Kevin Smith und New Jersey gehören zusammen wie Woody Allen und New York. Bisher hat sich der Independent-Regisseur nicht allzu weit aus seiner Heimat weggetraut. Mit "A Couple of Dicks" wagt er 2010 zum ersten Mal einen großen Schritt in Neuland: Er führt Regie, ohne selbst das Drehbuch verfasst zu haben, arbeitet nicht mit seinem Stammproduzenten und Collegefreund Scott Mosier zusammen und verlässt sein eigenes Askewuniversum, um sich ein Stück in die große weite Welt zu trauen.

Mit fast demselben Ensemble wie in "Mall Rats" gelang ihm der große Durchbruch. Ben Affleck, Jason Lee und Joey Lauren Adams konnten mit ihrer Darstellung einer verzwickten Dreiecksbeziehung punkten und verhalfen Smith zu weiterer Anerkennung in der Filmbranche. Mit seiner Hauptdarstellerin verband den Regisseur mehr als nur die berufliche Zusammenarbeit. Allerdings ging die Liebe nach Erscheinen von "Chasing Amy" 1997 in die Brüche. Neben der aufstrebenden Karriere im Filmbusiness ging es für den New Jerseyer auch privat weiter bergauf. Er lernte Jennifer Schwalbach kennen, die 1999 seine Frau wurde und die gemeinsame Tochter Harley Quinn zur Welt brachte. Ihr Name stammt übrigens von einer Figur aus einem Batman-Comic.

Überhaupt pflegte er während seiner Regie-Karriere die Liebe zum Comic weiter. Als Autor von Green Arrow und Daredevil arbeitete er ständig an neuen Projekten, die er eines Tages auch auf die Leinwand bringen will. Nebenbei betreibt er in New Jersey den Comic- und Fanartikelladen Jay and Silent Bob's Secret Stash. Der Kontakt zu seinen Fans war ihm von Anfang an sehr wichtig. Als einer der ersten Filmemacher eröffnete Kevin Smith 1995 eine Internetseite, The View Askewniverse, und schreibt bis heute regelmäßig neue Einträge für seinen Blog "My Boring Ass Life", die unter demselben Titel 2007 ihren Weg in die Bücherregale fanden. Die Fans wollten mehr über Jay und Silent Bob wissen, also drehte Kevin Smith 2001 "Jay und Silent Bob schlagen zurück".

In "Zack & Miri Make a Porno" (2008) taucht keine der üblichen Figuren der Smith-Filme mehr auf. Auch Jay-Darsteller Jason Mewes darf diesmal in einer anderen Rolle brillieren. Vielleicht ist das tatsächlich der Start in eine neue Ära, weg von New Jersey. Bisher hatte der Regisseur Filme wie "The Punisher" (2004) und "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" (2003) abgelehnt, weil er fern von Hollywood lieber seine eigenen Drehbücher umsetzt. Schlechte Erfahrungen mit der Traumfabrik hat er bereits Jahre vorher gemacht, als er ein Drehbuch für "Superman" verfasste, dann aber kurzerhand durch Tim Burton ersetzt wurde. Am Ende durfte keiner der beiden seine Vorstellungen in die Tat umsetzen. Die Heimattreue wurde Kevin Smith von der Stadt Paulsboro sogar mit der Benennung einer Straße gedankt. Als nächstes Projekt dreht Kevin Smith mit "Hit Somebody" einen Hockey-Film. Neben seiner Liebe zu Comics und Filmen steht der Sport an dritter Stelle, dem er auch in jedem seiner Filme eine kleine Hommage-Szene widmet. Pläne für die Zeit nach der Karriere hat er auch schon im Hinterkopf: Obwohl er von der Vancouver Film School geflogen ist, würde er gerne eines Tages als Dozent für Film und kreatives Schreiben ans College zurückkehren.