Kinowelt Filmverleih
Fernando Meirelles
Erfolgreiches Autorenkino aus Brasilien
Starfeature: Kosmopolit Fernando Meirelles
"City of God" ist ein Appell des brasilianischen Regisseurs Fernando Meirelles an den designierten neuen Präsident seines Landes. Es ist das Plädoyer für einen mutigen Neuanfang, um die Situation der Favelados am Rande der Großstädte zu verbessern. Präsident Luiz Inacio da Silva Lula kündigte genau diesen an, seine Administration kündigte zahlreiche Reformen an. Mittlerweile ist in dem größten Land Südamerikas Ernüchterung eingekehrt. Den ambitionierten Vorhaben aus dem Jahr 2002 folgten keine mutigen Gesetze. Meirelles hingegen ist inzwischen zum international anerkannten Filmemacher avanciert.
erschienen am 19. 10. 2008
City of God
Nachdem er 1997 Paulo Linss Roman "City of God" verschlungen hat, ist für ihn klar, dass er das Buch verfilmen will. Er befindet sich zu dieser Zeit in einer ausgereiften Midlife Crisis; ist 42 Jahre alt und erfolgreicher Werbefilmer - aber eben nicht mehr. Die Romanadaption soll das ändern. Meirelles behält Recht. An Originalschauplätzen der Favela City of God, mit Bewohnern des Armenviertels von Rio de Janeiro realisiert, wird das gleichnamige Werk einer der erfolgreichsten Filme des brasilianischen Kinos. Damit streut der Regisseur Salz in die offenen Wunden der brasilianischen Gesellschaft. Der Mittelstand kann angesichts des immensen Erfolgs des Dramas seine Augen vor den Problemen in den Slums der großen Städte nicht mehr verschließen. Korruption, Gewalt und Rassismus sind in den Medien plötzlich allgegenwärtig. Das Werk bringt Fernando Meirelles 2004 eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Beste Regie ein. Am Ende reicht es nicht für den Preis, er muss sich an dem Abend Peter Jackson geschlagen geben, dessen "Herr der Ringe" die Preisverleihung dominiert. In der Oscarnacht zünden Unbekannte aus Enttäuschung über die Nichtberücksichtigung in der City of God zwei Linienbusse an.
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Die Stadt der Blinden
Die positive Sogwirkung des Films hält nicht lange an, vieles ist in Brasiliens sozialen Brennpunkten beim Alten geblieben - oder noch schlimmer geworden. Die Wohlhabenden überfliegen mit dem Hubschrauber die gefährlichen Stadtviertel und leben in einer eigenen, von Sicherheitsfirmen und der Polizei hermetisch abgeriegelten Welt. Der Rest der brasilianischen Gesellschaft trotzt der Gewalt so gut er eben kann. Das ist möglich, weil sich ein Großteil des Elends innerhalb der Favelas abspielt. Und Meirelles? "City of God" war nur der Startschuss für eine erfolgreiche Karriere als internationaler Filmemacher, er hat Blut geleckt. Nach seinem Durchbruch widmet er sich im Jahr 2005 der Romanverfilmung von "Der ewige Gärtner". In dem Buch von John Le Carré versucht ein Diplomat den Mord an seiner Frau in Kenia aufzuklären. Meirelles dreht vor Ort und bleibt der Tradition des Autorenkinos treu. Erneut ist er für die Academy Awards nominiert, wieder geht er leer aus. Diesmal bleibt es in den Slums von Rio de Janeiro ruhig, der Film spielte ja auch nicht in Brasilien.
Jean-François Martin/Ricore Text
Der Regisseur und seine Schauspielerin: Fernando Meirelles und Alice Braga
Meirelles selbst entstammt dem Mittelstand. Er kommt erstmals während seines Architekturstudiums an der Universität von Sao Paulo mit dem Film in Berührung. Er experimentiert mit dem Medium und macht es zu seiner Profession. Schon seine ersten Kurzfilme gewinnen Preise auf brasilianischen Festivals. Als Produzent von Independentfilmen, sowie Regisseur von Kindersendungen für das brasilianische Fernsehen, macht er sich ebenfalls einen Namen. Sein Vater ist Mediziner für Gastroenterologie und nimmt den jungen Fernando schon in Kindertagen auf Forschungsreisen nach Asien und Nordamerika mit. Der Junge nutzt die Möglichkeit frühzeitig über den Tellerrand hinaus zu blicken. Im Jahr 2008 eröffnet der Weitgereiste mit dem Wettbewerbsbeitrag "Die Stadt der Blinden" die 61. Filmfestspiele von Cannes. In der Verfilmung des gleichnamigen Romans des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers José Saramago erblindet die Bevölkerung in Folge einer um sich greifenden Seuche. Die Betreffenden werden kaserniert und von den Aufsehern drangsaliert. Wieder behandelt er ein soziales Thema, doch Kritik und Publikum in Cannes können mit diesem Werk weinig anfangen. Seine Fans warten dennoch gespannt auf Meirelles' nächsten Filme, und hoffen, dass er weiter das soziale Gewissen seines Landes bleiben wird.
erschienen am 19. Oktober 2008
Zum Thema
"City of God" ist sein Durchbruch. Der Film über das Überleben in einem Favela von Rio de Janeiro macht Fernando Meirelles 2003 zum international beachteten Regisseur. Er selbst entstammt einer Mittelstandfamilie der Industriemetropole Sao Paulo. Der ewige Gärtner" (2005) von John Le Carré, sowie José Saramagos "Die Stadt der Blinden" (2007). 2011 folgt das Episodendrama "360".
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