Ricore

Der Passierschein

Originaltitel
Laissez-passer
Regie
Bertrand Tavernier
Darsteller
Valérie Baurens, Jean-Pierre Léonardini, Daniel Gerno, Françoise Sage, Jean-Claude Frissung, Tonio Descanvelle
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
Frankreich, Deutschland, Spanien
Jahr
2001
Länge
170 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Bertrand Tavernier thematisiert die Résistance
Jean Aurenche (Denis Podalydès) ist ein gefragter Drehbuchautor im Paris des Jahres 1942. Frankreich ist von den Deutschen okkupiert. Aurenche ist ein aufrechter Franzose, und so wehrt er Angebote der Deutschen, für sie zu arbeiten, ab. In seiner Freizeit pendelt er zwischen seinen drei Geliebten und arbeitet auch im Widerstand gegen die Deutschen. Aurenches Kollege Jean Devaivre (Jacques Gamblin) hat Frau und Kind. Trotzdem engagiert er sich mit seiner Frau ebenfalls für die Résistance. Um von den Deutschen nicht überführt zu werden, arbeitet er bei der deutschen Produktionsfirma Continental, einer Tochter der deutschen UFA als Regieassistent. Als Devaivre auf brisantes Material der deutschen Wehrmacht stößt, übergibt er dies seinem Kontakt bei der Untergrundbewegung. Doch die fordert von ihrem Informanten noch mehr.
Der französische Regisseur Bertrand Tavernier hat sich dem Thema Résistance aus einer ungewöhnlichen Perspektive angenommen. Am Beispiel eines liebestollen und begabten Drehbuchautoren sowie einem engagierten Regieassistenten beschreibt Tavernier das Wirken zweier historisch verbürgter Résistancekämpfer. Seine Helden sind keine stahlharten Berufssoldaten, ihre Leidenschaft gilt dem Film, den Frauen und einer guten Mahlzeit. Doch in den entscheidenden Momenten ihres Lebens zeigten sie eine große Courage und waren bereit, für ihre liberalen Überzeugungen einzustehen.

Dabei vergisst Tavernier nicht, das Phänomen der Kollaboration zu thematisieren. Leider versandet die interessante Geschichte in den vielen kleinen Episoden. Dabei hat der Film streckenweise durchaus Humor, aber es fehlt ihm schlicht an einem dicken roten Faden. Auch hätte eine Prise Pathos weniger dem Werk auch gut getan. Jean-Devaivre, anfänglich begeistert von dem filmischen Dokument über sein Leben hat eine Klage gegen den Kinostart angestrengt - und verloren. Er wollte als Koautor genannt und bezahlt werden, auch sei, so der 89-jährige heute, sein Lebensstiel viel bürgerlicher als in Taverniers Film gewesen.
Nicola Turri, Filmreporter.de
2024