Splendid Entertainment
Clash der Titanen: Gérard Depardieu, Jean Reno
Francis Vebers gnadenlos witzige Komödie
Feature: Ansteckende Albernheiten
Französische Filme sind dialoglastig, (pseudo-) intellektuell und langweilig. Ein Vorurteil, dass der französische Regisseur und Autor Francis Veber regelmäßig aufs Neue zu widerlegen weiß. Sechs Jahre nach seiner bissigen Gesellschaftssatire "Dinner für Spinner" legt Veber nun eine weitere Großattacke auf die Lachmuskeln vor. Jean Reno muss sich in "Ruby & Quentin - Der Killer und die Klette" als wortkarger Profi-Gangster mit Gérard Depardieu herumschlagen, der ihm als plappernder Idiot den letzten Nerv raubt.
erschienen am 21. 06. 2004
Splendid Entertainment
Seine Rolle: Harter Gauner Jean Reno
Kaum einer schafft es, so hinreißend liebenswürdige Idioten für die Leinwand zu erfinden wie Francis Veber. Er schrieb unter anderem das Drehbuch zur Geheimagenten-Satire "Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh" mit Frankreichs Alt-Komiker Pierre Richard und inszenierte nach seinem eigenen Theater-Stoff die in Deutschland leider völlig übersehene Komödie "Dinner für Spinner" ("Le dîner de cons"). Der mittlerweile 66-jährige, aber im Herzen jung gebliebene Veber hat eine Schwäche für gutmütige Volltrottel.

So ein Mensch ist Quentin (Gérard Depardieu). Der überfällt statt einer Bank schon mal eine Wechselstube und weiß danach nicht, was er mit den ihm angebotenen ausländischen Währungen anfangen soll. Gefasst wird er dabei auch noch, und so landet der stets fröhlich-plappernde Naivling im Knast, wo er dem Profi-Gangster Ruby (Jean Reno) das Leben ungewollt zur Hölle macht.
Arzt und Patient? Andre Dussollier lauscht Gérard Depardieu
Ruby wurde gefasst, nachdem er dem fiesen Mafioso Vogel (Jean-Pierre Malo) die Beute eines großen Überfalls abknöpfte. Der hatte zuvor Rubys Geliebte umgebracht. Nun will Ruby ausbrechen, um sich an Vogel zu rächen und sich dann mit dem Geld aus dem Staub zu machen. Doch Quentin ist überzeugt, in dem schweigsamen Ruby den Freund fürs Leben gefunden zu haben, mit dem er endlich sein lang gehegtes Ziel verwirklichen kann: Die Eröffnung eines kleinen Bistros in seiner Heimatstadt. Also hängt sich Quentin wie eine Klette an Ruby und bringt dessen Pläne völlig durcheinander.

Mit Ruby und Quentin präsentiert Francis Veber ein ungleiches und gerade deshalb hinreißend komisches Leinwandduo. Jean Reno legt seine Figur ein wenig als Parodie seiner Paraderolle "Léon - Der Profi" an. Gérard Depardieu, der bereits in Vebers Komödie "Ein Mann sieht rosa" mitspielte, hat ganz offensichtlich viel Spaß in der Rolle des liebenswerten Idioten Quentin, der seiner Umwelt ständig Gutes tun will und sie dabei in den nackten Wahnsinn treibt. Der treudoofe Hundeblick, den Depardieu dabei aufsetzt, ist unwiderstehlich. Selbst wenn Veber bei der Inszenierung der wenigen Action-Szenen im Film nicht sonderlich überzeugt, kann und will man das dem Komödien-Spezialisten einfach nicht übel nehmen. Mit seiner erfrischenden Albernheit verbreitet "Ruby & Quentin - Der Killer und die Klette" nämlich beste Laune - und vor allem im ersten Teil kommt man aus dem Lachen teilweise gar nicht mehr heraus.
erschienen am 21. Juni 2004
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