Birnenkuchen mit Lavendel

Die Flaschen hängen an den Bäumen, damit die Birnen für den köstlichen Schnaps in sie hineinwachsen. Was bei anderen Zeitgenossen eher ein Kopfschütteln auslöst, ist für Pierre (Benjamin Lavernhe) selbstverständlich. Er ist irgendwie anders, stellt die Witwe Louise (Virginie Efira) wenige Stunden nach ihrem ungewollten ersten Zusammentreffen fest. Pierre ist ordentlich, penibel faltet er die Bügelfalten seiner Hosen übereinander. Er ist frappierend ehrlich und vor allem ein Eigenbrötler mit Sinn für Mathematik und zudem sehr belesen. Dutzende Klassiker kennt er gar auswendig.

Langsam entschlüsselt Louise die Geheimnisse ihrer Zufallsbekanntschaft. Auf einem abgelegenen Feldweg hatte sie Pierre mit ihrem Auto angefahren. Louises Gedanken kreisten einmal mehr um ihre Existenzängste. Seit dem plötzlichen Tod ihres Mannes ist auch ihre finanzielle Existenz bedroht, die sie sich das Paar mit ihrem kleinen Hain voller köstlicher Birnen aufgebaut hatte. Die Bank zweifelt an Louise Kompetenz, das Geschäft alleine zu führen und fordert den Kredit zurück. Ein Käufer hat sich bereits gefunden. Einer ihrer Nachbar will expandieren.

Die Sorge um Pierres Gesundheit lenkt Louise für ein paar Stunden von den eigenen Sorgen ab. Der sensible Mann blüht in ihrer Gegenwart auf, er hilft mehr schlecht als recht beim Verkauf ihrer köstlichen Birnenkuchen, die sie nach einem alten Familienrezept bäckt.

Auch die Kinder verstehen sich gut mit dem seltsamen Fremden, der mental ein wenig anders tickt. In Louise erwachen Gefühle und Bedürfnisse, die sie lange verdrängt hat. Der Zauber der Liebe zu einem Mann, der nicht in die einseitig auf Leistung programmierte Gesellschaft passt, und die Frühlingsgefühle sind stärker als die Trauer. Dieses unausgesprochene Versprechen löst die romantische Komödie mit bitter-süßen Zwischentönen ein.

Katharina Dockhorn/Filmreporter.de