Weißer Oleander

Weißer Oleander

Originaltitel
White Oleander
Regie
Peter Kosminsky
Darsteller
Amy Aquino, Cole Hauser, Billy Connolly, Patrick Fugit, Svetlana Efremowa, Robin Wright
Kinostart:
Deutschland, am 06.02.2003 bei TOBIS Film
Genre
Drama
Land
USA
Jahr
2002
FSK
ab 12 Jahren
Länge
110 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
6,6 (5 User)
Astrid Magnussen (Alison Lohman) hat es mit ihrer Mutter Ingrid (Michelle Pfeiffer) nicht leicht. Die exzentrische Künstlerin stellt das eigene Dasein in den Mittelpunkt ihres überhöhten Universums. Ihre fünfzehnjährige Tochter dient ihr zur eigenen Beweihräucherung, sie versucht erst gar nicht, Astrids Entwicklungen und Talente zu fördern. Sie überlässt sie aber nicht ihrem Schicksal, sondern formt sie erbarmungslos nach ihrem Selbstbild. In ihren Werten zutiefst verunsichert und vom Geschehen aus der Bahn geworfen wird der Teenager, als Ingrid wegen Mordes zu einer langen Haftstrafe verurteilt wird. Eine Odyssee durch Heime und Pflegefamilien beginnt. Ihre Pflegemütter reichen von der bibelfesten und eifersüchtigen Ex-Stripperin Starr (Robin Wright Penn) bis zur gutmütigen aber depressiven erfolglosen Schauspielerin Claire (Renée Zellweger). Auch der Glauben vermag Astrid nicht zu festigen. Kein Wunder dass die ersten zarten Bande im Kinderheim zu dem Comicfan Paul (Patrick Fugit) nur langsam sprießen. Erst langsam versucht Astrid sich von der übermächtigen Mutter abzulösen, ein schmerzhafter und langwieriger Prozess.
Produzent John Wells hatte Janet Fitchs Roman "Weißer Oleander" bereits als Vorabdruck in der Hand und erwarb sofort die Filmrechte. Inzwischen ist das Buch in 25 Ländern publiziert, allein in den USA gingen 1,5 Millionen Exemplare über die Ladentheke. Kein Wunder dass Regisseur Peter Kosminsky, der bisher überwiegend für seine Dokumentarfilme bekannt ist, eine angesehene Darstellerschar verpflichten durfte.

So zickt sich Michelle Pfeiffer als erfrischend egomanische Künstlermutter mit Power und Präsenz durch den Film während Renée Zellweger nicht minder überzeugend als neurotische schüchterne Schauspielerin (Claire) agiert. Auch Alison Lohman vermag in ihrer Darstellung der ständig abgeschobenen Astrid zu überzeugen. Sie findet das richtige Maß zwischen zurückhaltendem und ausdrucksstarken Spiel, überzieht nicht durch übertriebene Gestik, wird den Emotionen ihrer Rolle gerecht. Störend ist dennoch der überzogene Plot. Nicht nur dass die Mutter ihren Liebhaber umbringt, nein auch Astrid wird in einer Pflegefamilie angeschossen.

Die Episode der von der amerikanischen Marktwirtschaft verliebten Russin Rena Crushenka (Svetlana Efremowa) strotzt voller Klischees und ist völlig übertrieben. Durch die Betonung der harten Schicksalsschläge und der mitunter eher komischen als tragischen Charakteren wird die seelische und psychologische Entwicklung der Hauptfigur Astrid zu sehr auf die Handlungsebene verlagert. Ruhigere und profundere Einsichten in die verletzte Teenagerseele hätten beim Zuschauer sicher einen tieferen Eindruck hinterlassen. Trotzdem ist es Kosminsky gelungen, ein optisch und dramaturgisch überzeugendes Coming-Of-Age-Drama zu inszenieren. Durch die vielen Aufenthaltsorte der Protagonistin hat es einen fast episodenhaften Charakter. Auch die guten Schauspielerleistungen entschädigen für die fehlende Tiefe und manche Schwächen des Plots.
Richard Rendler, Filmreporter.de
Galerie: Weißer Oleander
Was passiert, wenn eine übermächtige egozentrische Mutter ihre Tochter ganz nach ihrem Ebenbild erschaffen will? Peter Kosminskis...
2024