Rain
Liebe, Lust, Neid und Eifersucht in Kiwiland
Feature: Rain - Wetterleuchten an Neuseelands Stränden
Ähnlich wie Ang Lee in "Der Eissturm" ist es Christine Jeffs mit "Rain" gelungen, ein atmosphärisch dichtes Drama mit beeindruckenden Bildern zu inszenieren. Seine innere Spannung spiegelt symbolhaft in der Natur wider.
erschienen am 6. 02. 2003
Szene aus: Rain
Neuseeland,1972: Ed und Kate verbringen den Sommer mit ihren Kindern an einem herrlichen Strand. Was für eine Stimmung, was für Bilder, die Kameramann John Toon da präsentiert. Langsam gefilmte Szenen vom weiten Meer und grünen Wäldern wiegen den Zuschauer gleich zu Beginn des Films in eine trügerische Sicherheit, die typische Ruhe vor dem Sturm.
Rain
Während der kleine Jim am liebsten im Wasser tobt, erblüht die 13-jährige Janey allmählich zur Frau. Mutter Kate, deren Ehe mit Ed sich totgelaufen hat, beginnt eine beiläufige Sommeraffäre mit dem Fotografen Cady, auf den auch die kleine Janey, von Alicia Fulford-Wierzbicki in der Rolle der kindlichen Verführerin großartig umgesetzt, ein Auge geworfen hat.
Szene aus: Rain
Janey bekommt von dem Flirt ihrer Mutter Wind und versucht, Kate mit den Waffen einer aufblühenden Frau zu schlagen. In vielen kleinen Szenen fängt der Film Janeys neu entdecktes Spiel mit der Macht wie beiläufig ein. Doch als das Mädchen am Ziel seiner Wünsche zu sein scheint, ziehen am Himmel schwarze, symbolgetränkte Wolken auf. Der Zuschauer erschaudert. Und tatsächlich geschieht ein entsetzliches Unglück. Die angeschlagene Familie steht vor einem Scherbenhaufen und das Publikum am Ende eines 92-minütigen, spannenden Familiendramas, das an atmosphärischer Dichte Seinesgleichen sucht.
Szene aus: Rain
So baut sich über der Idylle am Kiwi-Strand in minutenlangen Sequenzen eine düstere Regenfront auf - das bis dahin dominierende sanfte Grün weicht fast unbemerkt einem fahlen Grau, spiegelt die dunkle Gewitterstimmung zwischen Ed und seiner Frau wider. Auch der Bourbon, in dem Kate ihren Frust zu ertränken versucht, ist Symbol einer Realitätsflucht, auf der sich die gesamte Familie befindet.
Szene aus: Rain
Selten wurde übrigens eine frustrierte Frau auf der Leinwand anmutiger dargestellt als von Sarah Peirse in der Rolle der schönen Kate. Mit großem Einfühlungsvermögen stellt sie die Zerrissenheit dieser Frau zwischen Leidenschaft, Ängsten und begrabenen Träumen dar. Christine Jeffs ist es gelungen, einen ebenso subtilen wie spannenden Familienthriller mit faszinierenden Bildern auf die Leinwand zu zaubern. Sequenzen in Zeitlupe, meisterhaft fotografierte Schlüsselszenen in Schwarzweiß, dazu melancholische Musik im 70er Jahre-Stil. Ein Film wie ein Traum vom Kiwi-Land, wäre da nicht jenes jähe, dramatische Ende, das alle Träume zunichte macht.
erschienen am 6. Februar 2003
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Rain (Kinofilm)
Neuseeland 1972: die dreizehnjährige Janey macht mir ihrer Familie Urlaub am Strand. Janey vergnügt sich mit ihrem Bruder im Wasser, während die Eltern Parties geben, miteinander Flirten und sich rundum wohlfühlen. Doch der Teenager entdeckt auch Neues, ihre erwachende Sexualität schärft die Sinne für ihre Umgebung. So bleibt auch die Affäre ihrer Mutter Janey nicht verborgen.
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