Summiteer Films
Plakatmotiv von "Wir waren Könige"

Wir waren Könige

Originaltitel
Wir waren Könige
Regie
Philipp Leinemann
Darsteller
Maximilian Brauer, Ferdinand Lehmann, Simon Werner, Patrick Wudtke, Pablo Guaneme Pinilla, Michael Klammer
Kinostart:
Deutschland, am 27.11.2014 bei Summiteer Films
Genre
Thriller
Land
Deutschland
Jahr
2014
FSK
ab 16 Jahren
Länge
107 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Packender Polizeithriller mit Ronald Zehrfeld
Das Team um den SEK-Beamten Kevin (Ronald Zehrfeld) gerät unter Zugzwang, als das Innenministerium aus Kostengründen mehrere SEK-Einheiten auflösen will. Von nun an stehen Kevin und seine Kameraden unter strenger Beobachtung. Ihre Lage verschlimmert sich, als ein wichtiger Einsatz in einem Desaster endet, im Zuge dessen nicht nur ein Polizist schwer verletzt, sondern auch einer der Täter entkommen kann. Als im Laufe der Ermittlungen zwei Kollegen von Kevins Einheit getötet werden, eskaliert die Situation vollends.
Philipp Leinemann hat mit "Wir waren Könige" einen Polizeithriller inszeniert, der den Zuschauer nicht nur unterhalten, sondern auch mit unbequemen Wahrheiten konfrontieren will. Dabei steht nichts Geringeres als das Zurechtrücken des klischeebeladenen Bildes von der Polizeiarbeit auf dem Prüfstand. Schon die Anfangsszene des Films untermauert das Anliegen des Regisseurs, den von Gewalt beherrschten Alltag der SEK-Beamten zu schildern. Da stürmt eine SEK-Einheit eine Wohnung und dann passiert das, was sonst in Polizeifilmen ausgeblendet wird: der Einsatz geht schief, ein Verdächtiger entkommt, es herrscht Chaos. Von handwerklicher Präzision, Kontrolle, Übersicht und Sicherheit, wie sie in Kino und Fernsehen gerne gezeigt werden, ist bei diesem Kommando nichts zu sehen.

Die Authentizität von "Wir waren Könige" verdankt sich auch dem Umstand, dass Leinemann für seinen zweiten Spielfilm nach "Transit" nicht nur akribisch recherchiert, sondern auch echte 'SEKies' in seinem Bekanntenkreis hat. Von diesem Blick hinter die Kulissen der Polizeiarbeit profitierten auch die Schauspieler, wie Hauptdarsteller Ronald Zehrfeld im Interview mit Filmreporter.de verrät: 'Wir hatten das große Glück, dass wir echte SEK-Beamte kennenlernen durften und deren Einsatzabläufe in einer stillgelegten Kaserne beobachten konnten', so Zehrfeld. 'Diese Jungs stürmten für uns die Räume, während wir Schauspieler wie kleine Kinder mit leuchtenden Augen alles aufgesogen haben. Wir mussten die Übungen nachmachen und wurden von ihnen eingehend analysiert und beraten.'

Neben dem wahrheitsgetreuen Abbild des Polizeialltags interessiert sich Leinemann auch für die Männer hinter den Marken und Uniformen. Polizisten sind keine Götter in grün, sondern Menschen aus Fleisch und Blut, so die Botschaft des Films. Auch den Profis unterlaufen Fehler, für die sie einstehen und mit deren Konsequenzen sie leben müssen. Vor allem aber zeigt Leinemann, dass auch die Verfechter des Gesetzes keinesfalls Männer mit reinen Westen sind. Wenn das eigene Leben, die eigene Existenz auf dem Spiel stehen, wird nicht nur das Gesetz überschritten, sondern auch moralische Bedenken über Bord geworfen. 'Wir waren Könige' - der Titel des Films sagt einiges über die Selbsteinschätzung der sich gerne als 'Übermenschen' sehenden Polizisten aus.

Mit dem unentwirrbaren Geflecht aus Beruf und Privatem, Gut und Böse geht in "Wir waren Könige" die Auflösung der Hierarchie-Grenzen innerhalb des Polizeiapparat einher. Da halten nicht nur Kollegen innerhalb eines Ranges zusammen, da sind auch Vorgesetzte mit niedriger gestellten Beamten auf Du und Du. Auch in dieser Schilderung der Gruppendynamik innerhalb eines vermeintlich klar strukturierten Systems, deren Höhepunkt in einem Saufgelage auf einer Kegelbahn kulminiert, überzeugt Philipp Leinemanns Film.

Leider schlägt der Regisseur bei seinem Diskurs über Freundschaft und Loyalität, Verbrechen und Strafe über die Strenge. Anstatt sich auf die Polizisten und ihre existenziellen Konflikte zu konzentrieren, weitet Leinemann, der auch das Drehbuch zum Film geschrieben hat, die Erzählung um weitere Handlungsstränge aus. So breitet er weitläufig die Geschichte des 13-jährigen Nasim (Mohammed Issa) aus, der vor dem Hintergrund zweier konkurrierender Jugendgangs mit Identitätsproblemen zu kämpfen hat und um die Anerkennung der älteren Jungs ringt. Dabei geht es Nasim vor allem um die Gunst Thorstens (Tilman Strauss), dem Anführer einer Jugendgang, der auf Bewährung ist und seiner kriminellen Laufbahn ein Ende bereiten will. Antriebsmotor ist auch seine Freundin, mit der er ein neues Leben beginnen will.

Man ahnt, was Leinemann mit diesen Nebenhandlungen vorhat. Nicht nur sind sie mit der zentralen Handlung um die Polizisten eng verflochten. Sie variieren zudem die 'Botschaft' des Films, der neben den bereits erwähnten Themen auch vom Konflikt zwischen Schicksal bzw. sozialer Determination und individueller Freiheit erzählen will. Leider sind die Nebengeschichten nicht nur blass geraden, Leinemann gelingt es auch nicht, die vielen Einzelteile der Handlung in eine stringente Erzählung münden zu lassen. Wie die Polizisten bei ihren Einsätzen die Kontrolle verlieren und in der Positionierung zwischen Gut und Böse, Recht und Unrecht die Übersicht verlieren, ist auch der Zuschauer im Durcheinander der Geschichte bald verloren.

Das ist nicht nur wegen der aktuellen Themen schade, die der sozialkritische Film anspricht, sondern auch angesichts der rundum überzeugenden Darsteller, von denen vor allem Ronald Zehrfeld und Misel Maticevic herausstechen. Die beiden Schauspieler waren bereits in Dominik Grafs "Im Angesicht des Verbrechens" in tragenden Rollen zu sehen, erstmals gemeinsam vor der Kamera sind sie jedoch hier zu sehen. Überhaupt erinnert "Wir waren Könige" in vielen Passagen an Grafs hochgelobte Serie, was übrigens keine Randbemerkung ist. Gibt doch diese Ähnlichkeit dem Eindruck des Zuschauers Recht, dass der von ZDF koproduzierte Film im Fernsehformat besser aufgehoben wäre als auf der großen Leinwand.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
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