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Kill Bill - Volume 1
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Kill Bill kommt auf Raten!
Die Zeche zahlt das Publikum: Weil sich Studio-Boss Harvey Weinstein und Regisseur Quentin Tarantino nicht einigen konnten, wird der Brutalo-Film "Kill Bill" ganz einfach zweigeteilt.
24. Jul 2003: Hollywood steckt mal wieder in der Krise: Die Besucherzahlen in den Filmtheatern sinken, und im Vergleich zum Vorjahr gehen die Einnahmen - bei steigenden Kosten - spürbar zurück. Das von Wirtschaftskrise, Krieg und hohen Eintrittspreisen mürb gemachte Kinopublikum hat offenbar genug von megateuren Sequels ohne Sinn und Verstand: "X-Men 2", "2 Fast 2 Furious", "Bad Boys 2", "Lara Croft Tomb Raider - Die Wiege des Lebens", "3 Engel für Charlie - Volle Power" und "Terminator 3 - Rebellion der Maschinen" - so stellt sich Hollywood offenbar einen kreativen und ideenreichen Kinosommer vor.

Sogar der als Bastion für Oscar-Material bekannte Disney-Ableger Miramax denkt in der Krise nur ans Geldverdienen. Doch dafür ist Quentin Tarantinos neuer Film "Kill Bill" mit einer Laufzeit von drei Stunden viel zu lang geraten - die Überlänge bedeutet nämlich eine Vorstellung weniger pro Tag und Kino. Freilich trägt Miramax-Boss Harvey Weinstein nicht umsonst den Spitznamen "Harvey mit den Scherenhänden", und so hätte der korpulente Filmmogul das größtenteils in China gedrehte Martial-Arts-Action-Abenteuer unter normalen Umständen einfach - über den Kopf des Regisseurs hinweg - zurechtgestutzt.

Doch Tarantino ist ein Sonderfall: "Pulp Fiction" war für Miramax weit mehr als nur ein Superhit - der Streifen begründete vor neun Jahren die Erfolgsstory des Studios. Weinstein stellte dem Filmemacher für "Kill Bill" deshalb eine Carte Blanche in Aussicht: Tarantino durfte sein etwa 200 Seiten dickes Drehbuch vollständig verfilmen und dabei - mit sagenhaften 155 Drehtagen - das Budget heftig überziehen. Zum Vergleich: Selbst "Terminator 3 - Rebellion der Maschinen" war nach 100 Tagen abgedreht. Auch im Schneideraum blieb Tarantino Herr der Lage: Das vertraglich festgeschriebene Recht auf Final Cut im Rücken, ließ sich der Filmemacher auch von Weinstein nicht zu Schnitten oder Kürzungen bewegen.

Macht nichts, dachte sich der Herrscher von Miramax: Wenn man den Film nicht kürzen darf, kann man ihn immer noch zweiteilen. Und so wird am 10. Oktober nur die erste Hälfte des extrem gewalttätigen Streifens in die US-Kinos kommen. Den Rest dürfen die Tarantino-Fans erst zwei bis sechs Monate später sehen - und müssen dafür selbstverständlich noch einmal bezahlen. Das US-Studio Warner Bros. hat es vorgemacht: Auch "Matrix Reloaded" und "Matrix Revolutions" sind zwei Hälften eines einzigen Films - das Publikum wird doppelt abgezockt.

"Kill Bill", das kommt dem Teilungswahn zugute, ist in mehrere Kapitel unterteilt. Es geht darin um die gefährlichste Attentäterin der Welt (gespielt von Uma Thurman), die ausgerechnet am Tag ihrer Hochzeit angeschossen wird und fünf Jahre lang im Koma liegt. Wieder genesen, sinnt sie auf Rache an dem Mann, der sie umbringen wollte. "Der Film lässt sich problemlos aufteilen", beschwichtigt Tarantino seine Kritiker. "Ich hatte ohnehin von Anfang an verschiedene Versionen vorgesehen - etwa für Asien, Amerika und Europa."

Harvey Weinstein muss nun nachverhandeln. Die Stars des Films - neben Uma Thurman sind das Lucy Liu, David Carradine, Daryl Hannah, Michael Madsen und Samuel L. Jackson - haben schließlich nur für einen Streifen unterschrieben, erscheinen nun aber in zwei. Das wird die Produktionskosten, die schon jetzt bei über 55 Millionen Dollar liegen, weiter in die Höhe treiben. Im Vergleich mit Hollywood-Blockbustern ist "Kill Bill" zwar immer noch recht günstig (in China kann man billig produzieren), auf der anderen Seite ist die Zielgruppe des blutrünstigen Films begrenzt. Allein in einer ganz bestimmten Szene soll es an die 100 Tote geben.

Geht Weinsteins Rechnung auf, könnte das schlechte Beispiel Schule machen. Zu lang geratene Filme zum Zweiteilen gäbe es schließlich genug. Vielleicht erfreut George Lucas seine Fans ja bald mit "Star Wars: Episode 2 1/2".
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Stars
George Lucas Samuel L. Jackson Michael Madsen Daryl Hannah David Carradine Lucy Liu Uma Thurman Harvey Weinstein Quentin Tarantino
2024