Neue Visionen
Marieke und die Männer

Marieke und die Männer

Originaltitel
Marieke, Marieke
Alternativ
Marieke Marieke
Regie
Sophie Schoukens
Darsteller
Jean-Michel Vovk, Thomas Coumans, Pierre Lognay, Nicole Valberg, Valérie Lemaître, Karim Barras
Kinostart:
Deutschland, am 28.06.2012 bei Neue Visionen Filmverleih
Genre
Drama
Land
Deutschland, Belgien
Jahr
2010
FSK
ab 12 Jahren
Länge
85 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Kluge Charakterstudie vor tristem Hintergrund
Marieke (Hande Kodja) sehnt sich nach Liebe, Zärtlichkeit und Wärme. Als ihr Vater starb, war sie noch ein Kind. Sein Tod ist immer noch Mysterium und Thema für die junge Frau. Mit ihrer Mutter Jeanne (Barbara Sarafian) kann sie über das Thema nicht sprechen. Jeanne lebt seit dem Tod ihres Mannes zurückgezogen und kann sich ihrer Tochter nicht öffnen. Wärme und Zuneigung sucht die 20-Jährige deshalb bei älteren Männern, mit denen sie ein sanfter und gefühlvoller Sex verbindet. Sie handelt wie ein verspieltes Kind und schafft es nicht, eine monogame Beziehung aufzubauen. Stattdessen trifft sie sich mit ihren Liebhabern auf Parkplätzen, in Bars oder an anderen anonymen Orten.

Jacoby (Jan Decleir) war der beste Freund ihres Vaters und zudem Liebhaber ihrer Mutter. Jetzt kehrt er nach langer Zeit in die Stadt zurück. Marieke droht vollends den Halt zu verlieren, als sie dem deutlich älteren Mann verfällt. Die Affäre weckt bei Marieke Erinnerungen an ihren Vater und zwingt die junge Frau, sich endlich ihrer Vergangenheit zu stellen.
Sophie Schoukens beginnt ihre Karriere als Bühnenschauspielerin in New York. Nach ihrer Rückkehr nach Europa verantwortet sie als Produzentin zahlreiche Filme, bevor sie 2008 ihr Regiedebüt gibt. Ihr Kurzfilm "Alice ou la vie en noir et blanc" wird 2008 auf der Berlinale gezeigt. Mit "Marieke und die Männer" legt sie ihren ersten Spielfilm vor.

Es ist ein gelungenes Debüt. Mit viel erzählerischem und inszenatorischem Geschick schafft sie eine sensible Charakterstudie. Die Richtungslosigkeit ihrer Hauptfigur spiegelt sich in der Tristesse der grauen Stadtansichten. Besonders eindrucksvoll zeigt sich Schoukens Gespür für die Kameraperspektive. Mit einfallsreichen Einstellungen zeigt sie die Isolation der jungen Marieke in der Bedrohlichkeit der Außenwelt. Die Kamera fixiert die Protagonistin, während sich die Welt weiterdreht. Wenn Marieke mit einem ihrer Liebhaber schläft, bleibt die Kamera starr auf ihrem Gesicht. So gelingt ein sehr emotionaler und persönlicher Blick auf eine Figur, die vor ihrer Emotionalität auf der Flucht ist.

"Marieke und die Männer" ist ein schöner, nachdenklicher Film. Auch die finale Erlösungsbotschaft bleibt innerhalb der sorgsam aufgebauten Atmosphäre glaubwürdig.
Michael Domke, Filmreporter.de
"Marieke und die Männer" ist ein schöner, nachdenklicher Film. Auch die finale Erlösungsbotschaft bleibt innerhalb der sorgsam aufgebauten...
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Marieke und die Männer
2024