Interior. Leather Bar.

1980 dreht Al Pacino ("Der Pate") den Film "Cruising". Dort ermittelt er in der Titelrolle als Polizist in der schwulen Lederszene. Dabei entstehen offenbar auch vierzig Minuten mit explizitem Sex. Diese Szenen sorgen bereits während der Dreharbeiten für einen solchen Skandal, dass sie in den Film keinen Eingang finden. James Franco ("Spring Breakers") und Travis Mathews haben sich daran gemacht, diese entsorgten Minuten wieder auferstehen zu lassen. In einer Mischung aus Dokumentation und Fiktion bringen die Regisseure mit ihren Protagonisten einen der skandalträchtigsten Mythen auf die Kinoleinwand. Dabei liegen die geschnittenen Sequenzen aus "Cruising" den Filmemachern nicht vor. Die "neuen" vierzig Minuten entsprechen den ursprünglichen Szenen also nicht.

James Franco ist ein vielseitiger Künstler. Bekannt geworden durch große Hollywoodproduktionen wie "Spider-Man" und "Milk", nimmt sich der Amerikaner immer wieder Zeit für extreme Independent-Projekte. So verkörperte er den Beat-Dichter Allen Ginsberg in "Howl - Das Geheul" und bekundete seine Liebe zur Literatur in Romanverfilmungen wie "Als ich im Sterben lag" und "Child of God".

Franco ist also genau der richtige Regisseur für ein solch ambitioniertes wie grenzwertiges Projekt. Kaum ein Schauspieler ist so experimentierfreudig und geht dabei so an die Grenzen des bisher Gemachten wie Franco. Bei der Umsetzung der Idee, verlieh Franco "Interior. Leather Bar." mehr Authentizität indem er echte Sexszenen drehen lässt. Nach der aufsehenerregenden Weltpremiere in Sundance wird der Film auch auf der Berlinale 2013 und vielen weiteren Festivals kontrovers und intensiv diskutiert.