Legend Films International
Manderlay

Manderlay

Originaltitel
Manderlay
Regie
Lars von Trier
Darsteller
Joseph Mydell, Sherrell Murphy-Ramos, Seth Mpundu, Ian Matthews, Charles Maquignon, Suzette Llewellyn
Kinostart:
Deutschland, am 10.11.2005 bei Legend Films International
Kinostart:
Schweiz, am 06.10.2005 bei Pathé Films
Genre
Drama
Land
Dänemark, Schweden, Niederlande, Frankreich, Deutschland, USA
Jahr
2005
FSK
ab 12 Jahren
Länge
139 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
8,0 (3 User)
Zweifel an den menschlichen Qualitäten Amerikas
Grace (Bryce Dallas Howard) hat gerade mit ihrem Vater (Willem Dafoe) und seiner Halunkengefolgschaft Dogville verlassen und befindet sich auf dem Heimweg nach Denver. Man schreibt das Jahr 1933 und die Sklaverei ist seit über 70 Jahre offiziell abgeschafft. Als während einer kurzen Rast eine verzweifelte Farbige ihnen entgegen rennt und nach Hilfe fleht, muss sich die zarte Grace jedoch eines Besseren belehren lassen. Im Dörfchen Manderlay ticken die Uhren anders. Junge Schwarze ernten Peitschenhiebe wenn sie Weiße nicht gehorchen und eine greise Plantagenbesitzerin entscheidet immer noch über Alltag und Essensgewohnheiten ihrer Untergebenen. Die Verknechtung von Afroamerikaner hat hier im Nirgendwo Alabamas nie aufgehört. Die gepflegte Reisende sieht sich zum Handeln verpflichtet. Entgegen der Empfehlung ihres Vaters, entschließt sie sich, ihre Rast zu verlängern; schließlich ist die alte Plantagenherrin Mam (Lauren Bacall) ihr fast in den Armen gestorben. Mit einer Handvoll bewaffneter Schurken und einer Unmenge Idealismus nimmt sie ihren Platz ein und schickt sich an, den bisher versklavten Arbeitern mit der Bedeutung von Freiheit und Demokratie zu indoktrinieren. Ihr Vater lässt sie dabei nur widerwillig zurück und einigt sich darauf, sie verrichteter Dinge nach der nächsten Baumwollernte wieder abzuholen.
Das Amerika-Bild des Europäischsten Filmemachers ist voller Zweifel an den menschlichen Qualitäten der US-Amerikaner. In Lars von Trier zweitem Teil seiner Amerika-Trilogie versucht seine naive Heldin Grace - hier von Bryce Dallas Howard gespielt - auf einer Südstaatenplantage in den 1930er Jahre aus Sklaven freie Bürger zu machen. Nach wenigen Anfangsminuten ist unmissverständlich klar, dass dieses Drama eine Versuchsanordnung ist, deren Objekte die Spezies Mensch ist. Handlung und Dialoge liegen ausschließlich auf den Schultern der Mimen, denn die Dekorateure haben sich auch diesmal bewusst sparsam gegeben. Die Filmkulisse ist auf das Nötigste reduziert: Kreidestriche ersetzen Hauswände und quietschende Türen existieren nur in der Phantasie des Betrachters. Vieles ist in dieser Geschichte durchsichtig; das Bühnenbild genauso wie die Charaktere. Die in der Abgeschiedenheit eines grenzenlosen Bretterbodens agierenden Schauspieler gleichen in einem Labyrinth umherirrende Versuchsmäuse, die auf Schritt und Tritt überwacht werden. Wie in einem Experiment nehmen die Zuschauer Notiz von ihrem Handeln, bewerten es und ziehen ihre Schlüsse.

Kaum ein Regisseur, schöpft soviel aus den vielfältigen Möglichkeiten des filmischen Mediums wie Lars von Trier. "Manderlay" ist hierfür ebenso ein Beleg, wie "Dogville". Der skandinavische Regisseur und Drehbuchautor, der die Provokation als Pflicht betrachtet, erzählt die Geschichte einer naiven Weltverbesserin, deren weltentrückter Elan sie zuerst in die prätentiöse Rolle der Rechtschaffenden zwingt und schließlich an die die Grenzen ihres Gewissens treibt.
Vincenzo Panza/Filmreporter.de
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