Brennen im Wind

Brennen im Wind

Originaltitel
Brucio Nel Vento
Regie
Silvio Soldini
Darsteller
Kamila Bednárová, Alain Auderset, Pavel Andel, Zuzana Maurery, Petr Forman, Cécile Pallas
Kinostart:
Deutschland, am 22.08.2002 bei Prokino Filmverleih
Genre
Drama
Land
Italien, Frankreich
Jahr
2002
FSK
ab 12 Jahren
Länge
118 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Tobias (Filip Gottschalk) wächst als Sohn der Dorfhure in einem kleinen Ort irgendwo in Osteuropa auf. Als er eines Tages mitbekommt, dass der Dorflehrer (Jaromir Dulava), einer der vielen Männer seiner Mutter, sein eigener Vater ist, treibt er diesem Mann, zutiefst gedemütigt, ein Messer in den Rücken und flieht aus dem Dorf. Tobias nennt sich fortan Dalibor (Ivan Franek) und beginnt in der Schweiz ein tristes Leben als Fabrikarbeiter. Verfolgt von dem Albtraum, seinen Vater getötet zu haben, bleibt Tobias nur noch wenig Trost. Er sucht Zuflucht in der Schriftstellerei und in dem Gedanken an seine große imaginäre Liebe Line. Sein trauriges und monotones Dasein scheint ein Ende gefunden zu haben, als Line (Barbara Lukesova) tatsächlich eines Tages in seinem Leben auftaucht. Sie, die Tochter des Dorflehrers, drückte damals neben ihm die Schulbank.
Nach dem leichtfüßigen "Brot und Tulpen" hat sich Regisseur Silvio Soldini nun auf ein dramatischeres Terrain gewagt. Obwohl der Film mit stumpfen Bildern den tristen Fabrikarbeiteralltag zu vermitteln versucht, vermag er die von Tobias empfundene Monotonie nicht zu transportieren. Auch das emotionale Drama der Hauptfigur wird für den Zuschauer nur an der Oberfläche spürbar, zu wenig erfasst der Film den Wahnsinn unerfüllter Liebe und verzweifelter Trostlosigkeit. Soldini hat mit Agota Kristofs Roman eine ungeheuer intensive Geschichte gewählt, deren Spuren er mit größerem Mut hätte verfolgen sollen. Dem großartigen Ivan Franek wäre die Darstellung eines schwerwiegenden inneren Dramas sicher gelungen. Der Grund, warum Soldini schließlich seinen im kargen Realismus angesiedelten Film schließlich einem allzu heiteren Ende zuführt, liegt vielleicht letztendlich wohl doch darin, dass er sich mehr im Hoffnungsvollen als im Hoffnungslosen zu Hause fühlt.
Susanne Wess/Filmreporter.de
2024