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Heinz Erhardt in "Kauf dir einen bunten Luftballon"
Schelm des Wirtschaftswunders wird 100
Retro Feature: Heinz Erhardt - der Sprachjongleur
Im Jahr 2009 ist Heinz Erhardt 30 Jahre tot und hätte auch seinen 100. Geburtstag gefeiert. Letztere positive Sichtweise gefiele dem bürgerlichen Humoristen sicher besser: Erhardt war nicht nur der bekannteste und erfolgreichste Komiker der Wirtschaftswunderjahre. Mit seinen zeitlosen Gedichten und Filmkomödien ist er auch dem heutigen Publikum bekannt, wie seine Wahl zum zweitbesten Komiker 2007 durch eine ZDF-Umfrage belegt.
erschienen am 16. 11. 2022
Kinowelt Filmverleih
Kauf dir einen bunten Luftballon (1961)
Schelm kämpft sich nach oben
Der im lettischen Riga geborene Kabarettist Heinz Erhardt konnte erste Erfolge bereits vor dem Zweiten Weltkrieg und damit 20 Jahre vor seinem ersten Filmauftritt feiern. Sein Weg in den Komiker-Olymp war dennoch steinig und langwierig. So wurde Heinz von der umtriebigen Mutter und dem musikalischen Vater zu den Großeltern abgeschoben, wohin er immer wieder zurückkehrte, weil er sich dort am Wohlsten fühlte. Der Großvater verzieh dem schelmischen Enkel auch 15 Schulwechsel, Spottgedichte auf die Lehrer und das abgebrochene Abitur und setzte ihn als Nachfolger seiner Musikalienhandlung ein. Mit dieser Arbeit wurde der junge Heinz nicht glücklich. Parallel zum ungeliebten Broterwerb trat er in Kabaretts auf und hatte ein langsam aber stetig wachsendes Publikum. Seine Karriere führte vom Bühnenkabarettist über den Truppenunterhalter, den Radiomoderator bis zum Nebendarsteller in Spielfilmen.
Filmjuwelen
Der letzte Fußgänger (1960)
Heinz Erhardt - das witzigste Wirtschaftswunder
National bekannt wurde er schließlich 1957 mit der Titelrolle in "Der müde Theodor". Von da an war er der deutsche Komiker schlechthin. Meist verkörperte er den positiv-gestimmten, gemütlichen, etwas scheinheiligen Spießbürger, der den rasanten gesellschaftlichen Wandel der Wirtschaftswunderjahre mit neckischem Herumblödeln, betont ungeschickten Posen und leichter Unterhaltungsmusik erträglicher machte. Seine Komik entstand auch durch die Doppeldeutigkeit bekannter Sprichwörter und Redensarten, die er überraschend umformte. Auch im Fernsehen wurde Erhardt schnell eine bekannte und feste Größe. Besonders die Rolle des Kleinbürgers Willi Winzig spielte er immer wieder sehr erfolgreich. Dennoch sah er das Fernsehen kritisch und stand trotz großen Lampenfiebers am liebsten auf der Bühne. Gerüchten zufolge trug der stark kurzsichtige Erhardt dort öfter eine Brille mit Fensterglas, um sein Publikum nicht sehen zu müssen.
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Der Haustyrann
Der Wortverdreher wird sprachlos
"Wenn mir - Gott bewahre - etwas zustoßen sollte", sagte er zu Freunden, "und ich zum Beispiel nicht mehr gehen kann, dann müsst ihr mich eben auf die Bühne tragen. Solange ich nur sprechen kann, werde ich es schaffen, das Publikum zum Lachen zu bringen." Leider passierte dem Wortverdreher und Sprachjongleur genau das: Nach einem Herzinfarkt im Dezember 1971 war sein Sprachzentrum irreparabel geschädigt, Vielsprecher Heinz Erhardt blieb die letzten acht Jahre seines Lebens stumm. Trotz dieses Schicksalsschlages versuchte er, weiterzuarbeiten und trat auch noch einmal im Fernsehen auf. Kurze Zeit nachdem er das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen hatte, starb Heinz Erhardt am 5. Juni 1979.
erschienen am 16. November 2022
Zum Thema
Und noch ein Gedicht! Die Liebe seines Lebens hat der Komödiant Heinz Erhardt in einem Fahrstuhl kennen gelernt und mit der Frage: "Wollen sie auch nach oben?" ganz offensichtlich auch beeindruckt. Erfolgreich entwickelte er sich zum wortgewandten Schauspieler und brachte in zahlreichen Komödien das deutsche Nachkriegspublikum ausgiebig zum Lachen. Unvergessen sein dreifacher Auftritt in "Drillinge an Board". Doch nicht nur im Kino hatte der Schelm Erfolg. 1963 erschien sein erster Gedichtband..
Weitere Retrofeatures
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2024