Dido Elizabeth Belle

Inspiriert von einer wahren Geschichte, schwankt "Dido Elizabeth Belle" zwischen Kritik an der englischen Adelsgesellschaft des 18. Jahrhunderts und mitreißender Familien- und Liebesgeschichte. Im Zentrum steht dabei die von Gugu Mbatha-Raw gespielte junge Protagonistin, die um einen Platz auf der Sonnenseite des Lebens kämpft, aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Hautfarbe von der bigotten Gesellschaft jedoch immer wieder abgelehnt wird.

Dabei rückt die frühere Schauspielerin Amma Asante in ihrem zweiten Spielfilm das moralisch fragwürdige Ränkespiel dieser Gesellschaft, bei dem der Wert des Menschen nach Reichtum und Besitztum bemessen wird, ebenso ins Zentrum der Geschichte, wie sie den mal unterschwellig, mal offen auftretenden Rassismus beleuchtet.

Zudem geht Asante auf den berüchtigten "Zong-Fall" ein, der in der englischen Rechtsgeschichte ein mindestens ebenso großer Meilenstein im Kampf gegen Rassismus und Sklaverei ist wie in den USA die so genannten Amistad-Prozesse. Prozess und Schicksal der Amistad-Sklaven wurden von Steven Spielberg 1997 in "Amistad" mit großem Aufwand verfilmt.

Eingebettet in die sozialpolitischen Brennpunkte der Zeit, erscheint die Titelheldin in "Dido Elizabeth Belle" als eine Frau, die nicht nur für ihre Selbstverwirklichung kämpft, sondern auch ihren selbstverständlichen Platz in der Gesellschaft als Frau und Angehörige einer ethnischen Minderheit behauptet.

Eine bemerkenswerte Leistung Asantes und ihrer Drehbuchautorin Misan Sagay ist es, die vielen Themen des Stoffes zu einem stimmungsvollen Ganzen geformt zu haben. Während Inszenierung und Drehbuch nuanciert alle Aspekte der Geschichte herausarbeiten, stört zuweilen der etwas zu dick aufgetragene Score, der dem gesellschaftskritischen Drama gelegentlich den Anschein eines opulenten Rückstücks verleiht.

Ausgeglichen wird der Hang zum Pathos dann wieder vom differenzierten und geerdeten Spiel der durchweg überzeugenden Schauspieler. Hervorzuheben ist dabei vor allem die Leistung von Neuentdeckung Gugu Mbatha-Raw, die ihre Dido als mutige Kämpferin in einer schwierigen Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs interpretiert.