UIP
Children of Men
Vom nahenden Ende der Welt
Feature: Die Hoffnung stirbt zuletzt
Mit seinem Science Fiction- Thriller "The Children of Men verkündet der mexikanische Regisseur Alfonso Cuarón das nahenden Ende der Welt. Im Jahr 2027 steht die Menschheit kurz vor der Apokalypse: Terroranschläge, Immigrantenprobleme, Missgunst und Armut sind die Anzeichen eines Verfalls, der nicht mehr zu stoppen scheint: Seit 2009 wurde kein Kind mehr zur Welt gebracht!
erschienen am 5. 09. 2006
Jean-François Martin/Ricore Text
Claire-Hope Ashitey in Venedig (2006)
Weil kein Heilmittel gegen die globale Unfruchtbarkeit gefunden werden kann, torkelt die verzweifelte menschliche Gesellschaft gen Abgrund. So geht es auch Theo (Clive Owen), einem desillusionierten Büroangestellten, der seine Trägheit im Alkohol zu ertränken sucht. Doch dann explodiert eine Bombe, und schlagartig ist er das Opfer einer Entführung, als deren Drahtzieher sich seine Ex-Frau Julian (Julianne Moore) entpuppt.

Die Terroranführerin braucht dringend Transit-Papiere für die farbige Asylantin Kee (Claire-Hope Ashitey). Sie hofft auf seine sofortige Hilfe und wird, noch bevor sie sich weiter erklären kann, selbst zum Opfer der Gewalt. Verfolgt und auf sich allein gestellt muss Theo erkennen, dass er plötzlich der einzige ist, der Kee helfen kann - und dass somit das Schicksal der Welt auf ihm lastet: Denn ein Fötus reift in ihrem Bauch!
Jean-François Martin/Ricore Text
Alfonso Cuarón auf der Premiere von "Children of Men"
Seit der mexikanische Regisseur Alfonso Cuarón mit "Y tu mamá también - Lust for Life!" ein breites Publikum auf sich aufmerksam machte, hat sich einiges getan: Denn viel ist nicht mehr übrig von der einstigen Leichtigkeit seiner entzückenden Geschichte um Jugend, Freundschaft und Vertrauen. Im Gegenteil: Der Blick, mit dem er in seinem neuen Film nach Vorlage eines Romans von P.D. James in die Zukunft blickt, ist mehr als bedrückend. "Ich schildere hier keine düstere Vision", stellt der Regisseur klar, "sondern einen realistischen Blick aus Sicht der Gegenwart." Wie auch immer man seine Phantasie nun auslegen mag, ein konventioneller Science-Fiction-Film ist das nicht. Das fängt bei dem ungewöhnlichen Hauptcharakter an, der als desinteressierter Alkoholiker so gar nicht zum heroischen Image sonstiger Kinohelden passen will. "Das ist jemand", resümiert Clive Owen, "der alle Hoffnung verloren hat und nur durch Zufall zum Handeln gezwungen wird." Die Kamera folgt ihm trotzdem auf Schritt und Tritt mit teils verwackelten Einstellungen, die eine real gelebte Authentizität erzeugen: "Obwohl der Film sehr teuer war, wollte ich ihn billig aussehen lassen".

Cuarón nennt seinen Inszenierungsstil "dokumentarisch" und will gerade deswegen nichts vom futuristischen Look anderer Science Fiction- Filme wissen. "Ich wollte nicht über die Zukunft spekulieren. Es soll sich anfühlen wie aus der Gegenwart." Scifi- Fans werden in ihren Erwartungen mangels ausgefeilter Roboter und Maschinen wohl eher enttäuscht werden, doch dafür hat die Geschichte so viel mehr: mollgeschwängerte Klassikmusik, einen langhaarigen Michael Caine als kiffenden Alt-Hippie und zahlreiche brillante Momente, in denen der Mexikaner sein herausragendes Talent für gewaltige Bildinszenierungen beweist. Es sind nur Sekunden, die in "The Children of Men" von Zuversicht zeugen. Sekunden, in denen sich die Silhouette seiner Darsteller mit den grellen Lichtstrahlen der Sonne bricht, und uns wieder an die alte Leichtigkeit von "Y Tu Mamá También" erinnern. So kurz diese Lichtblicke sein mögen, geben sie uns doch ein klares Zeichen: Bei Cuarón stirbt die Hoffnung immer zuletzt.
erschienen am 5. September 2006
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Children of Men (Kinofilm)
Im Jahr 2027 ist die Menschheit vom Aussterben bedroht. Ein Gen-Defekt lässt Frauen nicht mehr schwanger werden. Auf den Straßen herrscht die Anarchie. Einen Hoffnungsschimmer bringt eine einzige schwangere Frau. Regierungsagent Theodore Faron (Clive Owen) wird beauftragt, die Frau auf eine geheime Insel zu bringen. Die brisante Zukunftsutopie basiert auf dem Erfolgsroman "Im Land der leeren Häuser" von P.D. James.
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