Capelight Pictures
Waking Life (2001)

Waking Life

Originaltitel
Waking Life
Regie
Richard Linklater
Darsteller
Trevor Jack Brooks, Lorelei Linklater, Wiley Wiggins, Glover Gill, Lara Hicks, Ames Asbell
Kinostart:
Deutschland, am 04.07.2002 bei 20th Century
Genre
Animation/Trickfilm
Land
USA
Jahr
2001
FSK
ab 12 Jahren
Länge
99 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.wakinglife.de/
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Linklaters philosophisches Selbstfindungstraktat
Die Geschichte dreht sich um den Jugendlichen Wiley Wiggins, der sich auch selbst spielt und auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist. Er taumelt durch eine surreale Welt, in der man nie weiß, ist es Tag oder Nacht, träumt er oder wacht er. Seine Fragen werden von den Leuten, die er trifft, nur bedingt beantwortet. Jeder hat seine eigene Version von Realität und Fiktion und legt sie ihm mit aller Vehemenz dar. Es sind zufällige Treffen mit Menschen, denen er auf der Straße, im Bus oder in einer Bar begegnet. Manche von ihnen sind bekannt, wie Regisseur Steven Soderbergh, bei anderen handelt es sich schlicht um Menschen, die sich die gleichen Fragen stellen wie Wiley.
Filmemacher Richard Linklater gehört zu den populären Independent-Regisseuren Amerikas. Mit Produktionen wie "Rumtreiber", "Suburbia" und "Before Sunrise" konnte er sich eine kleine aber feine Fangemeinde erobern. Linklater ist immer für eine Überraschung gut und so beschreitet er mit seinem jüngsten Werk einen ungewöhnlichen Weg. Zunächst wurde das Material mit einer Mini-DV-Kamera und echten Schauspielern als Live-Action-Film gedreht.

Man arbeitete mit einer kleinen Crew nach dem Prinzip der kontrollierten Improvisation und schaffte das Pensum innerhalb von 25 Tagen. Nachdem die Geschichte als "normaler" Film aufgenommen war, begann die eigentliche Arbeit. Nach dem Schnitt wurde jedes einzelne Bild von einem etwa dreißigköpfigen Künstlerteam nachbearbeitet. Jeder konnte seine Sequenz nach den eigenen Vorstellungen "anmalen". Deshalb sieht auch jedes Treffen von Wiley mit einer neuen Person anders aus. Unter der Leitung des Illustrators und Software-Entwicklers Bob Sabiston entstand ein sich ständig bewegendes impressionistisches Gemälde. Sogar die Disney-Studios hatten ihr Interesse an Sabistons Computer-Software angemeldet. Doch er lehnte ab und entschied sich für das Projekt von Richard Linklater.

In drei Schichten arbeiteten die Illustratoren an jeweils 16 Rechnern. Es hat sich gelohnt, denn herausgekommen ist dabei eine völlig neue Art des Animationsfilms. Das ständig wabernde Bild ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, erinnert jedoch stark an die aus der Hand fotografierten Dogma-Filme. Inhaltlich ist "Waking Life" ein Sammelsurium der unterschiedlichsten Ansätze, das Dasein, den Unterschied zwischen Schein und Sein, Wahrheit und Imagination zu erklären. Philosophen werden herangezogen, Schriftsteller zitiert, biochemische Abläufe in unserem Körper dargelegt oder es wird einfach nur Alltagspsychologie betrieben.

Eine Warnung sei aber ausgesprochen: Es wird unglaublich viel gequatscht in diesem Film. Wer prinzipiell kein Freund von Dialogen ist, dürfte Schwierigkeiten haben, die knapp 100 Minuten durchzustehen. Was gesagt wird, ist wichtig. Dennoch neigen wir dazu, nur das zu glauben, was wir sehen. Vielleicht muss man einfach lernen, richtig hinzuschauen.
Judy Born/Filmreporter.de
2024