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100 Gewehre

100 Gewehre

Originaltitel
100 Rifles
Alternativ
One Hundred Rifles (Schreibweise)
Regie
Tom Gries
Darsteller
Lorenzo Lamas, Sancho Gracia, Akim Tamiroff, José Manuel Martín, Charly Bravo, Alberto Dalbés
Kinostart:
Deutschland, am 05.04.1969 bei
Genre
Abenteuer, Western
Land
USA
Jahr
1969
Länge
110 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Amerikanischer Western in Italo-Optik
Auf der Jagd nach Bankräuber Joe (Burt Reynolds) überquert US-Marshal Lyedecker (Jim Brown) im Jahr 1912 die mexikanische Grenze. Dabei gerät er in die Wirren des mexikanischen Bürgerkriegs. General Verdugo (Fernando Lamas) geht mit aller Härte gegen indianische Aufständische vor. Mit seinem Berater, dem deutschen Offizier Franz von Klemme (Eric Braeden), will er das Problem endgültig aus der Welt schaffen - mit martialischer Brutalität.

Lyedecker findet heraus, dass Joe zu den indianischen Revolutionären gehört. Die Beute aus dem Bankraub gibt Joe für Gewehre aus. Diese werden dringend benötigt, um den Kampf gegen die Regierung fortführen zu können. Unter den Widerstandskämpfern ist auch die schöne Sarita (Raquel Welch), zu der Lyedecker eine Beziehung aufbaut.

Der Sheriff ist fest entschlossen, Joe seiner gerechten Strafe zuzuführen. Doch das brutale Vorgehen der Armee gegen die Indianer beißt sich mit seinen Gerechtigkeitssinn. So schmieden die beiden Gegner ein Zweckbündnis auf Zeit. Gemeinsam stellen sie sich der blutigen Entscheidungsschlacht.
Nach mehreren Fernseh- und einigen kleineren Filmrollen begann Burt Reynolds 1966 mit dem Italo-Streifen "An seinen Stiefeln klebte Blut" seine kurze aber erfolgreiche Western-Karriere. In einem halben Dutzend Filme spielte er klassische Western-Archetypen - vom gierigen Schatzsucher "Sam Whiskey" über den Gesetzlosen als "Der Mann, der die Katzen tanzen ließ" bis zum rachsüchtigen Witwer "An seinen Stiefeln klebte Blut". Ähnlich wie bereits Clint Eastwood hoffte Reynolds, sich mit seinen Western-Rollen für größere Produktionen empfehlen zu können. Reynolds Figuren haben wie der Schauspieler auch meist indianische Wurzeln. Als er erste Erfolge in Hollywood verbuchen konnte, kehrte er dem Genre schnell den Rücken und widmete sich anderen Genres.

Obwohl "100 Gewehre" eine amerikanische Produktion ist, gibt es einige stilistische Parallelen zum Spaghettiwestern. Schon die Einstiegsszene erinnert an die Ästhetik Sergio Leones. Regisseur Tom Gries verzichtet in den ersten Minuten fast komplett auf Dialoge. Die spannungsgeladene Musik von Jerry Goldsmith untermalt Nahaufnahmen der Figuren. Die Optik von Kulissen und Figuren erinnern eher an die Dollar-Trilogie, als an die glatte Atmosphäre eines John Wayne-Westerns. Auch die leichte Verschmitztheit, mit der Burt Reynolds Joe spielt, weckt Assoziationen zu Italo-Western.

Der Plot ist hingegen konventionell gehalten. Die Geschichte der ungleichen Charaktere, die zu Freunden werden, ist so schon mehrfach erzählt worden. Die Dialoge zwischen Joe und Lyedecker (Jim Brown) wirken oft aufgesetzt und gewollt cool. Dabei wird auch die Grenze zur Peinlichkeit überschritten. Die zu simple Aufteilung in Gut und Böse wird der Komplexität der mexikanischen Revolution nicht gerecht. Der brutale und menschenverachtende General Verdugo (Fernando Lamas) ist ebenso klischeehaft geraten, wie der des Gutmenschen Lyedecker. Eine Prise Italo-Western hätte dem Drehbuch gut getan. So ist der Bruch zwischen Inhalt und Optik jedoch zu stark. Ambivalentere Figuren hätten besser zu der gelungenen Ästhetik gepasst.

Tom Gries gelingt es immerhin, die Westernstadt durch ungewöhnlich vielen Statisten und gelungenen Kulissen zum Leben zu erwecken. Zusammen mit der guten Kameraarbeit und den routiniert inszenierten Actionsequenzen macht dies den Film für Westernfans interessant. Die Drehbuchschwächen lassen sich allerdings nicht verbergen.
Michael Domke, Filmreporter.de
Galerie: 100 Gewehre
Die ästhetisch ansprechende Produktion leidet unter dem schwachen Drehbuch und den farblosen Figuren. Die gut inszenierte Action und die...
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2024