Jean-François Martin/Ricore Text
Regisseur David Fincher in Cannes (2007)
Mysteriöse Verstrickungen
Feature: David Fincher ratlos?
In "Zodiac - Die Spur des Killers" erzählt Kultregisseur David Fincher von einem der mysteriösesten Mörder der amerikanischen Kriminalgeschichte. Statt Schauder, Schock und Spannung vertraut der Filmemacher auf ein verwirrendes Puzzle ungelöster Fakten, das den Zuschauer nach 156 langatmigen Minuten ratlos zurücklässt.
erschienen am 19. 05. 2007
Warner Bros.
Zodiac - Die Spur des Killers
Amerika gegen Ende der 1960er Jahre: Das ganze Land ist beseelt von der Hippiebewegung, die Flower Power treibt ihrem Höhepunkt entgegen - bekiffte Menschen auf der ganzen Welt propagieren ihre Vision von umfassender Liebe und Frieden. Die Stimmung in San Francisco ist jedoch getrübt: Zwischen 1968 und 1974 treibt ein mysteriöser Serienkiller sein Unwesen. Mindestens dreißig Menschen soll er getötet haben, doch die Polizei tappt im Dunkeln.

Mit Telefonanrufen und Briefen an die lokale Zeitung treibt er ein Katz- und Mausspiel, nennt sich selbst "Zodiac" und lässt die ratlose Gegenpartei seine Überlegenheit spüren. Während die Jahre ins Land ziehen, unzählige Verdächtige ins Visier der Fahndung geraten und am Ende trotzdem nicht die geringste Anflug einer Fährte besteht, will Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal) nicht länger zusehen. Der Karrikaturist des San Francisco Chronicle begibt sich selbst auf Spurensuche und heftet sich an die Fersen des brutalen Killers...
Jean-François Martin/Ricore Text
Chloë Sevigny mit Jake Gyllenhaal auf der "Zodiac"-Premiere (Cannes 2007)
Die Liste der beeindruckendsten Serienkiller Hollywoods ist lang: Norman Bates, Freddy, Jason - und natürlich Hannibal Lecter sorgten in der Vergangenheit mit ihren brutalen Verbrechen für Schauder und Entsetzen beim Filmpublikum. David Fincher, der dem Thriller-Genre vor Jahren mit "Sieben" einen weiteren Kultmörder bescherte, meldet sich nun - nach fünfjähriger Abstinenz - mit seinem heiß ersehnten "Zodiac" zurück - und versteht damit leider nicht zu packen. Zwar ist der Film mit Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo und Robert Downey Jr. hochkarätig besetzt und auch durchaus ansprechend inszeniert, doch verstrickt sich der Filmemacher in den Halbfakten des bis dato ungelösten Falls, wird auch nach 156 Minuten nicht fertig - und hinterlässt am Ende den Eindruck, im Trubel der mysteriösen Ereignisse selbst den Faden verloren zu haben.

Der Grund dafür liegt wahrlich nicht an mangelndem Talent, sondern an der Natur des komplexen Falls. Fincher folgt mit seinem Drehbuch strikt den beiden Büchern von Robert Graysmith, in der er von seiner Spurensuche berichtet. Da bis heute keine befriedigenden Lösungen gefunden wurden, musste der dokumentarisch strukturierte Film zwangsläufig in einem wirren Geflecht an Theorien enden. Wer Geduld und Ausdauer hat, mag Gefallen daran finden, aber wer sich nach kurzweiligem Kino mit Unterhaltungswert sehnt, findet bessere Ablenkung. In seinem letzten Brief an den San Francisco Chronicle schrieb der Serienmörder: "Ich warte auf einen guten Film über mich." Ob David Fincher das gelungen ist, mag das interessierte Publikum selbst entscheiden. Sitzfleisch ist für die Meinungsbildung aber unbedingt notwendig.
erschienen am 19. Mai 2007
Zum Thema
Ende der 1960er Jahre terrorisiert ein Serienkiller namens "Zodiac" San Francisco. Das Morden reicht ihm nicht, er hält mit codierten, sehr bizarren Briefen die Polizei und eine örtliche Zeitung zum Narren. Regisseur David Fincher basiert seinen Thriller auf den beiden Romanen des ehemaligen Karikaturisten der San Francisco Chronicle, Robert Graysmith. Dieser verfolgte den Fall bis ins kleinste Detail und führte zahlreiche Interviews. In den Hauptrollen sind Robert Downey Jr. und Jake..
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