Jean-François Martin/Ricore Text
Don Cheadle in Cannes 2007
Am Anfang war eine Ratte
Starfeature: Poker für den Frieden
Als kleiner Junge ließ er es sich nicht nehmen, so oft wie möglich bei Theatergruppen mitzuwirken. In seiner College-Zeit musste er sich ohne die finanzielle und moralische Unterstützung seiner Eltern durchschlagen. Der Versuch gelang, mittlerweile gehört Don Cheadle zu den gefragten Schauspielern der USA. Doch was treibt ein berühmter Star eigentlich in seiner Freizeit? Viele reiche Hollywood-Schönlinge gehen auf den Golfplatz oder treffen sich mit Gleichgesinnten in exklusiven Restaurants. Nicht Cheadle! Er fliegt in umkämpfte Kriegsgebiete, um von dort auf de Ungerechtigkeit unserer Welt aufmerksam zu machen.
erschienen am 2. 02. 2008
Jean-François Martin/Ricore Text
Don Cheadle mit George Clooney
Don Cheadle wurde früh von dem Fieber gepackt, auf der Bühne stehen zu müssen. Schon als Grundschüler sang er in einer Band. Doch erst als er die Ratte Templeton im Theaterstück zu E. B. Whites Kinderlektüre "Charlotte's Web" mimte - damals besuchte er die fünfte Klasse - wusste er, dass sein Berufswunsch die Schauspielerei war. Seine Eltern, der Vater Kinderpsychologe, die Mutter Lehrerin, unterstützten ihn in seinem Vorhaben von klein auf. Doch schließlich kam auch für Cheadle die Zeit, in der er lernen musste, auf eigenen Beinen zu stehen. Seine Eltern setzten ihn am College California Institute of the Arts ab und gaben ihm 500 US-Dollar für den Start. "Das Geld reichte etwa einen Monat, dann war ich pleite", erzählt Cheadle im August 1997 in einem Interview. Er hatte Glück, denn genau im rechten Moment ergatterte er 1987 in John Irvins Kriegsfilm "Hamburger Hill" eine Filmrolle. Es war nicht seine erste, aber sicher eine der wichtigsten in seiner Karriere, denn sie ermöglichte ihm, weiterzumachen.
Sony Pictures
Don Cheadle in "Die Liebe in mir"
Obwohl er auch im Anschluss weiterhin in verschiedenen Gastrollen auf der Leinwand zu sehen war, wurde die Öffentlichkeit erst durch seine Darstellung des Staatsanwalts John Littleton in der amerikanischen TV-Serie "Picket Fences - Tatort Gartenzaun" auf den jungen Schauspieler aufmerksam. Darin verkörperte er den Gegenspieler des altbackenen, jüdischen Anwalts Douglas Wambaugh, dargestellt von Fyvush Finkel. Mit haarsträubenden Argumenten trieb dieser seinen Counterpart fast in den Wahnsinn - und gewann damit obendrein noch den Großteil der Verhandlungen. Also machte sich Littleton 1995 aus dem Staub und beschloss, sich auf sozialer Ebene für seine Heimatstadt zu engagieren. Ein Aspekt, der sich wie ein roter Faden auch durch das Leben Cheadles zieht. Praktischerweise kann ein Schauspieler leicht in sehr gegensätzliche Rollen schlüpfen. So verkörperte Cheadle 2004 im Drama "Hotel Ruanda" Paul Rusesabagina, einen Hotelmanager, der 1994 die Leben von 1.268 Menschen rettete. Er habe vor der Rolle selbst nicht viel über den Genozid in dem Land gewusst, gibt Cheadle in einem Gespräch mit der Internetseite about.com zu. "In amerikanischen Zeitungen wurde nur in kleinen Artikeln auf den hinteren Seiten davon berichtet". Für seine Hauptrolle informierte er sich jedoch ausführlich über die Ereignisse. Während der Dreharbeiten traf er sogar auf Überlebende des Genozids, die als Statisten am Filmset arbeiteten. So brach eine Frau bei ihrer Arbeit weinend zusammen. Cheadle versuchte, sie zu beruhigen. "Ich sagte ihr, dass sie nicht hier sein und sich diese Erinnerungen antun müsse", reflektiert er in dem Interview. "Doch sie bestand darauf, zu bleiben. Sie wollte die Geschichte ihres Volkes erzählen und Menschen in der ganzen Welt über die Gräueltaten informieren." Ihr Wunsch ging in Erfüllung - "Hotel Ruanda" erhielt drei Oscarnominierungen, eine davon ging an Cheadle als besten Hauptdarsteller.
Tobis
Don Cheadle in "Hotel Ruanda"
Schauspieler haben eben die Möglichkeit, in ihren Filmen und durch ihre Rollen auf soziale Missstände aufmerksam zu machen. Das tut Don Cheadle, und er tut noch mehr. Gemeinsam mit anderen Stars der Film- und Musikbranche, darunter Brad Pitt, George Clooney, Mick Jagger und Christina Aguilera, setzte er sich 2007 für einen dauerhaften Frieden in der Sudanesischen Krisenregion Darfur ein. Clooney und Cheadle arbeiteten auch an der Dokumentation "Darfur Now" von Regisseur Ted Braun mit, die über die Missstände der von einem langen Bürgerkrieg gebeutelten Region aufklärt. Der südafrikanische Nobelpreisträger und Erzbischoff Desmond Tutu sagte gegenüber der australischen Zeitung Herald Sun über die Hollywoodstars: "Ich bin immer sehr berührt, wenn berühmte Künstler wie Don und George ihren Bekanntheitsstatus dafür nutzen, sich für schwächere Menschen einzusetzen." In ihrem Engagement für den Frieden reisten Cheadle und Clooney mehrmals in das vom Krieg gebeutelte Land. Sie sammelten Spendengelder und sprachen mit Regierungsmitgliedern des Sudans. Für ihre Arbeit wurden Cheadle und Clooney am 13. Dezember 2007 in Rom mit dem Peace Summit Award ausgezeichnet.
Jean-François Martin/Ricore Text
Don Cheadle und Andy Garcia
Cheadle weiß durchaus, sein Engagement mit Vergnügen zu verbinden. So tat er sich 2007 mit der amerikanischen Pokerspielerin Annie Duke zusammen, um das so genannte "Ante up for Africa"-Turnier zu veranstalten. Unzählige US-Stars kamen und bezahlten 5.000 Dollar Startgeld für die Teilnahme an dem wohltätigen Turnier. Unter anderem saßen Ben Affleck, Matt Damon, Martin Sheen, Kevin James, Adam Sandler und Elizabeth Shannon an den Pokertischen. Auf diese Weise konnten sie ihrer Spielleidenschaft und ihrer wohltätige Ader zugleich nachgehen. Insgesamt erspielten Cheadle und Duke eine Summe von mehr als 500.000 Dollar für ihre Aktivitäten in Darfur. Cheadle nimmt nicht nur seinen Beruf ernst, er setzt den damit verbundenen Einfluss auch für gute Zwecke ein.

Cheadles Schauspielerkollege und Freund George Clooney wurde für seine wohltätige Arbeit für die Menschen in Darfur zum UN-Friedensbotschafter ernannt. Was erwartet dann Don Cheadle? Viele seiner wohlhabenden Kollegen nutzen den Einfluss ihrer Popularität nicht für humanitäre Zwecke, sie genießen lieber ihr bequemes Leben. Vielleicht hat Don Cheadle sogar noch mehr auf dem Kasten, als er bisher gezeigt hat.
erschienen am 2. Februar 2008
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Für seinem ersten Auftritt vor der Kamera tanzte der in Kansas City geborene Don Cheadle in einem orangefarbenen Overall in einer Autowaschanlage. Bekannt wurde er als Bezirksstaatsanwalt John Littleton in der US-Fernsehserie "Picket Fences - Tatort Gartenzaun". Er übernahm außerdem eine Rolle in der "Golden Girls"-Nachfolgeserie "Golden Palace". Seit 1985 ist er regelmäßig auf der Kinoleinwand zu sehen. Bereits vier Mal arbeitete Cheadle unter der Regie von Steven Soderbergh. Für seine..
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