TMNT- Teenage Mutant Ninja Turtles 3D

Als die Comiczeichner Peter Laird und Kevin Eastman 1983 die vier Kampf-Schildkröten mit den wohlklingenden Namen Leonardo, Donatello, Raphael, und Michelangelo auf Zeichenpapier ins Leben rufen, ahnt kaum jemand, dass sich ihre Comicserie zu einem weltweiten Phänomen entwickeln würde. Wie ist dieser Erfolg zu erklären - zumal die Protagonisten so gar nicht ins Bild eines klassischen Superhelden passen wollen?

Zum einen besaßen Leonardo, Donatello, Michelangelo und Rafael trotz ihrer Nonkonformität mit ihren jeweiligen Charaktereigenschaften genug Identifikationspotential, um das Bedürfnis der Comic-Leser zu stillen. Zum anderen passte der postmoderne Charakter der Comics perfekt in die 1980er Jahre. Die Hefte sind ein Sammelsurium popkultureller und kunsthistorischer Anspielungen. Die Namen der Schildkröten etwa sind an vier bedeutende Künstler der Renaissance angelehnt, in ihrem Ethos wie ihren Kampffähigkeiten findet sich die Faszination des Westens für fernöstliche Philosophie und Kampfkünste und in ihrem Habitus spiegelt sich das legere Auftreten der Jugendkultur der 1980er Jahre.

Zum postmodernen Charakter von "Teenage Mutant Ninja Turteles" passt auch, dass Laird und Eastman eine Metaebene etablieren, auf der sie Geschichte und Ästhetik von Comics reflektieren. Auf der einen Seite grenzen sich die düsteren Geschichten mit ihren komplexeren Figuren vom Cartoon-Charakter früherer Serien ab, womit sie sich auf einer Linie mit den zur gleichen Zeit entstehenden Büchern Frank Millers befinden. Auf der anderen Seite gehen sie zu modernen Comicbewegung auf ironische Distanz, indem sie immer wieder Comicreihen wie "Daredevil" und "X-Men" aufs Korn nehmen.

Durch die Adaption von "Teenage Mutant Ninja Turtles" für Fernsehen und Kino wird die Intertextualität um eine weitere Ebene bereichert. Bereits vier Jahre nach den ersten Comics entsteht mit "Teenage Mutant Hero Turtles" eine Zeichentrickserie, Anfang der 1990er Jahre folgt eine Realserie mit dem Titel "Die Ninja Turtles". Zu einem durchgreifenden Erfolg wird auch das Kinofranchise, das 1990 mit "Turtles - Der Film" beginnt und mit zwei weiteren Teilen - "Turtles 2 - Das Geheimnis des Ooze" und "Turtles 3" - fortgesetzt wird.

Mit "TMNT - Teenage Mutant Ninja Turtles" erscheint nun die technisch aufwendigste Adaption der Vorlage. Der von Jonathan Liebesman inszenierte Film vereint modernste Tricktechnik sowie einen für moderne Blockbuster obligatorischen Actionschauwert zu einem Superspektakel, das den Vergleich mit den Filmen eines Michael Bay nicht zu scheuen braucht. Kein Wunder: letzterer hat bei dem Projekt schließlich als Produzent fungiert.