Tor zum Himmel

Gate to Heaven

Originaltitel
Gate to Heaven
Regie
Veit Helmer
Darsteller
Andrea Lamár, Stefan Kurt, Joana Adu-Gyamfi, Tom Jahn, Ingrid Braun, Timothy Morand
Kinostart:
Deutschland, am 18.12.2003 bei Prokino Filmverleih
Genre
Komödie, Drama
Land
Deutschland
Jahr
2003
FSK
ab 6 Jahren
Länge
90 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
6,0 (1 User)
Veit Helmer Mikrokosmos - der Frankfurter Airport
Was hat der Mikrokosmos Flughafen eigentlich dem außenstehenden Betrachter zu bieten, der nicht als routinierter Business-Class-Passagier oder als urlaubsdürstender Economy-Class-Reisender dieses "Tor zum Himmel" durchschreitet? Die indische Putzfrau Nisha (Masumi Makhija), die seit längerem die Böden des Airports wienert, und der Russe Alexej (Valera Nikolaev), der nach Deutschland fliehen wollte und nun doch nur als Schwarzarbeiter am Flughafen gestrandet ist, sehen den Airport mit anderen Augen: Als Chance für eine besseres Leben. Nisha sehnt sich danach, Stewardess zu werden, ihren kleinen Sohn Asis (Aman Bhushan) nach Deutschland zu holen und eine Zukunft zu haben. Alexej wiederum träumt davon, Pilot zu werden und mit einem der Jets, die er vor der Nase stehen hat, abzuheben. Alexej und Nisha laufen sich eines Nachts in die Arme, als Nisha heimlich in eben jenem Jet ihren großen Auftritt als Stewardess probt, in den sich Alexej hineingeschlichen hat, um endlich mal im Cockpit zu sitzen und Pilot zu spielen. Zwischen den beiden funkt es - aber von einer gemeinsamen Zukunft trennt die beiden ebensoviel wie von ihren heimlichen Träumen.
Während "Tuvalu" gänzlich in einer Art Traumwelt spielte, wandelt Helmer diesmal durch alle Bereiche des durchaus realen Mikrokosmos, der sich Airport Frankfurt nennt. Mit einer liebenswerten Neugierde und einem erstaunlichen Gespür für eine eingängige Bildersprache versucht Helmer, diese Welt zu erschließen und gleichzeitig seine fiktiven Figuren in den realen Kontext einzubinden. Vor allem die Asylproblematik, die am Flughafen mit der hoffnungsvollen Ankunft beginnt, um dann aber oft doch nur zum bangen Warten in einer Art "Transitbereich" oder gleich in der Abschiebung zu enden - dieses Thema hat es Helmer und seinem Ko-Autor Gordan Mihic ("Time of the Gypsies") angetan. Mehrere Wochen lang haben sich die beiden bei ihren Recherchen alle Bereiche des Flughafens genau angesehen - nur den Asylbereich wollte man ihnen vorenthalten. Das war für die beiden Freigeister Helmer und Mihic ein Grund mehr, sich dem Thema anzunehmen. So wird das "Tor zum Himmel" für Veit Helmer auch zu einem Tor zur Realität, durch das er die heile Traumwelt zumindest teilweise verlässt.

Teilweise mutet es allerdings seltsam an, wie spielerisch - man könnte auch sagen: verharmlosend - hier mit Asylantenschicksalen umgegangen wird. Sicher, die Bundesgrenzschutzbeamten tragen Waffen und sehen nicht sonderlich freundlich drein - aber dem Glück der Hauptfiguren steht das nie wirklich im Wege. So ganz will Helmer seine Märchenwelt eben auch in "Tor zum Himmel" nicht verlassen. Glücklicherweise lassen die zahlreichen magischen Momente, die er dem Zuschauer schenkt, den Zwiespalt zwischen Traum und Realität leicht vergessen. Was letztlich in Erinnerung bleibt, ist eine fröhliche und beschwingte Bollywood-Tanz-Einlage, mit der die Inderin Nisha dem Russen Alexey den Kopf verdreht. Oder der kauzige Afrikaner Togo (Sotigui Kouyaté), der auf unnachahmliche Art liebenswürdig durch den Flughafen irrt. Und natürlich Nishas goldiger Sohn Asis, der im rechten Moment seinen Anspruch auf Asyl einfordert. Lebe deine Träume, lautet Helmers Botschaft. Und die hat ihre Berechtigung, selbst wenn die düstere Realität dabei etwas außen vor bleibt.
Frank Geissler, Filmreporter.de
Videoclip: Tor zum Himmel
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Galerie: Tor zum Himmel
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2024