Tim Burton's Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche

Tim Burton's Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche

Originaltitel
Corpse Bride
Regie
Tim Burton, Mike Johnson
Darsteller
Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Emily Watson, Tracey Ullman, Paul Whitehouse, Joanna Lumley
Medium
DVD
Im Handel ab
10.03.2006 bei Warner Home Video
Kinostart Deutschland
Tim Burton's Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche
Genre
Animation/Trickfilm, Fantasy
Land
Großbritannien
Jahr
2005
FSK
ab 6 Jahren
Länge
74 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
8,7 (6 User)
Extras: "Zwischen den Welten" • "Danny Elfmans Interpretation der zwei Welten" • "Die Animatoren" • "Tim Burton: Hell vs. Dunkel" • "Stimmen aus der Unterwelt" • "Wie die Puppen zum Leben erweckt wurden" • "Die Stimmen der Puppen" • Fotogalerie: Produktionsfotos • Musik-Tonspur • USA-Kinotrailer
Burton und Co-Regisseur Mike Johnson stürzen sich in die Phantasiewelt eines viktorianischen Schtetls des 19. Jahrhunderts, das aber doch mehr altenglischer Schauerarchitektur und expressionistischen Caligari-Drohbauten gleicht. Dort soll der tollpatschige Neureichensprössling Victor (Physiognomie und - im Original gesprochen von Johnny Depp) mit Victoria (Emily Watson), der mimosenhaften Tochter einer verarmten, obschon blasierten Adelsfamilie verheiratet werden. Nervös vermasselt Victor die Probe der Trauung beim Pfarrer (Christopher Lee, der Dracula der Hammer-Horrorfilme) und flüchtet in den Wald, um seinen Text zu üben. Mit dem Ehegelübde reanimiert er unabsichtlich den Leichnam einer gemeuchelten Braut (Helena Bonham Carter), die seine Worte auf sich bezieht und ihn mit in die Unterwelt nimmt. Victoria soll derweil mit dem dubiosen Barkis Bittern vermählt werden. Victor wird bald hin- und hergerissen zwischen beiden Frauen, zwischen Leben und Tod.
Nach "Charlie und die Schokoladenfabrik" präsentiert Tim Burton ein Werk, das sich zu "Charlie" wie Mr. Hyde zu Dr. Jeckyll verhält. Dieser dunkle Bruder der farbenfrohen Kinderbuchfantasie entstammt einem tragischen, russischen Volksmärchen und malt eine alles erstickende Welt in grauen Friedhofsfarben aus. Alle Figuren außer dem Hochzeitspaar muten wie abstoßende Karikaturen eines Satirikers an. Man gibt sich so mies gelaunt wie die Einwohner des Hauses Usher im Spätstadium. Daraus schöpft Burton meist nur harmlosen Spott. Das Totenreich hingegen ist ein Karneval der Seelen, wo eine bunte Halloween-Party nach der anderen steigt. Hier entsteht ein Spaßzentrum um Trash-Fetische, als sei Die Addams Family auf einem Maskenball voller Todeskitsch unterwegs.

So schwankt der Film zwischen greller Pulperetta, Komödie mit Trauerrand und melancholischer Liebeselegie: Victor steht, gebunden durch Wort und Loyalität, zwischen Nekrophilie und Lebenssehnsucht. Die Liebe, kälter, aber auch stärker als der Tod (über)fordert ihr Opfer. Der Film schöpft das emotionale Potenzial einer Zeit, wo heiraten nichts mit Gefühlen zu tun hat, lange nicht aus. Denn die verschleppte Story zündet erst spät, geht dann aber wenigstens zu Herzen.

Bei Gruselkabinettstückchen und Schmuckwerk ist Burton ganz in seinem Element. Die Stadt ist ein kompetent ausstaffiertes Gothic-Kunstwerk, das Totenreich eine reizend präsentierter Schauer-Fashion. Kleine Gimmicks und hübsches Dekor sind ihre Entdeckung wert. Die Märchenwelt gerät unter Hauskomponist Danny Elfmans in Zitaten schwelgende Musik zur gefälligen, mitunter bezaubernden Operette. Nie klang Mendelssohns Hochzeitsmarsch düsterer - und selten versonnene Piano-Partituren empfindsamer. Daran gedeiht die zarte Amour in Baudelairescher Schönheit bis zum lyrischen, aber gehörig restaurativen Ende, das den Lebenden wie den Toten ihren festen Platz zuweist. Einer poetischen Konfusion beider wie in "Dellamorte Dellamore" verweigert sich Burton, obwohl er einige Zeit damit liebäugelt. Alles findet seine (natürliche) Gesellschaftsordnung.
Thorsten Krüger/Komm & Sieh
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