Jean-François Martin/Ricore Text
Robert Duvall siegessicher
Zwei Seelen in seiner Brust
Starfeature: Robert Duvall: Geruch von Napalm
Der Vater war Admiral, Konföderiertengeneral Robert E.Lee ein Vorfahr. Die militärische Karriere schien Robert Duvall vorgezeichnet. Wäre da nicht die Mutter gewesen wäre. Mildred Virginia Duvall war Amateurschauspielerin. Offensichtlich war der Einfluss von ihrer Seite stärker: der junge Robert quittierte 1954 den Militärdienst und nahm Schauspielunterricht. Ob er ein guter Soldat geworden wäre, wissen wir nicht. Was wir wissen ist, dass Duvall zu den ganz großen Charakterdarstellern der Filmbranche gehört.
erschienen am 24. 03. 2008
Paramount Pictures
Der Pate
Vielleicht ist er auch deshalb zu einem der profiliertesten Darsteller geworden, weil Duvall den Zwiespalt seiner Herkunft für seine Arbeit nutzen konnte. Der 1931 in San Diego geborene Sohn eines Marineoffiziers und späteren Admirals besuchte die Neighborhood Playhouse School of the Theatre in New York. Einige Zeit teilte er sich dort das Zimmer mit einem Schauspielschüler, der wie Duvall später Oscarpreisträger werden sollte: Dustin Hoffman. Beide waren mit Gene Hackman befreundet, der die begehrte Trophäe gleich zwei mal, nämlich 1972 und 1993 erhielt. Gemeinsam gehörten die drei Schauspieler zum Kern, was als New Hollywood in die Filmgeschichte eingegangen ist. Junge Darsteller, die unangepasste Außenseiter verkörperten, wagten sich an die Darstellung von Gewalt und Sexualität und sprengten die Vorgaben der eingefahrenen Filmindustrie. Der Verzicht auf klassische Happy Ends und der gesellschaftskritischere Tonfall sorgten für eine Erneuerung des langweiligen, einseitig auf Unterhaltung zielende Kino der 1950er und 60er Jahre. Duvall war einer der Protagonisten des neuen Films und spielte in einigen der bedeutendsten Werke der Zeit.
20th Century Fox
Robert Duvall
Dabei kann Duvall der Wechsel vom Militär nicht besonders schwer gefallen sein. Schon 1962 stand der kaum 21-Jährige mit Gregory Peck vor der Kamera ("Wer die Nachtigall stört"). Die Kritiker lobten sein Spiel auf der Theaterbühne, gelegentliche Fernsehauftritte folgten. Zu dem Netzwerk der absoluten Hollywood-Eliten, in das Duvall von Anfang an eingebunden war, kommt 1966 eine besonders nachhaltige Verbindung hinzu. In Arthur Penns "Ein Mann wird gejagt" spielte Duvall erstmals mit Marlon Brando. 1969 dreht er seinen ersten gemeinsamen Film mit Francis Ford Coppola. Die Formation Coppola, Brando, Duvall schrieb 1972 Filmgeschichte. Duvall verkörperte in "Der Pate" Rechtsanwalt Tom Hagen. Ein weiterer Film unter der Regie von Coppola, erlangte ebenfalls Kultstatus. In "Apocalypse Now" ist es Robert Duvall, der als Lieutenant Colonel Bill Kilgore die Darstellung der Verrohung durch das Kriegsgrauen auf die Spitze treibt. Sein Satz "Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen" erfasst die Essenz des Filmes derart, dass er in den Zitatenschatz Hollywoods eingegangen ist. Die Ironie der Karriere Duvalls wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Schauspieler ebenso gut im Militärdienst hätte verbleiben können und mit hoher Wahrscheinlichkeit wohl auch als Offizier in Vietnam eingesetzt worden wäre.
Jean-François Martin/Ricore Text
Robert Duvall und Joaquin Phoenix in Cannes 2007
Obwohl Robert Duvall Teil der progressiven Strömung im Filmbusiness der 1960er und 70er Jahre war, blieben seine Ansichten dennoch dem konservativen Amerika verhaftet. Das glamouröse, liberale Hollywood kennt wenige wie ihn. So unterstützte Duvall mehrere US-Präsidentschaftskandidaten der Konservativen und veranstaltete selbst Spendengalas. 2002 kritisierte er Steven Spielberg für seinen Besuch im kommunistischen Kuba und kündigte an, nicht mehr für Spielbergs Studios Dreamworks zu arbeiten. Spielberg war mit Zustimmung der amerikanischen Regierung und in der Funktion eines kulturellen Botschafters in das nach wie vor von den USA boykottierte Land gefahren. Seinen Status in Hollywood machte Duvall auch bei Gehaltsforderungen geltend. So weigerte er sich, am dritten Teil von "Der Pate" mitzuwirken, weil die Studios nicht bereit waren, Duval das gleiche Gehalt zu zahlen, wie Schauspielkollege Al Pacino. Der erhielt fünf Millionen US-Dollar. Im ersten Teil der Reihe hatte sich Duvall noch mit 36.000 Dollar zufrieden gegeben. In der Zwischenzeit war der Schauspieler mit einem Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in "Tender Mercies - Comeback der Liebe" ausgezeichnet worden und versuchte sich als Drehbuchautor und Regisseur. 2003 wurde er mit einem Stern auf Hollywoods Walk of Fame geehrt.
Tobis Film
Apocalypse Now
Robert Duvall ist wählerisch geworden. Wer wird es dem Hollywood-Veteranen verübeln? Vielleicht ist es seine dritte Ehe mit der 42 Jahre jüngeren Schauspielerin Luciana Pedraza, die ihn zuweilen von größeren Engagements abhält. Altersmüde ist er nicht. Wenn er sich für ein Projekt entscheidet, dann tut er es mit der Disziplin und dem Einsatz, den man von ihm erwartet. 2002 brach er sich bei einem Sturz vom Pferd mehrere Rippen, als er sich für den Western "Open Range - Weites Land" vorbereitete. 2003 spielte er in "Gods and Generals" seinen Vorfahren und Namensvetter Robert E. Lee. Vielleicht kehrt Duvall in seinen Rollen dahin zurück, von wo er ausgezogen ist. Auf seinem Weg ist es ihm immer wieder gelungen, unscheinbare Nebencharaktere zu den eigentlichen Hauptdarstellern zu machen. Duvall hat ein großes Publikum begeistert und wird es auch weiter tun.
erschienen am 24. März 2008
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Obwohl sein Vater, ein Admiral der US-Navy, es lieber gesehen hätte, wenn sein Sohn dem Militär treu geblieben wäre, quittiert Robert Duvall den Dienst und besucht New Yorks renommierte Schauspielschule, die Neighborhood Playhouse School. Dort teilt er sich ein Zimmer mit Dustin Hoffman und lernt Gene Hackman kennen. Sie kamen zur Gründerzeit des "New Hollywood" zum Film, als man begierig auf der Suche nach unverbrauchten Gesichtern war. Duvall schuf im Verbund mit Francis Ford Coppola einige..
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