Es ist ein ironischer Wink des Schicksals, dass aus Klein-Anne ein Hollywoodstar geworden ist. Anders als gleichaltrige Mädchen, will sie nämlich als Mädchen Nonne werden. Ihre Eltern sind Katholiken und die Tochter teilt deren Glauben. Als 15-jährige erfährt sie, dass ihr Bruder homosexuell ist. Erste Zweifel an ihrer Berufung kommen hoch. Schließlich ist sie sich sicher, dass sie nicht in einer Kirche Mitglied sein will, die ihren Bruder verurteilt. Auch sonst bleibt Anne moralisch integer. Der angehende Star lehnt Nacktszenen ab, wenn diese für die Aussage des Films nicht unbedingt notwendig sind. Sie engagiert sich mit ihrem damaligen Partner Raffaello Follieri für Kinder aus der Dritten Welt. Das Bild der warmherzigen Schauspielerin wird erst rissig, als ihrem Freund Steuerbetrug und Unterschlagung vorgeworfen wird. Anne Hathaway beeilt sich, die Beziehung zu beenden, erzählt in Interviews vom Schock und meidet das Thema wann möglich. In den Medien kommt sie unter Beschuss, weil sie angeblich ein luxuriöses Leben auf Kosten anderer führe. Das Ermittlungsverfahren spricht sie juristisch frei: Der Star sei ein nichts ahnender Zeuge des Betrugs gewesen. Ethische Gründe, aber auch Angst um ihre Karriere dürften bei der Trennung von ihrem Freund dennoch eine Rolle gespielt haben.

"Der Teufel trägt Prada" setzt den nächsten Karriere-Höhepunkt. Auf den Covern der Mode - und Frauenzeitschriften avanciert sie zum Vorbild in Stilfragen. Ihre grazile Erscheinung erinnert an Filmikonen wie Judy Garland und Audrey Hepburn. Die Werbung für den traditionsreichen Kosmetikkonzern Lancôme setzt ihre zeitlose Schönheit gelungen in Szene. In Jonathan Demmes Familiendrama "Rachels Hochzeit" zeigt sich Anne Hathaway von einer neuen Seite. Sie spielt die neurotische und labile Kym, die mit ihren periodischen Entzugskuren als Sorgekind der Familie gilt. Ihre Leistung wird mit einer Oscar-Nominierung belohnt. Im Unterschied zu anderen Teenie-Stars hat sich Anne auch als Erwachsene im Geschäft gehalten.