkeit des Daseins ist in "Amador und Marcelas Rosen" indes kaum etwas zu spüren. Allenfalls der Versuch dazu wird von Aranoa unternommen, wenn er irgendwann die Figur der Prostituierten Puri (Fany de Castro) einführt. Ihre Szenen gehören tatsächlich zu den humorvollsten des Films. Wenn die in die Jahre gekommene Frau, deren Tätigkeit so gar nicht zu ihrem Äußeren passt, Marcela von ihrem Berufsalltag und ihrer Erfahrung mit Amador berichtet, dann steht die Lakonie ihres Vortrags wie die Lässigkeit ihrer Ausstrahlung im deutlichen Gegensatz zur Szenerie. Es ist eine Szene, die in ihrer absurden Unvereinbarkeit der Situation an die Filme Luis Buñuels erinnert. Hier erst verdichtet sich, was Aranoa meint, wenn er von der heiteren Stimmung des Films spricht.

Abgesehen davon liegt auf "Amador und Marcelas Rosen" eine fast unerträgliche Schwere. In Analogie des sozialen Elends und nicht etwa als formale Konsequenz der zugrunde liegenden Weltanschauung ist der Film eine einzige Demonstration der Langsamkeit. Die Bewegungen Marcelas scheinen fast zum Erliegen zu kommen. Manchmal erinnert Magaly Solier in ihrer gestischen und mimischen Monotonie an die Laiendarsteller Robert Bressons, der im Spiel seiner 'Protagonisten', wie er seine Akteure nannte, jede lebensnahe Dynamik verbannt wissen wollte. Verstärkt wird der langsame Rhythmus des Films zu allem Überfluss durch die bedrückenden Bilder Ramiro Civitas sowie die schwermütige musikalische Untermalung Lucio Godoys. Keine Frage, es ist eine schwere Existenz, die in "Amador und Marcelas Rosen" abgebildet wird. Doch wo bleibt die beanspruchte Heiterkeit?
Willy Flemmer, Filmreporter.de
"Amador und Marcelas Rosen" ist ein Drama, das die absurden Entscheidungen des Menschen angesichts der Notwendigkeit des Lebens in Schutz nimmt.
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Amador und Marcelas Rosen
2024