Andrea Niederfriniger/Ricore Text
Meryl Streep auf dem Filmfest von San Sebastian
Leidenschaft: Oscars sammeln
Starfeature: Eiskalte Meryl Streep?
Keine andere Schauspielerin wurde so häufig für einen Oscar nominiert wie Meryl Streep und keine gewann so viele Auszeichnungen. Auf die einen wirkt sie kalt und distanziert, die anderen schätzen ihre exakte Mimik und ihre Professionalität. Dazu gehört auch, dass ihr Privatleben in der Öffentlichkeit kaum eine Rolle spielt. Seit über dreißig Jahren ist sie mit dem Bildhauer Don Gummer verheiratet und hat vier Kinder. Sie selbst sagt lapidar: "Ich bin eine Schauspielerin, die nach der Arbeit nach Hause geht." Wir wollen trotzdem wissen, was es mit den Sticheleien gegen die schauspielernde Madonna und einem Oscar auf dem Spülkasten auf sich hat.
erschienen am 14. 07. 2008
Universal Pictures
Meryl Streep in "Mamma Mia!"
Dass Meryl Streep in Hollywood Karriere machen würde, ahnt nur eine: Bette Davis. Ganz begeistert schreibt sie einen Brief an die junge Schauspielerin und ruft sie zu ihrer Nachfolgerin aus. Ungewöhnlich, schließlich hat Meryl eine schiefe Nase, die sie nie operieren lässt und wegen der Regisseure Frontalaufnahmen ihres Gesichts meist vermeiden. Katharine Hepburn kann sie aus anderen Gründen nicht leiden. "Click, click, click" sagt sie, wenn sie Streep auf dem Fernsehbildschirm sieht, um anzudeuten, dass die Schauspielerin wie ein Roboter agiere. Wahrscheinlich ahnt sie, dass die junge Konkurrentin ihre zwölf Oscarnominierungen einmal übertrumpfen wird.
Kool
Meryl Streep und Lindsay Lohan in "Robert Altman's Last Radio Show"
Opernamateur gegen Popdiva
Meryl rangelt derweil mit ihrer liebsten Feindin Madonna. Als es darum geht, wer die Evita Peron in der gleichnamigen Muscialverfilmung spielen soll, gibt Streep sich kämpferisch und sagt: "Ich kann besser singen als sie. Wenn Madonna die Rolle bekommt, schneid ich ihr den Hals durch." Schließlich wollte sie selbst früher Opernsängerin werden und nahm schon mit zwölf Jahren fleißig Gesangsunterricht. Madonna bekommt die Rolle dennoch, überzeugt und bleibt am Leben. Drei Jahre später kann sich aber Meryl durchsetzen. Für den Part in Wes Cravens "Music of the Heart" übt sie acht Wochen lang täglich sechs Stunden Violine, sticht Madonna aus und wird mit einer Oscarnominierung als beste Hauptdarstellerin belohnt.
Universal Pictures
Mamma Mia!
Insgesamt vierzehn Mal darf sie sich Hoffnungen auf Hollywoods höchste Ehrung machen, zwei Mal nimmt sie die Trophäe mit nach Hause. Damit führt sie die Liste vor Katharine Hepburn und Jack Nicholson (je12 Nominierungen) mit Abstand an. Die US-Kinderserie Sesamstraße erfindet ihr zu Ehren einen eigenen Charakter: "Meryl Sheep". Großen Wert scheint die Schauspielerin auf solche Würden nicht zu legen. Ihren ersten Oscar stellt sie auf der Party im Anschluss an die Preisverleihung auf dem Spülkasten einer Toilette ab - und vergießt ihn dort!
Fox
Von Löwen und Lämmern
Meisterin im Erdulden
Ihre Frauenfiguren beweisen in schwierigen Situationen Charakterstärke und sind Meisterinnen im Erdulden. Als dieses Rollenprofil sich abzunutzen beginnt, versucht Streep sich Anfang der 1990er Jahre davon zu befreien und nimmt Rollen in Komödien an. Die Kritiken fallen schlechter aus. Die hoch gelobte Schauspielerin bleibt das erste Mal in ihrer gut dreißigjährigen Karriere fünf Jahre lang ohne Oscarnominierung. Ein Drama, Clint Eastwoods "Die Brücken am Fluß", gilt gemeinhin als ihr Comeback. Künftig beweist sie mehr Gespür für ihre Rollen. Auf ihr Gefühl konnte Meryl Streep sich schließlich schon immer verlassen. Ursprünglich hatte sie sich als Juristin an der Universität beworben, am Morgen ihres Vorstellungsgespräches aber verschlafen. Sie nahm es als einen Wink, dass das Schicksal anderes mit ihr vorhabe. Es scheint, als habe sie die Zeichen richtig gedeutet.
erschienen am 14. Juli 2008
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Meryl Streeps Karriere beginnt auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Ihr schauspielerisches Talent wird früh entdeckt und stark gefördert. Nur kurze Zeit nach ihrem Schulabschluss kehrt sie dem Theater jedoch den Rücken und spielt ihre erste Filmrolle. Es folgen große Erfolge und unzählige Preise. Keine andere Schauspielerin wurde so oft für den Der Teufel trägt Prada" sowie ihre Darstellung der britischen Premierministerin Margaret Thatcher in "Die Eiserne Lady".Anton Tschechows "The..
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