Jean-Luc Godard: Alphaville

Alphaville

Originaltitel
Alphaville, une étrange aventure de Lemmy Caution
Alternativ
Jean-Luc Godard: Alphaville
Regie
Jean-Luc Godard
Darsteller
Howard Vernon, Laszló Szábó, Jean-Pierre Léaud, Christa Lang, Jean-Andre Fieschi, Michel Delahaye
Kinostart:
Deutschland, am 20.12.2001 bei Neue Visionen Filmverleih
Genre
Science Fiction
Land
Frankreich, Italien
Jahr
1965
FSK
ab 16 Jahren
Länge
93 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
7,5 (2 User)
Godards Vision einer dystopischen Gesellschaft
Als Zeitungsjournalist Lemmy Caution getarnt kommt Detektiv Iwan Johnson (Eddie Constantine) nach Alphaville. In der Stadt soll er dem Verschwinden seines Vorgängers Henry Dickson (Akim Tamiroff) nachgehen. In einem kleinen Hotel findet er ihn schließlich - als gebrochener, alter Mann. Dickson klärt ihn über den technischen Alptraum Alphavilles auf. Professor von Braun (Howard Vernon) entwickelte einen Supercomputer, genannt Alpha-60. Dieser kontrolliert das gesamte Leben in der Stadt und macht zwischenmenschliche Kontakte oder Gefühle unmöglich.

Jene Menschen, die sich dem widersetzen und entgegen aller logischen Regeln Gefühle zeigen, werden hingerichtet. Aber auch jene Ingenieure, die Alpha-60 gebaut haben, sind nicht mehr in der Lage, den Computer zu beherrschen. Iwan Johnson beschließt, die Stadt zu befreien. Angespornt wird er von der Tochter des Erfindern, Natascha von Braun (Anna Karina), in die er sich verliebt. Sie ist nicht in der Lage, Gefühle oder gar Liebe zu verstehen, geschweige denn zu erwidern. Derweil aber hat sich der Detektiv bereits einen schlechten Ruf in der Stadt gemacht, so dass Alpha-60 auf ihn aufmerksam geworden ist und ihn zum Verhör bringen lässt.
"Alphaville" ist eine geradlinige Mischung aus Film Noir und Science-Fiction. Jean-Luc Godard kommt ohne Spezialeffekte oder andere typische Sci-Fi-Elemente aus. Es ist vielmehr die Atmosphäre auf den dunklen Straßen und die Roboter-ähnlichen Verhaltensweisen der gefühlskalten Menschen, welche das futuristische Szenario ausmachen. Schon in seinen früheren Filmen liebte es Godard, mit Licht und Schatten, Dialogen und Stimmen zu spielen. Genau das macht er auch in "Alphaville". Viele Szenen sind bewusst dunkelt inszeniert.

Unvermittelt lässt Godard seinen Protagonisten zusammenhanglos als Ich-Erzähler auftreten, ein anderes Mal wird ein Dialog aus dem Off eingespielt. In dieser seltsam anmutenden Welt wirkt Protagonist Iwan Johnson fehl am Platz. Mit seinem Trenchcoat, der Zigarette im Mund, dem Hut und dem leichtfertigen Umgang mit der Waffe geht er locker als Parodie zahlreicher US-Fernseh-Detektive durch. Godard schafft mit seinem auf den ersten Blick fremd anmutenden "Alphaville" einen Klassiker der Filmgeschichte. Die dystopische Stadt ist als Sozialkritik auf die gegenwärtige (1965) Nachkriegsgesellschaft. Gleichzeitig lag dem Regisseur aber nichts daran, den moralischen Zeigefinger zu erheben. In diesem Sinne gibt es durchaus auch lustige Momente - vorausgesetzt man lässt sich auf das Abenteuer ein.
Andrea Niederfriniger, Filmreporter.de
Neue Visionen
Alphaville
2024